Self Care im Lockdown

Self Care im Lockdown

Wie kommen Studierende eigentlich mit dem Lockdown klar, vor allem im Winter, wo die Stimmung sowieso schon oft getrübt ist? Und welche Strategien haben sie entwickelt, um damit umzugehen? Mitglieder der Online-Redaktion von uniCROSS haben bei ihren Freund*innen und Kommiliton*innen nachgefragt.

Wie gehst du mit den Herausforderungen der Kombination aus Lockdown und dem nahenden Winter um?

Valentina, Lehramt Primarstufe:

„Ich schaue, dass ich bei schönem Wetter so viel Zeit wie möglich draußen verbringen kann, um für die dunklen Tage gewappnet zu sein. Wir haben es uns daheim auch sehr gemütlich eingerichtet, sodass man abends, wo man ja nicht weg kann, eine gemütliche Atmosphäre daheim hat. Ich bin gerade auch viel am Backen für Weihachten, dass die Stimmung doch ein bisschen erhalten bleibt.“

Rahel, Liberal Arts and Sciences:

„Ehrlich gesagt habe ich mich am Anfang gar nicht so sehr mit der Frage beschäftigt, was ich im Lockdown machen werde, und bin da unvorbereitet reingerutscht. Jetzt merke ich schon, dass ich dadurch Herausforderungen begegne. Vor allem ist es schwierig, neu kennengelernte Menschen zu treffen – es gibt ja keinen öffentlichen Raum mehr als Treffpunkt. Man muss entweder draußen im Kalten sein oder eben drinnen. Für dieses Dilemma habe ich noch keine richtige Lösung gefunden, aber ansonsten habe ich eigentlich keine großen Probleme.“

Vadim, Volkswirtschaftslehre:

„Genau wie damals, als der erste Lockdown gestartet hat: Serien schauen, Home-Workouts machen und mit Freunden durch die Stadt fahren und dabei Musik hören.“

Michelle, Jura:

„Ich habe zum Glück eine große Familie zu Hause, sodass bei uns immer was los ist. Man merkt so eigentlich gar nicht, dass es den teilweisen Lockdown gibt. Ich finde es sogar gut, dass es dadurch in der sonst so stressigen Weihnachtszeit etwas ruhiger zugeht, weil auch einige Termine dadurch wegfallen. Sonst hetzt man doch immer nur von A nach B. Außerdem haben wir auch alles hübsch dekoriert und machen viele Spieleabende.“

Hannah, Zahnmedizin:

„Ich finde es wichtig, die sozialen Kontakte auch im Lockdown aufrecht zu erhalten. Ich telefoniere sehr viel mit meinen Freund*innen. Außerdem ist es immer sehr schön, gerade abends durch die Stadt zu laufen und die Weihnachtsbeleuchtung zu genießen. Man hat jetzt auch viel Zeit für sich und kann Dinge ausprobieren, die man davor schon immer probieren wollte. Ich backe zum Beispiel sehr gerne. Außerdem hat man nochmal Zeit sein Zimmer umzudekorieren und die Wohnung gemütlich zu machen.“

Klara, Liberal Arts and Sciences:

„Ich weiß noch gar nicht, wie ich damit umgehen soll, weil ich es bisher ziemlich schwierig finde: Die Kombination aus Winter und Lockdown bedeutet, dass ich mich nicht mal mehr draußen mit den Leuten treffen kann, die ich noch nicht so gut kenne. Immerhin fange ich gerade erst das Studium an. Ich wohne in einer Zweier-WG, das ist schonmal etwas. Ich denke aber, gerade jetzt wäre es schön, in einer größeren Gemeinschaft zu wohnen und so Menschen um sich herum zu haben, die sich um einen kümmern. Es ist wohl sinnvoll, sich jetzt einen festen „Grundstock“ an Freund*innen zu suchen, mit denen ich mich treffen kann und in dem wir untereinander dafür sorgen, dass es uns gut geht.“

