Album der Woche: Thundercat – It Is What It Is

Album der Woche: Thundercat – It Is What It Is

Durch Kollaborationen mit Kendrick Lamar, Flying Lotus oder Kamasi Washington, gilt Thundercat schon längst als einer der Musiker, der Zuhörer*innen aus Jazz, Hiphop und Funk zusammenbringt. Auf „It is What It is“ bündelt er die Vielfalt dieser Genres in einer großartigen Gesamtkomposition.

Die ersten beiden Lieder „Lost in Space“ und „Interstellar Love“ bieten einen opulenten Einstieg in ein Album, auf dem sich der Bassist mit der Welt, Ängsten und Verlusten abfindet. Scheinbar ganz allein, ruft er nach anderen Menschen. Der Gesang verliert sich immer weiter in sphärischem Hall. Erst durch den Ausbruch der hastigen Drumrolls und Kamasi Washingtons unruhigem Saxophonsolo, bekommt Thundercat eine musikalische Antwort auf seine Einsamkeit.

Das Album erinnert immer wieder an die komplexen, harmonischen Basskompositionen von Jaco Pastorius oder die Falsettstimmen von Funksängern wie George Duke oder D´Angelo. Trotzdem ist Thundercats viertes Album so eigen und unnachahmbar wie nie zuvor. Jeder Song hat ein klares Motiv. Dabei findet Thundercat immer die scheinbar entferntesten Harmoniewechsel und Möglichkeiten Features einzubinden. So gibt es eine extreme Dichte an musikalischen Ideen.

Selbst die kürzeren Lieder wie „How I Feel“ dienen nicht nur als Filler, sondern tragen zum Gesamtverlauf des Albums bei. Thundercat leitet die Zuhörer*innen geschickt von einer Stimmung in die nächste, ohne dass das je anstrengend wird.  Der gute Fluss des Albums bietet auch klare Höhepunkte mit fulminanten Funk-Hits wie „King on the Hill“ oder „Black Qualls“.

„It is What it Is“ bietet eine Antwort auf Frank Zappas provokative Frage: „Does Humor Belong in Music?“. Thundercats aneckende Texte werden oft als ironisch dahingestellt. Ein großer Teil von „It Is What It Is“ ist dafür sehr nüchtern erzählt. Es mag komisch erscheinen, wenn jemand so geradeheraus über kleine Probleme und große Existenzängste singt. Dabei widmet sich Thundercat genau dieser alltäglichen Absurdität.

Wie der Titel verdeutlicht, geht es darum das Leben zu dulden, mit all seinen Herausforderungen. Dazu gehört auch die Erinnerung an den verstorbenen Mac Miller, die besonders zum Ende des Albums immer wieder eine zentrale Rolle einnimmt. Der Song „Miguels Happy Dance“ fasst die Idee des Albums am besten zusammen. Getrieben von einer hektischen Bassline und schrägen Synthesizern animiert Thundercat durch den Schmerz zu tanzen.

“Just do the fuckin’ dance
Even if you started to cry
It’s okay
Everything will be alright“

von Paul Stümke

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Veröffentlicht am 7. April 2020

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