Unterwegs? Aber wie!

580kg auf Rädern transportieren – und das ganz ohne Abgase.
Zu Fuß, mit Pedalen, mit Paddel oder per Anhalter.
Es gibt viele Alternativen zum eigenen Auto.
Und die sind auch noch umweltfreundlich.
Steig ein!
Wir nehmen dich mit auf Freiburgs Radwege, zeigen dir neue
Arten der Fortbewegung und nehmen dich mit
auf langsame Reisen.

Und das fährt wirklich?!

Freiburg dreht am Rad: Die Freiburger*innen legen über ein Drittel ihrer Wege mit dem Rad zurück. So weit so gut. Aber habt ihr schon einmal darauf geachtet, was hier so alles rumfährt?

Ein wirklich abenteuerliches Fahrrad schickt das Jugendforum Haus 197 in Freiburg Littenweiler auf die Straße: Ein Jugendzentrum auf Rädern. Es ist mobil, umweltfreundlich und erreicht die Jugendlichen da, wo sie sind. Die Idee für das verrückte Gefährt ist vor ein paar Jahren entstanden. Über 25 000 Euro Spendengelder und einige Fehlversuche später, fährt jetzt die vierte Version des Rads durch die Stadt. Mit an Bord: ein Tischkicker, Spiele, Liegestühle, W-LAN und vieles mehr….
Seht selbst!

In den Sommermonaten ist das mobile Jugendzentrum jeden Freitag- und Samstagabend an der Dreisam unterwegs.
Infos und genaue Standorte gibt es immer aktuell über Instagram.

In der Innenstadt sind etwas alltagstauglichere Fahrräder unterwegs, die aber nicht weniger interessant sind.
Von Fahrrad und Outfit Ton in Ton bis zu Lastenrädern mit drei Kindern besetzt.
Wir stellen euch ein paar von ihnen vor – und ihre Besitzer*innen.

Beate (65): „Ich habe schon seit vielen Jahren kein Auto mehr. Wenn ich doch mal eins brauche, leihe ich mir eins. Seit ich das Klapprad habe, bin ich noch viel beweglicher als mit einem normalen Fahrrad. Ich kann es mit in Straßenbahn oder ICE nehmen wenn ich meine Kinder besuche. Dann bin ich dort auch gleich mobil.“

Francois (55): „Das Liegerad nutzen meine Frau und ich in der Freizeit. Wir haben auch schon mehrere Reisen damit gemacht: Etwa von England bis nach Spanien an der französischen Küste entlang. Das Rad ist sehr bequem. Meine kleine Tochter möchte bald auch ein eigenes Liegerad – die gibt es nämlich auch für ihre Größe.“

Jan (42):„Ich bringe meine drei Kinder mit dem Lastenfahrrad zur Schule und in den Kindergarten. Ich finde das Lastenrad viel praktischer als einen Anhänger hinten am Fahrrad, weil man dann die Kinder alle im Blick hat. Nur das Parken in der Stadt ist nicht immer einfach.“

Lorena (38) und Sâmia (8): „Wir haben ein Auto, aber das benutzen wir nur selten. Seit zwei Jahren haben wir das Lastenrad. Damit fahren wir eigentlich jeden Tag. Meine Tochter fährt am liebsten mit dem Roller zur Schule aber auch weitere Strecken.“

Was treibt uns eigentlich an?

Wir sind ständig unterwegs. Meist vorwärts. Mit Auto, Flugzeug, Bahn gehts schneller und weiter.
Wir haben in Freiburg nachgefragt:
Wie bewegen sich die Menschen fort? Und was bedeutet es ihnen?

Frau Biel und ihr Sohn

Zu Fuß, öffentliche Verkehrsmittel
Täglich

„Wir sind hier im Urlaub und machen alles mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Sonst gehen wir auch viel zu Fuß. Mein Sohn hat gerade Urlaub in der Behindertenwerkstatt, da ist es uns wichtig, mal rauszukommen.“

 

Iley

Fahrrad
Mehrmals täglich

„Fahrrad fahre ich nur als Mittel zum Zweck, da ich in Zähringen wohne. In den Semesterferien fahre ich meistens weg und lebe dann mehrere Monate im Auto. Das ist dann Freiheit. Und Skateboard fahre ich nur zum Spaß.“

Klaus Ulrich

Zu Fuß, Fahrrad
Fast täglich

„Ich komme aus einer Fußgängerdynastie. Für den Job habe ich einen Führerschein aber ich hatte noch nie ein eigenes Auto. Als Insektenforscher fahr ich Fahrrad, wenn es mal rausgeht. Das ist für mich das halbe Leben. Wie soll ich Insekten fangen, wenn ich nur zu Hause sitze?“

Hans Helge

Zu Fuß, Auto, Fahrrad
Täglich

„Ich habe insgesamt vier Autos, zwei Oldtimer und zwei neuere. Mit den Oldtimern ist das der reine Spaß. Ich fahr auch gerne Fahrrad. Aber mit dem Bike bei jedem Wetter die Einkäufe nach Hause bringen, das würde mir keine Freude machen.“

David

Fahrrad, Auto
Täglich

„Ich komme aus dem ländlichen Bereich und fahre jeden Tag
13 Kilometer zur Arbeit. Das Auto nutze ich nur am Wochenende. Mobil zu sein ist für mich Lebensqualität und fast so wichtig wie Gesundheit. Wenn man nur daheim sitzt fehlt etwas.“

Und was sagt die Wissenschaft dazu?