Pia:

„Tatsächlich, dass ich erstmal bemerke, dass es mir nicht gut geht. Oft versinkt man erstmal in diesem Gefühl, ohne es zu registrieren. Dabei ist das Registrieren der entscheidende Punkt, um etwas dagegen tun zu können. Da ich ein offener, kommunikativer Mensch bin, sind die Verbindungen zu anderen Menschen auch das, woraus ich meine Energie beziehe. Oft reicht es dann aus, in Gesellschaft zu sein. Zum einen werde ich dadurch abgelenkt, zum anderen kommt man so schon aus seiner Bubble heraus, die ja manchmal schnell zu einer negativen Spirale werden kann.

Wenn es mir schlecht geht, hilft es mir, mit anderen Leuten darüber zu sprechen. Dabei muss man ja nicht konkret sagen, mir geht es gerade nicht gut. In Kontakt mit anderen zu treten, auch telefonisch, oder sich abzulenken, kann schon hilfreich sein und gut tun. Dabei merke ich, dass das „sich-öffnen“ für die anderen meist kein Thema ist, da muss man sich selbst immer am meisten aufraffen. Im Nachhinein merke ich auch immer, dass den Ort des Geschehens zu wechseln hilfreich ist. Aber das schafft man natürlich nicht immer in dem Moment.“

Moritz, Mathematik:

„Der Winter ist für mich nicht das Problem. Eher einfach die Tatsache, dass man sich momentan praktisch kaum mit Leuten treffen kann und man viel zu Hause rumhängt. Ich habe zurzeit aber sowieso total viel zu tun, sodass es wahrscheinlich gar keinen großen Unterschied machen würde.“

Katharina, Ausbildung Physiotherapie:

„Wenn es mir nicht so gut geht, es kommt natürlich darauf an was es ist, versuche ich darüber zu reden, also mit sehr guten Freund*innen oder der Familie. Sonst versuche ich dann auch, sehr viel für mich zu machen, das heißt, ich gehe heiß duschen, mache mir eine Kerze an, schreibe die Gedanken auf, die ich gerade habe. Einfach um sie aufzuschreiben, nicht um sie zu bewerten. Ansonsten hilft mir Yoga, da gibt es bestimmte Entspannungsmethoden und Atemtechniken die ich dann mache, einfach um ein bisschen runter zu kommen und klarere Gedanken zu haben. Und sonst tut es auch einfach mal gut, richtig zu weinen, um dann einen klaren Kopf zu haben.“

Luisa, Filmproduktion:

„Ich leide momentan besonders darunter, dass keine Kulturveranstaltungen stattfinden und dass ich meine Freund*innen nicht im gewohnten Maß sehen kann. Aber natürlich verstehe ich die Maßnahmen der Regierung. Es ist wichtig, dass wir alle durch diese Zeit kommen und es einfach aussitzen. Wir dürfen nicht aufgeben, es geht vorbei, und wir schaffen das. Ich kann den Spruch „Alles wird gut“ selber nicht mehr hören, aber ich habe Vertrauen in unsere Politik und die Wissenschaft und trage meinen Teil bei, indem ich zu Hause bleibe, versuche gesund zu bleiben und niemanden anzustecken.

Ich habe neben meinem Studium im Theater und in der Gastronomie gearbeitet. Diese Jobs fallen durch den Lockdown weg. Jetzt werde ich mich anderweitig bewerben müssen, zum Beispiel in Supermärkten. Auch wenn der Job bei Rewe nicht so gut zu mir passt, glaube ich, dass ich einen Teil des verdienten Geldes nutzen kann, beispielsweise um Urlaube und Festivals nachzuholen und damit auch die Unternehmen zu unterstützen, die während der Pandemie große Einbußen haben.“

Theresa, Grundschullehramt:

