Fett gedruckt steht es im Regelwerk des Hochschulsports: „Während des gesamten Spielverlaufs müssen mindestens zwei Spielerinnen pro Mannschaft auf dem Spielfeld sein!“ Seit 13 Jahren gibt es die Frauenquote jetzt schon in der Freiburger Uni-Liga. Die genauen Gründe zur Einführung der Quote bleiben trotz intensiver Recherchen von uniCROSS unklar.

Frauen im Abseits

Man muss kein Fußball-Fanatiker sein, ein Blick auf den Kickertisch reicht schon, um zu erkennen: Alles Männer! Gut verschraubt und festmontiert, dominieren die strammen Burschen den Sport schon seit Jahrzehnten. Bis 1970 waren Frauen im Fußball vom DFB sogar noch offiziell verboten. Heute verdienen die Spielerinnen laut einer Studie der Uni Wien in den Profi-Ligen weltweit zwischen 50- bis 200- mal weniger als ihre männlichen Kollegen. Auch in der Nachwuchsförderung gibt es noch großen Aufholbedarf im Bereich der Gleichberechtigung.

Laura, die in Freiburg BWL studiert, spielt seit ihrer Kindheit Fußball. Sie war lange das einzige Mädchen auf dem Platz. Als sie als Jugendliche nicht mehr bei den Jungs kicken durfte, hörte sie mit dem Fußballspielen auf. Jetzt ist sie seit drei Jahren Mitglied beim Verein in einer ersten Damenmannschaft und spielt seit Anfang dieser Season auch in der Uni-Liga. Eine Frauenquote hätte ihr auf jeden Fall geholfen, wieder früher in die Stollenschuhe zu schlüpfen, sagt sie im Rückblick. Die Quote in der Uni-Liga hält sie für eine wertvolle Möglichkeit und ein wichtiges Angebot: „So können endlich mehr Frauen, den Schritt in die Liga rein wagen.“

„Es gibt immer wieder mutige Frauen, die gar nicht viel mit Fußball am Hut haben, aber dann durch die Quote auf dem Platz stehen, ins Team aufgenommen und integriert werden. Viele haben Spaß daran, mal was Neues auszuprobieren“, sagt Sportstudent Dani. Der erfahrene Uni-Liga Spieler sieht das Potenzial fürs ganze Team: So könnten erfahrene Spieler den weiblichen Neuzugängen helfen und sie beim Spielen unterstützen. „Sowas stärkt natürlich auch das Teamgefühl.“

Verwehrter Ballkontakt  

Manu ist Sportstudent und Fußballtrainer und sieht das etwas anders: Ein gutes Teamgefühl sei schön, „aber Fußball ist Sport und beim Sport geht’s nun mal auch ums Gewinnen“. Und um die Gewinnchancen hochzuhalten, sei es vor allem wichtig, dass erfahrene Fußballerinnen im Uni-Liga Team seien. Sei das nicht der Fall, suche man nach Möglichkeiten, das weibliche Spiel zu kompensieren, ergänzt der Fußballer. Die Taktik: Frauen ins Tor. So habe man den „Vorteil“, dass noch ein Junge mehr auf dem Platz sein könne.

Ist die Frauen-Quote vielleicht doch die falsche Strategie für ein gendergerechtes Fußballspiel? Auf dem Platz stehen heißt trotz Frauenquote nämlich noch lange nicht mitspielen: „Insgesamt hatte ich in der ersten Halbzeit vielleicht einen Ballkontakt“, berichtet Laura von ihrem ersten Spieltag in der Uni-Liga. „Ich stand im Mittelfeld, habe aber einfach keine Bälle bekommen“.

Sportstudent Dani sieht die andere Seite: „Viele Frauen wollen den Ball auch gar nicht, weil sie Angst haben, ihn gleich wieder zu verlieren.“

Es gibt weiterhin viele Vorurteile gegen Frauen im Fußball: „Frauen spielen weniger ästhetisch, athletisch, alles in allem behindern sie den Spielfluss. Sind ein Hindernis, keine Hilfe.“ Wird dieses falsche Bild durch die Quote noch verstärkt?

Als Frau auf dem Platz zu stehen, ist mit der Quote schließlich nicht mehr nur eine Frage des Talents. „Es kommt immer auf die Mannschaft an“, sagt Laura. In ihrem Fall habe sich das anfängliche Missverständnis zum Glück schnell geklärt und bei den Folgespielen hatten sie und ihren Mitstreiterinnen schon deutlich häufiger Ballkontakt.

Natürlich mache es auch einen Unterschied, ob die Mannschafts-Kollegen wüssten, wie fußballerfahren ihre Mannschaftskameradinnen seien, sagt Laura. Viele Spielerinnen stehen eben doch nur für die Quote auf dem Rasen.

Uni-Liga Feminismus

Für Hilke Jerger, die verantwortliche Uni-Liga-Koordinatorin im Sportinstitut der Uni, liegt es bei den Teams, das Richtige daraus zu machen. „Wir vom Hochschulsport kommunizieren ganz klar, dass die Uni-Liga eine Spaß-Liga ist. Dann muss auch die Mannschaft gemeinsam dafür sorgen, dass es ein Spaß für alle ist, nicht bloß für die Männer.“

Das mache eine Mannschaft schließlich aus, dass Erfahrene und Schwächere miteinander spielen. „Vielleicht hat man ja auch als Anfänger die ein oder andere gute Aktion, schießt doch ein Tor, wenn man gerade günstig steht, egal wie gut man ist.“

Die Bedingung, dass zwei Spielerinnen in jeder Mannschaft mitspielen müssen, ist gar nicht so einfach zu erfüllen. Das hindere vor allem neue Mannschaften an der Teilnahme, sagt Hilke Jerger. Aber: „Alle Mannschaften haben die gleichen Chancen. Fußball ist eben ein Teamsport und da gehören bei uns die Frauen mit dazu!“

Ein reines Frauenteam gab es bisher nicht. Kapazitäten für eine zweite Frauen-Fußball Uni-Liga habe man nicht im Hochschulsport. Hilke Jerger könne sich aber durchaus vorstellen, eine Frauen-Mannschaft einzuführen. Laura würde sich freuen. „Das Spielen nur mit Frauen im Team ist nochmal was anderes“, sagt sie und schmunzelt.

 

Warum wir uns im August dem Thema Female*Empowerment widmen, lest ihr in unserer Einführung

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