Album der Woche: Tom Misch & Yussef Dayes – What Kinda Music

Album der Woche: Tom Misch & Yussef Dayes – What Kinda Music

Mit What Kinda Music treten Gitarrist Tom Misch und Jazz-Drummer Yussef Dayes eine durchgestylte Klang-Oddyssee an, durchzogen von musikalischen Gegensätzen.

Obwohl beide Künstler Ausbildungen an ihrem Instrument genossen haben, könnte ihre klangliche Beziehung zum Jazz kaum unterschiedlicher sein: Beat-Producer Tom Misch baut spätestens seit seinem Debut-Album Geography  auf konventionelle Harmonie und Wohlklang, nutzt sein leicht angejazztes Gitarrenspiel als Vehikel für Disco und Funk, bewussten Kitsch mit Augenzwinkern. Yussef Dayes hingegen lernte und spielt mit Größen aus dem Umfeld von Miles Davis und dem Sun Ra Arkestra. Sein psychedelisches Spiel durchkreuzt Acid-, Free Jazz und Fusion, er konnte mit seinen experimentellen Rhythmen bisher eher Kritiker*innen als Massen erreichen.

Trotz der unterschiedlichen musikalischen Wurzeln einigen sich die Künstler auf What Kinda Music glücklicherweise nicht auf einen zweckmäßigen Mittelweg: Stattdessen setzen sie im musikalischen Dialog konsequent Kontrapunkte. Wenn Yussef Dayes auf „Tidal Wave“ energisch in die Bassdrum tritt, tränkt Misch sanfte Harmonien in ein Meer aus Reverb und Delay.  Und zum verspielten Gitarrenriff in „I Did It For You“, der zu Geography-Zeiten noch mit generischen Discobeats unterlegt gewesen wäre, lässt Dayes seine Stöckchen federleicht über das Set tanzen.

Es wäre verlockend, sich ganz dem Rausch hinzugeben, in den die Freunde sich gegenseitig spielen, aber das gelingt leider nicht immer. Denn die Antwort auf die Frage, What Kinda Music dieser Flickenteppich aus Genres und Einflüssen letztendlich ist, wird im Verlauf der 12 Songs konsequent verweigert, was beizeiten recht fordernd sein kann. Sieht man allerdings darüber hinweg, entpuppt sich das Album als ein psychedelischer Fiebertraum, irgendwo zwischen Nostalgie und Dystopie, Roadtrip und Spaceship, eine glühende Liaison zwischen Jazz und Pop.

von Max Keefer

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Veröffentlicht am 28. April 2020

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