„Gegen den Lagerkoller gehe ich viel raus, spazieren und joggen. Ich bastele auch mehr und habe schon früher als sonst mit Weihnachtsgeschenken angefangen, weil zurzeit nicht so viele andere/soziale Aktivitäten da sind. Im Vergleich zu letztem Jahr um diese Zeit telefoniere ich auch viel mehr. Eine wirkliche Strategie habe ich aber eigentlich nicht, sodass ich mir überlegt hätte was ich jetzt ausgleichend mache. Es sind mehr einfach Reaktionen auf wie ich gerade fühle und keine festen Pläne.“

Was sind deine Self-Care-Tipps für trübe Tage?

Valentina, Lehramt Primarstufe:

„Ich nehme mir öfter Zeit nur für mich und meine Gedanken, zum Beispiel gehe ich spazieren oder setze mich mit einem Kaffee auf den Balkon und denke dann über das nach, was mich beschäftigt oder wie ich gerade leben möchte.“

Rahel, Liberal Arts and Sciences:

„Ich habe mir kürzlich eine Yoga-Matte gekauft und mache sehr gerne Yoga, weil ich oft nicht die Kraft habe, richtig Sport zu machen und mich krass auszupowern. Trotzdem brauche ich etwas, um mental runterzukommen. Da ist Yoga eine gute Mischung aus körperlicher Anstrengung und Entspannung.“

Vadim, Volkswirtschaftslehre:

„Wenn man Lust zu essen hat, sollte man das auch tun, weil sich in solchen Zeiten sowieso jeder gehen lässt.“

Michelle, Jura:

„Ich stehe jeden Tag um die Zeit auf und gehe dann erstmal eine halbe Stunde spazieren. Das hilft mir sehr, einen Ablauf beizubehalten. Und ich backe sehr viel. Das ist zu meiner Lieblingsbeschäftigung geworden. Insbesondere, da meine Schwester und ich meistens zusammen backen und es dann noch mehr Spaß macht. Das verbreitet zudem auch noch eine tolle Weihnachtsstimmung.“

Hannah, Zahnmedizin:

„An trüben Tagen gehe ich trotzdem gerne nochmal eine Runde spazieren, selbst bei schlechtem Wetter ist es schön, mal rauszukommen. Und abends lege ich mich gerne in mein Bett, mache mir einen Tee, schalte die Lichterketten ein und schaue mir einen Film an.“

Klara, Liberal Arts and Sciences:

„Ich würde sagen, dass man an trüben Tagen trotzdem rausgehen soll, denn uns tut gerade alle Zeit gut, die wir nicht am Laptop verbringen. Und danach: Kerzen anzünden, schöne Musik spielen und Weihnachtssüßigkeiten essen! Das ist das Beste, was man machen kann.“

Pia:

„Es wäre jetzt gelogen, wenn ich sagen würde, ich hätte bestimmte Strategien. Grundsätzlich denke ich, es ist gut, regelmäßig darüber nachzudenken, unter welchen Umständen solche Gefühle auftreten. Was ich wichtig finde, ist zu bemerken, wenn etwas nicht gut ist und es nicht einfach auf einen schlechten Tag zu schieben. Dann kann man schauen, wann diese schlechten Gefühle auftreten, wieso und wie man darauf reagiert. Aber natürlich gibt es auch wirklich einfach manchmal schlecht gelaunte Tage ohne speziellen Grund. Wenn etwas akut ist, versuche ich, es nicht zu lange mit mir selbst auszumachen.“

Moritz, Mathematik:

„Ich würde nicht zu viele Nachrichten schauen, stattdessen lieber mal einen guten Film oder eine spannende Serie.“

Katharina, Ausbildung Physiotherapie:

„Eine bestimmte Strategie habe ich leider noch nicht gefunden. Ich weiß, dass es mir einfach gut tut, mir Zeit für mich zu nehmen. Auch über meine Probleme zu reden, selbst wenn mir das manchmal schwer fällt. Genauso ist eine psychische Beratung oft auch hilfreich, zum Beispiel regelmäßig zu einer*m Psychotherapeut*in zu gehen. Auch, damit man einfach mal mit einer anderen Person über seine Probleme reden kann, die jetzt nicht direkt mit einem in Kontakt steht und nicht Familie oder Freund*in ist. Um mental für meine Gesundheit zu sorgen, versuche ich auch in die Natur oder joggen zu gehen, das hilft mir sehr.

