Das 38-seitige pdf-Dokument wird seit Januar 2021 über verschiedene Social-Media-Kanäle verbreitet und wurde an Unigruppen verschickt. Darin hat die Hochschulgruppe Die Linke.SDS Freiburg Erfahrungsberichte von Studierenden mit der GeKo veröffentlicht und einen Forderungskatalog zum Umgang der GeKo mit den Studierenden, der Zugänglichkeit und der Demokratisierung der GeKo aufgestellt.

Die Erfahrungsberichte stammen aus einer anonymen Online-Umfrage, die der SDS im Juli 2020 durchgeführt hat, bei der die Befragten auch angeben sollten, wie sie ihre Kontakte mit der GeKo bewerten. Von den 147 Teilnehmenden gaben 85 Prozent an, ihre Erfahrungen seien “sehr schlecht” oder “schlecht” gewesen.

Der Vorsitzende der GeKo, Prof. Dr. Dietmar Neutatz, ist empört über die Kampagne und bezeichnet die Berichte der Hochschulgruppe als maßlos übertrieben. Auch das Rektorat ist irritiert über die aus seiner Sicht polemischen Unterstellungen. Und auch Studierende distanzieren sich in einem öffentlichen Brief von der Kampagne, während verschiedene Fachschaften und Hochschulgruppen in einer Erklärung ihre Solidarität bekunden.

Emma, Julia und Nils von uniCROSS haben die Aufregung rund um das veröffentlichte Paper in den letzten Wochen verfolgt. Sie haben mit allen Beteiligten gesprochen und sich deren Sicht darstellen lassen. Dazu gehören Studierende, die Hochschulgruppe SDS, der Vorsitzende der GeKo und die Pressestelle des Rektorats.

Der Audiobeitrag fasst die Aussagen der Beteiligten zusammen, in den unten stehenden Interviews kommen die Beteiligten ausführlich zu Wort.


Nachgefragt: Was Beteiligte und Studierende sagen

Luna gehört der Hochschulgruppe Die Linke.SDS an und hat die Kampagne zur Reform der GeKo mitorganisiert. Sie stellt aus ihrer Sicht dar, was in den letzten Wochen passiert ist, was die Hochschulgruppe SDS von der Kritik an ihrer Kampagne hält und wie sie damit umgegangen ist.

Luna, Die Linke.SDS, Mitorganisatorin der GeKo-Kampagne

Hallo Luna! Du gehörst zur Hochschulgruppe „Die Linke.SDS“ und ihr habt im Januar eine Kampagne in Sachen GeKo, die Gemeinsame Kommission der Philologischen und der Philosophischen Fakultät, gestartet. Dabei habt ihr ein sogenanntes „Schwarzbuch“ veröffentlicht, in dem ihr Erfahrungsberichte von Studierenden mit der GeKo und Forderungen zur Reform darlegt. Was stört Euch an der GeKo?

Diese Unantastbarkeit der GeKo und die Hilflosigkeit der Studierenden, wenn sie sich an das Prüfungsamt wenden müssen und keine Antwort bekommen oder einem bei Problemen nicht geholfen wird, stört mich am meisten. Diese krasse Asymmetrie, dieses Machtverhältnis, dem man schutzlos ausgeliefert ist, finde ich schlimm.

Eure Kampagne mit dem Ziel der Veränderung der GeKo hat in den letzten Wochen einiges an Aufsehen erregt: Ihr habt eure Kampagne in den Fakultätsratssitzungen der Philosophischen und der Philologischen Fakultät vorgestellt. Außerdem habt ihr zwei digitale Studierendenversammlungen veranstaltet, in der ihr mit bisher an der Kampagne unbeteiligten Studierenden über eure Initiative  gesprochen habt. Es wurden offene Briefe von Studierenden und Mitarbeiter*innen der Uni verfasst, die sich von der Kampagne distanziert haben, aber ihr habt auch Solidaritätsbekundungen von Fachschaften und Hochschulgruppen erhalten.