Die Umfrage hat gezeigt: Menschen wollen sich bewegen. Die Frage ist nun: Warum? Die Freiburger Sportpsychologin Prof. Jana Strahler forscht zu den Zusammenhängen zwischen Sport, Bewegung und Gesundheit. Am meisten interessiert sie, wie Bewegung helfen kann, resistenter gegen Stress zu werden.

Elfriede Kleiner (80) und ihr Mann Klaus (79) wollen in Bewegung bleiben.
Regelmäßig machen sie Ausflüge in den Schwarzwald.
Sie wollen so lange wie möglich auf eigenen Füßen gehen.

Julia Dierkesmann ist Vizeeuropameisterin im Rennrad fahren – mit dem Handbike.
Das Handbike bringt sie auch im Alltag voran – und heraus aus dem Rollstuhl.
Wir haben sie beim Training für den Weltcup getroffen.

Wir Menschen wollen unterwegs sein. Viele immer schneller, weiter, effizienter.
Im Alltag, aber auch auf Reisen.
Und manche entscheiden sich bewusst für die Langsamkeit.

Mach mal langsam!

Hunderte Kilometer ohne Benzin? Mit dem Kajak, mit dem Fahrrad oder zu Fuß, klar ist das möglich! Die einzige Regel der Slow-Reisenden: der Weg ist das Ziel, die Zeit spielt keine Rolle. Selbstbestimmt, frei, umweltfreundlich:
Fabian, Lilli und Katharina reisen anders.

Das Boot, der Fluss und ein Rucksack

Mit gerade mal 17 Jahren ist Fabian Leithäuser schon ein routinierter Kajakfahrer. In einem Faltboot paddelt er mit seinem Bruder und seinem Vater tagelang über die deutschen Flüsse. Ein guter Weg, um aus der Routine auszubrechen.

„Im Einklang mit der Natur“, so fasst der Abiturient seine Reisen zusammen. Er erinnert sich mit einem Lächeln an
seine größte Kajaktour, fast 400 Kilometer von Wittenberge bis Hamburg die Elbe hinunter. Fabian will anders reisen –  mit möglichst kleinem ökologischen Fußabdruck.

Ein Kajak kann maximal 10 km/h fahren, schätzt Fabian. Dabei gibt es Hindernisse: Wind, hohe Wellen, Stromschnellen und Wirbel. Fabian, sein Bruder und sein Vater müssen zudem immer wieder das zerlegte Faltboot und das Gepäck tragen.

Ich lasse mir den Wind um die Nase wehen

1000 Kilometer. Lilli Engel und ihr Fahrrad Paul sind im Oktober 2020 von Frankfurt am Main bis zur Ostsee gefahren. Weimar, Leipzig, Potsdam, über die Mecklenburgische Seenplatte und Lübeck, die 26-jährige Studentin fährt durchschnittlich 90 Kilometer am Tag – mit zwei vollen Satteltaschen und einem Zelt auf dem Gepäckträger. Das Reiseziel: Darß, eine Halbinsel nördlich von Rostock.

Selbst mit zwei platten Reifen im Wald bleibt Lilli nicht auf der Strecke. Erst kommt die Einsamkeit, kurz danach die benötigte Hilfe. Schließlich erreicht sie den kleinen Fahrradladen im nächsten Dorf kurz bevor der schließt. Normalerweise lässt sich Lilli aber den Wind um die Nase wehen – Freiheit pur.

Das Tempo bestimmt Lilli selbst. Hunderte Kilometer hat sie zurückgelegt, viel dabei gesehen: Orte, Menschen, Landschaften, für die es in dem sonst üblichen Reise-Rausch keine Zeit gibt.

Der Weg sorgt für dich

Kribbeln in den Füßen? Katharina hat es 2019 ganz doll, bevor sie sich entscheidet, auf dem Jakobsweg zum ersten Mal zu wandern. Wie kommt die 27-jährige Studentin aus Freiburg darauf, 450 Kilometer im Norden Spaniens zurückzulegen?

Saint-Jean-Pied-de-Port, Pamplona, Bilbao, Llanes, Vilalba, Santiago… viele Etappen, mal zu Fuß, mal mit dem Bus. Am Ende des Wegs steht die berühmte Kathedrale, aber ist es wirklich das Ende der Reise? Oder ist es am Kap Finisterre? „Das ist das Ende der Welt. Da ist nur Wasser“, erzählt sie.
Viel wichtiger als das Ziel ist Katharina aber der Weg dorthin.

