10 schlechte Selfies am Tag
oder das erste gute im Leben

Wie machst du dein Selfie? Wann? Wo? Und vor allem: Warum? Fabienne knipst sich im Fitnessstudio, Kathi mit Low-Carb-Food und Oma Margarethe im Seniorenheim mit 81 Jahren zum ersten Mal. Wie denken Jung und Alt über die digitale Selbstdarstellung? Ein Crossmedia-Projekt der Journalistik-Studierenden des Frankreich-Zentrums.

Heute machen junge Menschen schätzungsweise 25.000 Selfies im Laufe des Lebens. Und ein Viertel der über 65-Jährigen in Deutschland hat ein Smartphone. Aber fotografieren sich die Alten damit auch selbst? Wissen sie überhaupt, was ein Selfie ist? Jedenfalls kein Fisch ...

Wenn #fitness gefährlich wird

Kathi braucht Selfies: Die geben #Likes und bringen Bestätigung.

Kathi ist 23, Studentin und hat eine Essstörung. Bei Instagram sieht sie flache Bäuche und Muskeln. Alles beginnt harmlos: Sie postet Fotos von sich und ihrem Essen. Denn ohne #Likes bist du nichts wert.

So, und jetzt: Was haben Haie und Bangkok mit Selfies zu tun?

Warum machst du Selfies?

Junge Erwachsene machen neun Selfies pro Woche. Mehr als eine Stunde geht dafür drauf. Jetzt mal ganz unter uns: Eigentlich ist das doch nur Beschäftigungstherapie. Oder um sich wichtig zu machen. Oder um seinen Liebsten nah zu sein?

Selfies im Beruf

Die BILD hat einen Snapchat-Manager. National Geographic hat eine eigene Redaktion für Instagram. Für ARTE kümmert sich Jonas Schlatterbeck um Facebook & Co. Ein Gespräch über Selfies im Beruf. Und über eine Giraffe.

Ein Selbstversuch auf Instagram

Bauch, Beine, Po. Gesund, schön und stark. Wer würde sich nicht gerne so präsentieren? Fabienne Kleiner (24) ist Fitnesstrainerin in Freiburg. Sie nutzt Instagram als Trainingssoftware: Mit Selfies dokumentiert sie, wie sie zunimmt. Fabienne möchte Vorbild sein. Solche Fotos können junge Frauen wie Kathi motivieren – aber auch übermotivieren. Für Fabienne jedenfalls ein erfolgreiches Experiment.

Middle-Agers und Selfies

Zwei Autos, Volkshochschulkurs, Nordic Walking und noch auf der Schreibmaschine Tippen gelernt. Manche Middle-Ager wissen nicht einmal, wie man „Selfie“ schreibt. Es sei denn, sie haben Kinder. Manche fühlen sich auch einfach sehr erwachsen.

Selfie: Kunst oder Wegwerfware?
Unser Redakteur Maxime hatte jedenfalls Spaß.

Was ist top und was ist flop?

Everything is possible. No rules. Selfie-Anarchie im Internet. Was ist eigentlich der Anspruch? Nicht lieber ein gutes statt 10 schlechte Selfies posten? Jonas Schlatterbeck, Social-Media-Manager von ARTE, nimmt Selfies aus unseren Umfragen unter die Lupe.

Das erste Selfie mit 81

Und jetzt das Experiment schlechthin: Selfies im Seniorenheim. Da wird es kompliziert: Wie halte ich das Stöckel? Wie löse ich ein Foto aus, und nicht gleich tausend? Mit zittriger Hand hat Margarethe Schneider (81) für uns ihr allererstes Selfie gemacht. Mutig.

Schrecklich. Findet die 81-Jährige ihr Selfie. Sie schaut nicht mehr gerne in den Spiegel. Selfie-Muffel sind auch unsere Eltern: zu oberflächlich, zu selbstdarstellend. Die Digital Natives? Die stehen auch nicht so richtig dahinter, finden’s affig. Und produzieren doch Tag für Tag neuen Stoff für die digitale Welt.

Selfie, oh mein Selfie! ... Warum musst du so verlockend sein. Eine Woche lang mussten von Jung bis Alt alle mal vor unsere Handys. Und vielleicht hat uns gerade dieser Generationsunterschied zu unserem Fazit verholfen.

Porträts hat früher der Fotograf gemacht, wenn es hoch kam einmal pro Jahr. Das Bild wurde dann vergrößert, eingerahmt und übers Familiensofa gehängt. Einige Familien haben die alten Schwarzweiß-Fotos bis heute noch, hüten sie wie einen Schatz.

Heute also Selfies. Verwackelt? Einfach löschen. Einfach ein neues machen. Das auch löschen, weil das rechte Auge schielt. Das dritte kommt auch weg, für ein Profilbild zu ernst ... und so weiter und so fort. Unsere Millionen von täglichen Selfies in der Welt wirken da wie Wegwerfware. Oder was meint ihr? Zugegeben: schöne, einmalige und lustige Erinnerungen bleiben die digitalen Selbstdarsteller in vielen Fällen doch.


10 schlechte Selfies am Tag oder das erste gute im Leben. Ein Crossmedia-Projekt der zwölf deutsch-französischen Journalistik-Studierenden der Uni Freiburg:

Anna Manceron, Julia Gnann, Maxime Nauche, Noémie Philippot, Tatiana Geiselmann, Jakob Groth, Peter Eßer, Simone Ahrweiler, Nina Zeindlmeier, Nina Gottloeber, Theresa Steudel, Philine Sauvageot