In den Fakultätsratssitzungen wurde sehr viel über die Kampagne diskutiert. Dort haben auch einige Professor*innen unsere Kampagne unterstützt. Das Wesentliche, was bei der Diskussion herauskam, ist, dass ein Arbeitskreis gegründet wurde, der sich aus Vertreter*innen der Studierenden, der Professor*innen und Beschäftigten der Uni zusammensetzt. Dieser Arbeitskreis soll sich Maßnahmen überlegen, um die GeKo zu reformieren.

Es gab Kritik an der Kampagne, zum Beispiel, dass die Studierenden zu wenig einbezogen wurden und einzelne Personen genannt und damit diffamiert worden seien. Wie seid ihr mit dieser Kritik umgegangen?

Wir haben uns vor allem zu Herzen genommen, dass zu wenig mit den anderen Studierenden zusammengearbeitet wurde. Deshalb haben wir eine zweite Versammlung einberufen, in der wir mit den Teilnehmenden über die einzelnen Punkte im Schwarzbuch diskutiert haben.

Wir haben in Kleingruppen über die Forderungen, die Kritik und die Erfahrungsberichte diskutiert. Dabei wurde dann zum Beispiel darüber gesprochen, welche Forderungen wir beibehalten und welche wir abschwächen wollen, damit etwas Gemeinsames gestaltet werden konnte. Jemand aus der Kampagne hat währenddessen einen Brief verfasst, in dem über diese Forderungen reflektiert wurde. Der Brief wurde an den Fakultätsrat und den Dekan Prof. Dr. Neutatz gesendet.

Wir haben uns an verschiedene Hochschulgruppen und Fachschaften gewendet, mit der Bitte, sich mit uns zu solidarisieren. Dabei haben sich einige Gruppen hinter uns gestellt und eine Solidaritätserklärung unterschrieben. Zwei Fachschaften haben eigene Statements geschrieben, in denen sie sich von der Diffamierung von Einzelpersonen distanzieren. Es ist ja auch ihr gutes Recht, das zu kritisieren. Trotzdem haben sie sich mit uns solidarisiert.

Was hat sich an eurer Position geändert?

Was wir zurückgenommen haben, waren diese konkreten Unterstellungen von Rassismus oder Sexismus an Einzelpersonen. Dieser Punkt wurde viel kritisiert. Wir haben davon abgesehen, die Kritik auf einzelne Personen zu richten, sondern adressieren das strukturelle Problem. Aber bei diesem Punkt der Personalentscheidung gab es große Uneinigkeit unter den Studierenden.

Wenn sich doch alle einig sind, dass die GeKo sich verändern muss, warum brauchte es dann diese Kampagne?

Die Uni hat ignoriert, auf wessen Rücken das Ganze stattfindet, auf dem der Studierenden nämlich. Natürlich haben auch Mitarbeiter*innen der Uni und Dozierende Probleme mit der GeKo. Aber am meisten darunter leiden die Studierenden. Ich glaube, es brauchte diesen öffentlichen Aufschrei, um sich damit zu beschäftigen. Alle, mit denen wir gesprochen haben, haben gesagt, dass das Thema nichts Neues ist.

Dadurch, dass es jetzt mehr ans Licht gekommen ist, musste man sich damit beschäftigen und konnte es nicht weiter ignorieren. Erst durch die Kampagne wurde das Problem öffentlich besprochen. Davor wurde vielleicht mit Kommiliton*innen auf dem Campus darüber gesprochen, das war aber immer etwas Studierenden-Internes.

Ich glaube nicht, dass sich zum Beispiel der Arbeitskreis im Fakultätsrat ohne die Kampagne gegründet hätte. Sonst hätte man sich ja schon vorher um die Probleme gekümmert.

