Album der Woche: Juse Ju – Millenium

Album der Woche:  Juse Ju – Millenium

Es gibt kaum eine Genre-Beschreibung die so unangenehm nach alt gewordenen Soziologie-Studierenden klingt wie conscious Rap. Bestenfalls ist das Frühwerk von Mos Def gemeint, schlimmstenfalls das Geschwurbel von Prinz Pi. Wenn man also von Juse Ju als einem von Deutschlands wichtigsten Conscious Rappern spricht, würde selbst er das als Beleidigung auffassen. Dabei zeigt Juse Jus mit seinem neuen Album Millenium erneut, dass er einer der sensibelsten und smartesten Deutschrappern ist. Auch ohne die Vokabel Conscious-Rap.

Juse Ju knüpft in seinem neuen Album, quasi nahtlos an den Stil vom Vorgänger Shibuya Crossing an. Wieder lässt er die Hörenden teils tiefe Einblicke in seine Biographie und seine Emotionen gewinnen. Dabei wird das Album aber nie rührselig oder kitschig. Juses große Stärke ist es, unprätentiös über Gefühle zu reden. Damit schafft er es traumatisierende Erlebnissen bei seinem Zivi-Dienst in der Psychatrie wie im Song “TNT” ohne unangenehme Dramatik zu erzählen. Das liegt auch daran, dass Juse Ju einer der besten Geschichtenerzähler in der Deutschrap-Szene ist.

Abseits der Storytelling-Tracks “TNT”, “Unter der Sonne”, “Sayonara”, “Claras Verhältnis” und “Millenium” betätigt sich Juse wieder vermehrt als Battle-Rapper. Dabei geht es in seinen Tracks eher um Randphänomene der Whackness wie Edgelords und SUV-Fahrer. Juses Wortgewandtheit ist auch hier sein Vorteil, an das erzählerische Level des restlichen Albums kommt er allerdings nicht ran. Man könnte meinen, er hätte das selbst bemerkt, deshalb nehmen die Features in Tacks wie “Edgelord” oder “Ich hasse Autos” eine größere Rolle ein. Ein Highlight ist hier das Feature mit Milli Dance von Waving The Guns.

Millennium zeigt, dass Juse Ju, zumindest für diese Schaffensphase, seinen Modus Vivendi gefunden hat. Die Mischung aus eher allgemeinen Beobachtungen, politischem Battle-Rap und emotionalem Storytelling funktioniert perfekt und macht Millenium zu einem Kleinod. Auch wenn sich Juse Ju aufgrund dieses Albums nun noch mehr mit dem unangenehmen Wort Conscious Rap herumschlagen müssen dürfte.

von Maximilian Heß

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Veröffentlicht am 30. Juni 2020

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