Album der Woche: Katie Gately – Loom

Album der Woche: Katie Gately – Loom

Künstler*innen, die im Laufe in ihrer Karriere in erster Linie produzieren, anstatt eigene Alben zu veröffentlichen, tun sich mit ihren Solo-Debüts traditionell schwer. Doch oft genug schaffen sie es, die Magie ihrer Arbeit auch solo zu transportieren. Eine dieser Produzentinnen ist Katie Gately, die diesen Freitag mit Loom ihr zweites Album veröffentlicht. 

Die Regel, dass Pop zugänglich und einfach zu konsumieren sein muss, wird in den musikalischen Kreisen von Katie Gately seit jeher nicht besonders ernst genommen. Schließlich produziert sie seit Jahren unter anderem für die Experimenal-Elfe Björk und Art-Pop-Antagonistin Zola Jesus. Gatelys zweitem Album hört man diese Einflüsse merklich an. Als Sample-Puzzlerin lenkt sie die Hörenden durch ein Album, dessen Fragmentarismus so dogmatisch ist, dass er schon wieder gefällt. Hier sollen manche Songs ein wenig unfertig wirken. Und wer glaubt, Pop müsse nach drei Minuten zum Ende kommen, hat mit diesem Album sowieso keinen Spaß.

Wirklich intensiv ist in erster Linie die Atmosphäre des Albums. Songs wie die Vorabsingle “Bracer” oder das absolute Highlight des Albums, “Waltz”, sind durch das Layering der Samples bereits sehr dicht. Wenn über diese Wälle und Täler von Sound dann auch noch Gatelys Stimme tänzelt, stampft, umschmeichelt und droht, gerät das Album so sinister, wie schon lang kein vergleichbares Werk vor ihm. Dass Katie Gately mit dem Album den Tod ihrer Mutter aufarbeitet, passt in vielerlei Hinsicht zu Loom.

Ein Album so sehr auf Sound und Atmosphäre aufzubauen wie Gately es tut, kann auch schief gehen. Allerdings kommen an diesem Punkt die handwerklichen Fähigkeiten der Amerikanerin zum Tragen. Loom wird um so besser, desto hochwertiger die Anlage ist, auf dem es gespielt wird. Selten war bei einem Pop-Album eine solche Detaildichte im Sounddesign hörbar, wie bei diesem. Ein wunderbarer Beweis dafür, wie bereichernd Produzentinnen und Produzenten für die Poplandschaft sein können.

von Maximilian Heß

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Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 11.02.20, ab 19.00 Uhr in unserem Soundcheck

Veröffentlicht am 11. Februar 2020

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