Der Dekan der Philosophischen Fakultät und Vorsitzende der GeKo, Prof. Dr. Neutatz, spricht unter anderem von Pauschalvorwürfen gegen die Mitarbeiter*innen der Prüfungskommission. Auch die Erfahrungsberichte von Studierenden bezeichnet er als übertrieben und einseitig.

Natürlich gibt es Studierende, denen nie etwas Negatives passiert ist. Aber zum Beispiel meinen Unialltag hat die Angst, zur GeKo zu müssen, immer begleitet. Ich kenne so viele Leute, die schlechte Erfahrungen mit der GeKo gemacht haben.

In dem Schwarzbuch stehen nur 143 Erfahrungsberichte, das ist im Vergleich zu den Gesamtstudierenden nicht viel, aber die stehen stellvertretend für ein großes Problem.

Die Menschen haben den anonymen Rahmen der Kampagne genutzt, um sich endlich einmal artikulieren zu können. Mir haben viele gesagt, dass sie dankbar waren, mal nicht nur mit Freund*innen darüber zu sprechen, sondern dass sie das Gefühl hatten, mit der eigenen Geschichte etwas verändern zu können.

Viele Leute haben die Kampagne aber auch kritisiert.

Den Menschen, die die Kampagne kritisiert haben, ging es meistens um die Form. Zum Inhalt haben die meisten gesagt: Ja, das stimmt, das Problem gibt es schon lange, aber die Form ist richtig schlimm. Daran haben sich viele aufgehängt. Ich finde es vollkommen okay, zu kritisieren, wie wir vorgegangen sind. Vielleicht haben wir das falsche Sprachrohr gewählt, um uns mitzuteilen, aber dennoch sind die Probleme da. Der Inhalt verändert sich dadurch nicht.


Prof. Dr. Dietmar Neutatz ist der Dekan der Philosophischen Fakultät und Vorsitzender der Gemeinsamen Kommission und kritisiert das Vorgehen des SDS. Im Interview spricht er darüber, was ihn an der Kampagne stört, was er nachvollziehen kann, wo er Verbesserungsbedarf bei der GeKo sieht und warum Veränderungen bei der GeKo so schwierig zu realisieren sind.

Prof. Dr. Dietmar Neutatz, Dekan der Philosophischen Fakultät und Vorsitzender der Gemeinsamen Kommission

Herr Prof. Neutatz, wann haben Sie das erste Mal davon mitbekommen, dass Studierende die GeKo kritisieren?

Probleme in der Prüfungsverwaltung gibt es schon seit etlichen Jahren. Es haben schon viele vor mir versucht, durch Umstrukturierungen, Mittelaufstockungen und Stellenzuweisungen die Dinge zum Besseren zu wenden. Da geht es nicht nur um Klagen von Studierenden, das ist ja ein schwieriger Komplex insgesamt.

Was halten Sie von der Kampagne des SDS?

Meinen ersten Einblick in die Initiative bekam ich im September 2020, als die Gruppe mit mir Kontakt aufgenommen hat. Wir haben ein langes und gutes Gespräch geführt, wobei ich klar gemacht habe, dass es mir ein Anliegen ist, sachlich begründeten Beschwerden nachzugehen und Verbesserungen herbeizuführen. Ich hatte bei dem Gespräch das Gefühl, dass es den Leuten tatsächlich um einen konstruktiven Dialog und Verbesserungen in der GeKo geht.

Umso entsetzter war ich, als ich von der publizierten Broschüre erfuhr und sah, was daraus gemacht wurde. Wie gesagt, ich kann das Anliegen verstehen. Aber diese Pauschalvorwürfe gegen Mitarbeiter*innen der Prüfungsverwaltung, die durch ihre Namenskürzel erkennbar sind und öffentlich diffamiert werden, das kann ich nicht akzeptieren. Es geht nicht, sich öffentlich Sündenböcke zu suchen und an den Pranger zu stellen. Aber was mich am meisten stört und was ich völlig inakzeptabel finde, ist dieses Vorwort mit den Pauschalvorwürfen von Rassismus, Unmenschlichkeit, Inkompetenz und vorsätzlichem Schaden-Wollen.

