Mit Zerstreuen über Euch lieferte die österreichische Formation CULK rund um Sängerin und Multiinstrumentalistin Sophie Löw am vergangenen Freitag ihr neues Studioalbum ab.  Während die Platte klanglich an die Post-Punk-Ästhetik des selbstbetitelten Debuts anknüpft, werden die Texte zur konzeptionellen Absage an das herrschende Patriarchat.

Klanglich erinnert die neue Platte von CULK wie auch die selbstbetitelte Vorgängerin stark an alles, was unter den Labels Dark Wave und Shoegaze durch die internationale Indielandschaft geistert. Prägnante Basslines tragen die dunklen Klangwelten, die Synthies und Gitarren in verträumtem Wechselspiel aufbauen. 

Die Texte behandeln Alltägliches, den nächtlichen Heimweg, Sex, Sprachgebrauch. Dinge, denen in patriarchalen Strukturen kaum ernste Bedeutung geschenkt wird. Doch in ihren pointierten Texten zeigt Löw das potenziell Traumatische, Unterdrückende und Zerstörerische dieser Alltagssituationen auf. „Dichterin“ prangert das generische Maskulinum an, in der Single „Nacht“ wird der Heimweg zum Spießrutenlauf des lyrischen Ichs durch den gaze der männlichen Passanten.

Produziert wurde „Zerstreuen über Euch“ von Wolfgang Möstl, der mit seiner Arbeit unter Anderem auch schon den Sound von Mile Me Deaf, Dives, Voodoo Jürgens oder Nino aus Wien geprägt hat.  Im Vergleich zum Vorgänger wurde bei der Produktion die Stimme der Sängerin einmal mehr in den Vordergrund gerückt.  Das Instrumental wirkt um einiges durchproduzierter. Das Ergebnis ist ein beizeiten recht poppiger Sound, der aber gleichzeitig Sophie Löws Texten mehr Raum gibt.  Sowohl die Produktion als auch das einheitliche Vorgehen in Inhalt und Instrumental lassen das Album professioneller wirken, CULK treten stilistisch gefestigt auf. So lässt Zerstreuen über Euch am Ende zwar nachdenklich zurück, aber wenig Wünsche offen.

von Max Keefer

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