Album der Woche: Car Seat Headrest – Making A Door Less Open

Album der Woche: Car Seat Headrest – Making A Door Less Open

Vier Jahre haben Car Seat Headrest ihre Fans seit Teens of Denial auf ein neues Album warten lassen, ihre 2018er Exkursion Twin Fantasy einmal ausgenommen. Auf Making A Door Less Open reißen sie dafür jetzt alle Türen auf.

Vier Jahre Pause bedeuten auch Raum für neuen Input. Das nimmt die Band in diesem Fall wörtlich: Gitarren und Drumset machen auf Making A Door Less Open Platz für MIDI-Keyboard und Drumpad. Dahinter steckt maßgeblich der Einfluss des Sideprojects 1 Trait Danger von Sänger Will Toledo und Drummer Andrew Katz. Das Album wurde doppelt aufgenommen, sowohl akustisch als auch digital, und beide Versionen dann anschließend im Mix verrührt. Für das Kunststück, Akustikversion und MIDI-Mix zusammenzubringen, wurde niemand geringeres als Bernie Grundman herangezogen. Er verlieh schon Alben wie Thriller und The Chronic ihren Schliff und arbeitete außerdem mit Prince oder Earth, Wind & Fire zusammen. Seiner Produktion ist es zu verdanken, dass der ambitionierten Idee auf Making A Door Less Open Leben eingehaucht wird. Aber nicht nur im Klangkonzept orientieren sich Car Seat Headrest neu: Die einzelnen Songs bilden einen Genre- und stilübergreifenden Mix von Rock bis Electro.

Und im Kleinen funktioniert das beizeiten großartig. Songs wie „Martin“, „Hollywood“ oder „Can’t Cool Me Down“ sind mehr als solide Singles, sind unkonventionell produziert und gehen trotzdem ins Ohr. Durch die Songs drängt sich neben synthetischen Drums unüberhörbar die kindliche Freude, mit der an Knöpfchen und Reglern geschraubt wurde. Bis zur Ekstase wird gelooped, gepanned und gesampled. Nur will der Funke bei dem ganzen Spaß nicht so recht überspringen. Denn nur, weil die digitale Produktion neu für den Sound der Band ist, ist sie das nicht für das Ohr ihrer Hörer*innen.

Dabei ist der Gedanke hinter Making A Door Less Open durchaus nicht verkehrt: Die Ambition, sich vom etablierten Sound zu emanzipieren hat die vielleicht besten Alben der Popgeschichte mit sich gebracht. Aber es einfach mal anders zu machen reicht nicht aus für ein innovatives Klangerlebnis, wenn damit kein inhaltliches Konzept vermittelt wird.

Making A Door Less Open strotzt vor Experimentierfreudigkeit und hört sich an wie ein Poesiealbum gefüllt mit Liebeserklärungen an alle Genres und Produktionstechniken aus den Plattenschränken seiner Macher. Daraus hätte eine großartige EP werden können, eine Stilkreuzung, an der sich die Band für mehrere Abzweigungen entscheiden könnte. Stattdessen wurde die Sampler-Idee auf die Länge eines Albums gestreckt, das mehr Fragen aufwirft, als es beantworten kann.

von Max Keefer

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Veröffentlicht am 5. Mai 2020

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