Das sehe nicht nur ich so, es gab auch Kritik von Professor*innen sowie von Studierendenvertreter*innen, die sich in einem Offenen Brief von dieser Art der Kampagne distanzieren. Auch die Statusgruppe der Doktorand*innen hat sich distanziert. Der Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät hat einstimmig, also auch mit den Stimmen der Studierenden, eine Resolution verabschiedet, in der die öffentliche Diffamierung von Mitarbeiter*innen in der Kampagne zurückgewiesen wird. In allen Stellungnahmen wird festgehalten, dass es Probleme gibt und Handlungsbedarf besteht, aber dass es kein Lösungsansatz ist, einzelne Mitarbeiter*innen öffentlich an den Pranger zu stellen.

Die Diskussionen fokussieren sich sehr auf die Form des Dokuments. Werden damit nicht die Erlebnisberichte der Studierenden außer Acht gelassen?

Ich finde, man muss sich diese Geschichten auch ein bisschen kritisch ansehen. Da wird für meine Begriffe maßlos übertrieben. Es haben sich Menschen zu Wort gemeldet, die offensichtlich den Kontakt mit der Prüfungsverwaltung als Problem empfunden haben. Die vielen anderen Studierenden, die entweder gar nicht in Kontakt mit der Prüfungsverwaltung kommen, weil alles normal verläuft, oder die positive Erfahrungen bei der GeKo machen, die kommen hier überhaupt nicht zu Wort. Dadurch entsteht ein völlig einseitiges Bild.

Der Fokus auf die schlechten Erfahrungen war wohl auch das Ziel der Kampagne. Sollte es nicht auch darum gehen, diesen Personen zuzuhören?

Ja, sicher. Es ist ja auch nicht das erste Mal, dass solche Dinge auftauchen. Es hat nicht dieses Sammelns von Material des SDS bedurft, damit Studierende sich artikulieren können. Wir haben ein Studienqualitätsmonitoring und führen Absolvent*innenbefragungen durch. Da sind immer wieder kritische Dinge sichtbar geworden, die uns durchaus auch zu denken gegeben haben. Die Problematik ist allerdings sehr schwierig.

Es ist nicht damit getan, mit dem Zeigefinger auf einzelne Mitarbeiter*innen zu zeigen und diese als die Schuldigen für alles hinzustellen. Das ist ein schwieriges und großes Gesamtpaket. Da spielt sicher die Kommunikation zwischen Studierenden und der Prüfungsverwaltung eine Rolle, aber das ist nicht das einzige.

Welche Forderungen der Studierenden können Sie nachvollziehen?

Einleuchtend finde ich Fragen der Informationsbereitstellung auf der Homepage, die dafür sorgen könnten, manche Situationen gar nicht erst entstehen zu lassen. Da hat schon ein interner Prozess begonnen. Es gab schon früher einmal Gespräche mit Studierenden dazu, bei denen Verbesserungsvorschläge angekündigt wurden, die dann aber nicht kamen. Trotzdem ist das ein Punkt, an dem wir sicher schnell etwas verändern können.

Ob eine Personalaufstockung notwendig ist, ist erstmal ein Analyseauftrag an die Gemeinsame Kommission. Auf den ersten Blick würde ich sagen: Ja, die Mitarbeiter*innen sind überarbeitet, und das Pensum in dieser Prüfungsverwaltung ist mit den vorhandenen Mitteln und in den vorhandenen Strukturen kaum zu bewältigen. Dadurch entstehen stressige Situationen und Überlastung.

Was ich nicht für zielführend halte, sind Forderungen, die auf die Ablösung einzelner Personen abzielen. Das wäre in hohem Maße ungerecht, zumal ausgerechnet diese Personen mit ihrer Fachkompetenz und ihrem Engagement den Betrieb unter prekären Bedingungen aufrecht erhalten.

