Album der Woche: Mavi Phoenix- Boys Toys

Album der Woche: Mavi Phoenix- Boys Toys

Cloud Rap ist oft mit dem Klischee verbunden, dass die Texte der Songs komplett belanglos sind. Boys Toys, das Debütalbum des österreichischen Rappers Mavi Phoenix, schafft es Cloud Rap mit so viel Inhalt zu füllen, dass sich auch die großen Lyriker*innen des Genres etwas abschauen können.

Mavi Phoenix lebt seit Herbst 2019 öffentlich als trans Mann. Boys Toys ist das Manifest dieses Coming-Outs. Auf dem Album inszeniert sich Mavi als sein Alter Ego „Boys Toys“, einer Version von Mavi als aufwachsendem Jungen. Aus dieser Perspektive erzählt er von der Auseinandersetzung mit seiner Identität. Dabei schwankt er zwischen Angst und Wut auf „12 Inches“ und Erleichterung darüber endlich er selbst zu sein auf „Family“.

Diese Auseinandersetzung verpackt Mavi Phoenix in einem Soundbild, das absolut klatscht. 808s und Snares fliegen von links nach rechts durch den Mix, in fast jedem Song klirrt der Autotune bis zum Anschlag und die Melodien treiben kontinuierlich nach vorne. Dabei liefert das Album die passende klangliche Untermalung für zahlreiche Situationen: Der titelgebende Song „Boys Toys“ passt perfekt zum durch den Club springen, „Weekend“ untermalt die nächste Chillout-Session und „Bullet In My Heart“ liefert den Soundtrack zum traurig sein.

Boys Toys ist das dringend benötigte Gegenstück zum aktuellen, prolligen Profilierungs-Hip-Hop. Kaum ein Album der letzten Zeit hat es geschafft Identität abseits der Cisnormativität so eindrücklich zu repräsentieren und dabei zeitgleich ein so diverses Klangbild vorzustellen. Boys Toys ist eine Zelebrierung von trans Identität die Hip-Hop noch sehr lange begleiten wird. 

von Jan Knöferl

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Veröffentlicht am 16. April 2020

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