Album der Woche: Watsky – Placement

Album der Woche: Watsky – Placement

Watsky, der erwachsengewordene Studentenrapper aus San Francisco, schreibt mit Placement das nächste Kapitel in seiner Symmetry Trilogie. Ein Jahr nach dem Vorgänger, fügt sich das Album homogen in Watskys Entwicklung ein, wartet aber mit mehr Ideenreichtum auf.

Mit seinem letzten Album Complaint, machte Watsky einen deutlichen Schritt Richtung Pop und weg von gewohnten Soul und Indie Rock Einflüssen. „Placement“ führt das weiter, aber in eine Richtung, die wieder mehr an frühere Veröffentlichungen erinnert. Trotz unorganischen Elektro Drums und Synthpop Anleihen klingt alles wieder etwas nischiger. Der Eröffnungssong „Advanced Placement“ vermischt harmonischen Doubletime, House Bässe und Roboterstimmeffekte. Das irritiert kurz, leitet aber schön in die restlichen Lieder über.

Hier findet sich einen Popsound, der schon längst in die Jahre gekommen ist. Ein bisschen „Call Me Maybe“ Nostalgie und die ersten Versuche auf der verstimmten Gitarre, schweben in den Liedern.

Die Instrumentals passen sich Watskys vielen Anekdoten an. Die Erinnerung an ein vergangenes Lebensgefühl bildet das Gerüst der neun Tracks. Auf „Dreams & Boxes“ geht es um Familien Identität und alte Erinnerungsstücke. Ungefähr zur Hälfte des Stücks, geht Watsky in einen Spoken Word Teil über. Darin schildert er seine früheste Erinnerung, das Erdbeben in Santa Cruz 1989. Das Motiv dieses Bebens, einer plötzlichen Wendung, die man als Kind nicht versteht, weitet er auf das gesamte Album aus. Er beschreibt seine Angst, nie über diesen Horizont hinausblicken zu können, selbst als Erwachsener. Der vorletzte Track „Embrace The Quake“ ist ein Appell, diese Sorgen beizubehalten und daran zu wachsen.

Man merkt, dass Watskys musikalische Entwicklung viel mit persönlicher Erkenntnis einhergeht. Reflektionen über Familienbeziehungen und Erwachsenwerden ziehen sich, durch das ganze Album. Mit dem Anti Trump Song „Border in My Heart“ gibt es leider noch einen richtigen Ausrutscher. Außerdem klingen viele gesungene Hooks wie zaghafte Versuche Green Day zu imitieren. Watskys Charme, leidet etwas darunter. Trotzdem hat „Placement“ viel Introspektive, eine vielfältige Produktion und einfallsreich gerappte Parts und schafft es über große Strecken ein wunderbar emotionales Gesamtbild zu malen.                                               

von Paul Stümke

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Veröffentlicht am 12. März 2020

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