Die Forderung, Studierende für Beratungen einzustellen, klingt erst einmal sympathisch. Aber wenn man weiß, wie komplex diese Dinge sind, dann ist es meines Erachtens nicht zielführend für so eine Aufgabe, die eine längere Einarbeitungszeit erfordert, Studierende einzustellen, bei denen die Fluktuation viel zu groß wäre. Wenn die Personen nach zwei oder drei Semestern wieder wechseln, weil sie mit ihrem Studium fertig sind, ergibt das keinen ordentlichen Informationsfluss. Wir denken aber durchaus darüber nach, fortgeschrittene Studierende als Kontaktpersonen einzustellen, um die Kommunikation für beide Seiten zu entspannen und Anfragen so vorzubearbeiten, damit sie in einer adäquaten Form bei den richtigen Ansprechpartner*innen landen.

Ich würde mich aber gar nicht so an diesem Vorschlagskatalog des SDS abarbeiten. Wir beschäftigen uns jetzt in dem zuständigen Gremium damit, nämlich der Gemeinsamen Kommission – nicht im Sinne der Prüfungsverwaltung, sondern als gewähltem Gremium-, um den gesamten Komplex der Prüfungsverwaltung und Studienberatung zu analysieren und Maßnahmen zur Verbesserung zu identifizieren.

Welche Schritte sind notwendig für eine Verbesserung der GeKo?

Es geht unter anderem um die Bereitstellung von Informationen über Zuständigkeiten und Abläufe, es geht um eine verbesserte Arbeitsteilung unter Einbindung der Koordinator*innen in den Lehreinheiten sowie um innere Strukturen in der Prüfungsverwaltung und um die Frage der Personalausstattung. Auf den Mitarbeiter*innen lastet eine immense Arbeitsbelastung. Es geht natürlich auch um die Finanzierung. Wir haben in den letzten Jahren immer mehr Geld in die Prüfungsverwaltung geschoben. Das ist Geld, das anderswo im Lehrbetrieb fehlt. Da ist eine Grenze erreicht.

Wenn man jetzt feststellt, dass mehr Personal benötigt wird, muss man andere Wege finden, um diese Stellen zu finanzieren.

Die Resolution des Fakultätsrats beschränkt sich nicht darauf, die Methoden der Kampagne zurückzuweisen, sondern ist auch ein Arbeitsauftrag an die Gemeinsame Kommission als zuständiges und durch Wahlen legitimiertes Gremium, sich in Zusammenarbeit mit den Betroffenen und allen Statusgruppen, aber natürlich auch mit den Mitarbeiter*innen der GeKo, zu überlegen, was man verbessern kann.

Das ist sehr schwierig, und mir ist dabei wichtig, die Mitarbeiter*innen mitzunehmen und nicht zu versuchen, gegen die Mitarbeiter*innen Veränderungen herbeizuführen.

Wegen der Pandemie wurden neue Regelungen und Fristen verabschiedet, zum Beispiel die Prüfungsabmeldung betreffend. Wieso können diese verlängerten Fristen nicht beibehalten werden?

Hierbei möchte ich zunächst ein großes Missverständnis aufklären, das im Papier des SDS zu finden ist. Über Dinge wie die Abmeldefristen oder das Regelwerk entscheidet die Prüfungsverwaltung gar nicht. Keine der Personen, die hier an den Pranger gestellt werden, trifft hier irgendeine Entscheidung. Das sind Entscheidungen der gewählten Gremien der Gemeinsamen Kommission und des Prüfungsausschusses.

Die Frage der Prüfungsabmeldung, die Sie ansprechen, beschäftigt uns schon seit Jahren. Sie ist sehr viel komplizierter, als sie erstmal erscheinen mag. Wenn man sich die Folgen für die Umsetzung der Prüfungsordnung ansieht, stellt man ziemlich schnell fest, dass das in manchen Fächern gravierende Probleme erzeugt.