In der Quarantäne ist mir aufgefallen, dass es gut tut, einen Rhythmus in den Alltag zu bringen. Das heißt, dass man sich trotzdem einen Wecker stellt, dann aufsteht, sich ein Frühstück macht und sich dafür auch Zeit nimmt, genauso wie für das Essen selbst. Auch bestimmte kleine Rituale, wie zum Beispiel abends, wenn ich ins Bett gegangen bin, eine Kerze anzumachen und ein paar Seiten in einem Buch zu lesen, helfen auch für mehr Struktur.“

Luisa, Filmproduktion:

„Mein Tipp ist es, sich Zeit für sich zu nehmen und Dinge zu tun, die einem gefallen, um sich irgendwie bei Laune zu halten. Man kann sich auch ein schönes Projekt suchen. Ich habe mir unter anderem vorgenommen, Weihnachtsgeschenke selber zu basteln und zu verpacken, wozu ich in den letzten Jahren keine Zeit hatte. Außerdem kann es helfen, viel mit der Familie zu telefonieren, wenn man sie nicht besuchen kann.“

Theresa, Grundschullehramt:

„Ich habe mir eine Kerze gekauft, weil die so ein schönes Licht gibt. Das ist für trübe Tage gut. Und auch Hörspiele und Hörbücher zu hören kann ich sehr empfehlen.“

Ann-Katrin, Medienmanagement:

„Um dem Winterblues zu entkommen, versuche ich mir neben dem Unistress kleine Wohlfühl-Momente zu schaffen. Sei es eine kurze Pause mit Tee und meiner Lieblingsserie, ein Spaziergang oder ein Get-together mit Freunden und einem Gläschen Wein über Zoom.“

Pia, Biologie:

„Auf jeden Fall jeden Tag rausgehen, wenn auch nur für eine halbe Stunde, wenn auch nur, um sich dann wieder auf die eigenen vier Wände freuen zu können, die einem in den letzten Monaten ein bisschen zu vertraut geworden sind …

Sich immer wieder daran erinnern, dass das nicht für immer so sein wird und dass wir da zum Glück nicht allein durchmüssen. Dass es jetzt auch in Ordnung ist, nicht immer positiv zu denken und produktiv zu sein und mal keine Lust auf skypen oder spazieren mit den Freunden zu haben, weil das zwar oft hilft, aber manchmal einfach nicht reicht. Und das Ganze eingekuschelt in warme Pullover, mit Tee und ganz viel leckerem Essen (macht alles einfach ein bisschen erträglicher).“

Sophie, Waldwirtschaft und Umwelt:

„Mir hilft es immer kleine Besonderheiten zu unternehmen um aus dem Schlafen-Laptop-Schlafen-Trott auszubrechen … zum Beispiel Tee in meiner Lieblingstasse einfach raus auf einen Spaziergang mitzunehmen oder mit hundert Decken auf dem Balkon zu übernachten. Und wenn das nichts bringen sollte, wird getanzt! Also einfach die Box aufdrehen und ganz für mich alleine tanzen, da haben die Nachbarn im Fenster gegenüber auch ihre Freude dran.“

Autor*innen: Arlette Weiland, Maleen Pogoda, Henrike Üffing, Marei Roos, Sophie Weimann,
Magdalena Mezger

Foto: Teaser: Emma Rotermund, Selfcare: SC
Veröffentlicht am 16. Dezember 2020

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