Schon letztes Jahr wurde die Newcomerin Park Hye Jin auf internationalen Festivals wie Primavera, Lost Village oder Melt gebucht. Mit ihrer zweiten EP How Can I hätte sie dieses Jahr endgültig die Floors der Welt erobert.

Deep House feiert noch immer sein Comeback. Künstlerinnen wie Yaeji und Peggy Gou haben in den letzten Jahren mit ihrem Mix aus House und Techno den Sound eines neuen Subgenres geprägt. In die gleiche Kerbe schlägt auch Park Hye Jin. Auf How Can I treibt sie den Stil nicht an neue Grenzen, sondern festigt die Vorstellung, wie Deep House 2020 zu klingen hat. 

Der Vergleich mit Yaeji liegt erstmal auf der Hand: Sphärischer Electro einer jungen Produzentin, mit gehauchten Texten zwischen Koreanisch und Englisch. Aber während Yaeji mit ihrem Album in Lofi-Bedroom-Sphären abgedriftet ist, bleibt Park Hye Jin auf der Tanzfläche. Die sechs Songs auf How Can I verführen mit klassischen Discobeats mit Trap-Anleihen, gebettet in ein Klangmeer aus warmen Synthpads.

Dabei ist die EP um einiges klarer produziert und geht deutlich mehr nach vorne als die Vorgängerin IF U WANT IT. Parks Musik verliert dabei aber nichts der Verträumtheit und Tiefe, die so charakteristisch für ihr Debut waren. Dabei variiert sie von verträumt-nostalgischem Disco auf dem Opener „Like This“ zu Industrial Techno mit fuck you-Attitüde auf NO. Bei diesem breiten Feld sind kleinere Ausrutscher wie der doch eher mittelmäßige Titeltrack leicht zu verzeihen.

Die Konzertsaison wurde dieses Jahr zu Fall gebracht, aber das hält Park bislang nicht von ihrem verdienten Erfolg ab. Sie wurde längst zu einer der „most influential artists 2020“ gekürt. Ihre Single „Like This“ wird uns mit relativer Sicherheit bei den ersten Partys nach der Öffnung begleiten. Bis dahin erinnert How Can I auch beim einsamen Hören daran: Es wird mal wieder Zeit, zu tanzen.

von Max Keefer

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