Unterwegs bietet das Leben viele überraschende Momente. „Der Weg sorgt für dich“ ist ein verbreitetes Sprichwort unter Pilger*innen. Das kann Katharina nur unterstreichen. Ob Hunger, Durst, Schmerzen in den Füßen oder Muskelkater, Katharina hat immer eine Lösung gefunden. Purer Zufall oder göttliche Hilfe? Katharina lässt das offen.

Nicht nur der Schwarzwald ist für Katharina jetzt ein fester Bezugspunkt. 200 Kilometer auf dem Jakobsweg ist sie 2021 noch einmal gelaufen. Ihr nächster Plan: nach ihrem Master-Abschluss will sie von Lyon aus nochmals Richtung Santiago losziehen.

Daumen hoch und los?

Durch die Hippie-Bewegung wurde Trampen zum Trend. Doch manchmal kann das auch schiefgehen. Was halten Freiburger Studierende eigentlich vom Trampen?

Auf nach Konstanz!

Anders reisen, sich vom Zufall treiben lassen, neue Leute kennenlernen. Genau das reizt uns. Wir wollen selbst mal den Daumen rausstrecken. Die Reaktionen auf unsere Idee sind eher skeptisch: zu gefährlich, zu unverlässlich, nicht mehr aktuell. Umso mehr wollen wir herausfinden: funktioniert Trampen heute noch und wie sicher fühlt man sich dabei? So machen wir uns auf den Weg – per Anhalter von Freiburg nach Konstanz.

Wer trampen möchte, darf es nicht eilig haben. Klar ist, wann man seinen Daumen raushält. Wann ein Auto hält, ist ungewiss. Auf der Fahrt nach Konstanz haben wir Glück. Trotz verlegenen Lächelns einiger Fahrer*innen stehen wir nie länger als 30 Minuten am Straßenrand – es kommt uns aber länger vor. Wir wollen Freiburg so schnell wie möglich verlassen, schaffen aber nur Katzensprünge – das Schwierigste ist nämlich, aus einer Stadt rauszukommen.

 

Ob wilde Musik oder ein Vortrag über Jesus und das Christentum: jede*r Fahrer*in unterhält uns anders. Unsere ersten beiden „Chauffeure“ sind ältere Herren mit Hut, die früher selbst per Anhalter gefahren sind. Beide reden mit uns, aber vor allem mit sich selbst. Mit dem zurückhaltenden Konrad müssen wir uns dann etwas mehr ums Gespräch bemühen. Dagegen fühlen wir uns mit Anna aus Friedrichshafen sofort wohl und unterhalten uns lange.

 

Trampen als Frau – gefährlicher als für einen Mann? Auf der Fahrt nach Konstanz fühlen wir uns nie bedroht. In Martins und Wolfgangs Autos geben uns Kindersitze auf der Rückbank ein gutes Gefühl – auch wenn die natürlich keine Garantie fürs sichere Ankommen sind. Mit Anna als einziger Fahrerin fühlen wir uns noch einmal wohler. Was uns aufgefallen ist: Gerade weil Trampen als Frau gefährlicher sein kann, machen sich manche Fahrer*innen Sorgen und nehmen eher Tramperinnen mit.

Am Steuer sind unsere Fahrer*innen ziemlich entspannt. Manchmal sogar zu sehr. Martin singt aus voller Kehle bei seiner Musik mit und wirkt leicht abgelenkt. Anna redet viel mit ihren Händen, anstatt sie am Lenkrad zu lassen. Aber unangenehm wird es erst, als Wolfgang uns gute zehn Minuten über Religion zutextet. Und zwar als wir schon längst angekommen sind. Allgemein fühlen wir uns aber immer sicher, sowohl mit unseren Fahrer*innen als auch mit ihren Fahrkünsten.

Tipps zum sicheren Trampen

Unsere Erfahrung als Tramperinnen war voller Abenteuer.
Wir würden es definitiv wieder machen.
Nun geht auch unsere gemeinsame Reise zu Ende.
Uns hat sie inspiriert. Dich auch?
Viele Wege führen Richtung Mobilitätswende.
Also los geht’s!

Eine Crossmedia-Produktion von Deutsch-französischen Journalismusstudierenden im Sommersemester 2022:
Marleen Beisheim, Lucia Bramert, Cyprien Durand-Morel, Camille Gagne Chabrol, Christina Genet, Nils Hollenstein, Astrid Jurquet, Luise Mösle, Caroline Schneider, Undine Weimar-Dittmar
in Zusammenarbeit mit der crossmedialen Ausbildungsredaktion uniCROSS am Medienzentrum der Universitätsbibliothek Freiburg.
Fotos: DFJ-Studierende, privat.

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