Album der Woche: Blond – Martini Sprite

Album der Woche: Blond – Martini Sprite

Die Kummers kann man als eine der popkulturell relevantesten Familien Deutschlands bezeichnen. Auch weil die beiden Schwestern Nina und Lotta mit ihrer Band Blond derzeit große Erfolge feiern. Mit ihrem Debüt-Album Martini Sprite zeigen die Beiden, dass sie sich auf gar keinen Fall im Schatten der großen Brüder verstecken müssen.

Martini Sprite klingt wie ein Mischgetränk aus einer Dorfdisco in der statt Schlager die Arctic Monkeys laufen. Traditionelle Coolness trifft auf absurden Zeitgeist-Humor. Dabei schafft es Blond mit einer ungeahnten Leichtigkeit Thematiken zu behandeln, die sonst ganz viel Feingefühl brauchen. Auf „Thorsten“ demaskieren sie Mansplaining, auf „Sie“ wird Verfolgungsangst beim Nachhauseweg thematisiert und auf „Es könnte grad nicht schöner sein“ wird so offen wie noch nie über Menstruation gesprochen. Jedoch wechseln sich thematische Tiefe und ultimative Belanglosigkeit kontinuierlich ab. Im Song „Hit“ geht es darum einen Hit zu schreiben, in „Match“ um die Generation Tinder. Haben wir an anderer Stelle schon gesehen und fanden es auch da schon doof.

Diese Dualität zeigt sich auch im Klangbild, das so klingt wie jeder einzelne Indie-Rock Song Anfang der 2000er. Das funktioniert zwar weitestgehend gut, aber auch nur weil man es davor schon zigmal gehört hat. Diese Familiarität tut dem Spaß allerdings keinen Abbruch.  Für den ist ganz besonders Bassist und Keyboarder Johann zuständig. Seine Basslines sind häufig das, was die Songs von Blond so erinnerungswürdig macht.

Die große Stärke von Martini Sprite ist also die Fähigkeit komplexe Thematiken mit einem Soundbild zu verbinden, das einfach Spaß bereitet. Der große Wehrmutstropfen auf Martini Sprite ist der wirklich grauenvolle 90s Hip Hop Song „Sanifair Millionär”, der es aber zum Glück nicht schafft den Hörfluss zu ruinieren. Martini Sprite ist ein Album geworden, das noch lange Spaß machen wird und Indie-Rock genau das beibringen kann, was er gerade dringend braucht: Bei aller Ernsthaftigkeit niemals den Witz an der Sache zu verlieren.

von Jan Knöferl

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Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 04.02.20, ab 19.00 Uhr in unserem Soundcheck

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Veröffentlicht am 4. Februar 2020

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