Ultrawandern heißt das Phänomen, das in den vergangenen Jahren einen Hype ausgelöst hat. Gemeint ist eine extreme Form des Wanderns, bei der sehr lange Distanzen – meist 50 oder 100 Kilometer – innerhalb eines festen Zeitrahmens zurückgelegt werden. Im Vordergrund stehen Ausdauer, Durchhaltevermögen und das Erlebnis selbst. Wer ultrawandert, will nicht am Schnellsten sein, sondern überhaupt ankommen – und dabei eigene Grenzen ausloten.

So auch am 27.9.2025 in Freiburg. Organisiert wurde das Wanderevent von Megamarsch, einem der großen Veranstalter für Ultramärsche in Deutschland. Rund 2.200 Teilnehmende stellten sich der 50 Kilometer langen Strecke, die innerhalb von zwölf Stunden bewältigt werden musste. Weitere 500 entschieden sich für die neue 25-Kilometer-Variante mit einer Zeitvorgabe von sechs Stunden.

Der Startschuss fiel an der Messe

In größeren Gruppen wurden die Teilnehmenden auf die Strecke geschickt – mein Start war um 9:05 Uhr. Von dort führte mich die 50-Kilometer-Route quer durch Freiburg und hinaus ins Umland, über 1.200 Höhenmeter. Für mich war es der vierte Freiburger Megamarsch. Ich wusste also, was mich erwartet.

Kilometer 15: Anstieg auf den kleinen Roßkopf – im Gänsemarsch durch den Matsch

Zwar variiert die Strecke von Jahr zu Jahr, doch einige Abschnitte durchwandert man regelmäßig: So sind Schlossberg, Kleiner Rosskopf und Schönberg regelmäßig feste Bestandteile der Route und boten auch in diesem Jahr spektakuläre Ausblicke. Der Morgen war nach dem Regen des Vortags noch bewölkt und feucht. In den Wäldern hing leichter Dunst, was der Strecke eine besondere, leicht mystische Stimmung gab. Erst gegen Kilometer 40 kam die Sonne durch – ein willkommener Lichtblick, als die Anstrengung spürbar wurde.

Alle zehn Kilometer sorgten Verpflegungsstationen für Stärkung: Brote, Obst, Müsliriegel – im letzten Drittel sogar Würstchen mit Kartoffelsalat. Ab Kilometer 30 beschränkte sich mein Speiseplan allerdings auf Cola, Gummibärchen und Müsliriegel – mehr ließ der zunehmend müde Magen nicht zu.

Bis Kilometer 35 lief alles rund, dann wurde es zäh: Müdigkeit setzte ein. Bei Kilometer 40 waren die Muskelschmerzen massiv. Mein Gang wurde zunehmend unkoordiniert. In diesem Moment blieb mir nur, die Zähne zusammenzubeißen und über meinen schlurfenden Gang zu lachen – ein Lachen irgendwo zwischen Humor, Erschöpfung und (leichter) Verzweiflung.

Die roten Ampeln der Eschholzstraße wurden auf den letzten Metern zu meinem persönlichem Endgegner: Jeder Stopp machte den Muskelkater spürbarer. Doch gemeinsam mit anderen Humpelnden kämpfte ich mich ins Ziel. Nach 10 Stunden und 15 Minuten war es endlich geschafft.

 Was bleibt nach 50 Kilometern?

Kilometer 50: 10h 15min später – Stolz und Erleichterung nach dem Zieleinlauf

Rückblickend kann ich sagen: Für mich war es der bislang „entspannteste“ Megamarsch – soweit man bei 50 Kilometern von entspannt sprechen kann. Ich habe auch schon die andere Seite erlebt: falsche Schuhe, falsche Socken, zu wenig Flüssigkeit. Wer glaubt, Wandern sei harmlos, irrt. Bei langen Distanzen sind gute Vorbereitung, passende Ausrüstung und vor allem ausreichend Trinken entscheidend. Dieses Jahr war ich besser vorbereitet: Wanderurlaub, Radtouren und Lauftraining zahlten sich aus.

Der Muskelkater danach war gewaltig, aber schnell vergessen. Was bleibt, sind die vielen Begegnungen entlang der Strecke: kurze Gespräche, gemeinsames Durchhalten, gegenseitige Motivation. Hinzu kommt die Erfahrung, ein anspruchsvolles Ziel trotz mancher Tiefpunkte erreicht zu haben. Und schließlich dieses besondere Gefühl: Wer 50 Kilometer schafft, wächst auch an anderen Herausforderungen im Leben.