Wir haben eine Vielzahl von Studiengängen, in denen schon während des Semesters Teilprüfungsleistungen erbracht werden. Sobald eine Teilprüfungsleistung erbracht wurde, ist eine Prüfungsabmeldung rechtlich nicht mehr zulässig. Das heißt, je später eine Prüfungsabmeldung erfolgt, desto später können auch erst die Prüfungsleistungen erbracht werden. In manchen Fächern ließe sich so etwas realisieren, in anderen aber nicht. Dort wo Prüfungsleistungen erst am Ende oder nach Ende der Vorlesungszeit zu erbringen sind, etwa in  Form einer Prüfung oder einer Hausarbeit, war auch schon vor Corona eine Abmeldung bis zur drittletzten Vorlesungswoche möglich.

Der GeKo-Bereich ist gekennzeichnet von der Kombination sehr unterschiedlicher Fächer. Das unterscheidet uns auch von anderen Fakultäten, wo vieles einfacher zu regeln ist, weil es nur wenige oder wenig unterschiedliche Studiengänge gibt.

Die Corona-Regelungen erzeugen im Übrigen gravierende Probleme in der Umsetzung. Natürlich versuchen wir alles, was möglich ist, damit den Studierenden mit den Erschwernissen durch den eingeschränkten Bibliothekszugang und die Online-Lehrveranstaltungen kein Schaden entsteht. Aber die verwaltungstechnische Umsetzung der kurzfristigen Abmeldung von Prüfungen ist eine große Herausforderung, von der heute noch gar nicht klar ist, ob sie überhaupt bewältigt werden kann.

Ist diese Komplexität der Verwaltung und der Strukturen nicht vielleicht das Hauptproblem, das letztendlich die Studierenden gegen die GeKo aufbringt?

Da würde ich jetzt stark relativieren. Die ganz überwiegende Mehrheit der Studierenden hat kein Problem mit der GeKo, sondern meldet ihre Prüfungsleistungen und Studienleistungen fristgerecht an.

Viele Studierende informieren sich selbst nicht richtig, lesen die Prüfungsordnung nur oberflächlich oder überhaupt nicht und holen sich nicht bei ihren Studiengangskoordinator*innen die nötigen Informationen ab.

In Rücksprachen mit der Prüfungsverwaltung hat sich herausgestellt, dass viele Studierende zur Prüfungsverwaltung laufen mit Problemen, die sich schon vorher mit der Studiengangskoordination des Fachs hätten lösen lassen. Oft schicken auch Lehrende die Studierenden in die Prüfungsverwaltung, statt zur Studiengangskoordination, wo sich 90 Prozent der Fälle lösen lassen oder so vorbereitet werden, dass die Studierenden mit den richtigen Informationen und Dokumenten in die Prüfungsverwaltung geschickt werden und keine unnötige Arbeit erzeugen.

Es gibt sicherlich Handlungsbedarf, aber der liegt auf verschiedenen Ebenen. In der GeKo ist die Verwaltung komplizierter als in anderen Fakultäten, weil es viel mehr Studiengänge, Kombinationsmöglichkeiten dieser Studiengänge und eine höhere Gesamtzahl von Studierenden gibt. Die GeKo ist für schätzungsweise 7.000 Studierende zuständig, die zum größten Teil in der GeKo eingeschrieben sind, aber auch teilweise im Hauptfach in anderen Fächern und ihr Nebenfach bei der GeKo studieren.

Wie geht es jetzt weiter?

Wir haben in der Fakultät einen Arbeitsauftrag formuliert. Wir werden das in einer der nächsten Sitzungen der Gemeinsamen Kommission auf die Tagesordnung setzen und einen Fahrplan machen. Das SDS-Papier ist für die Analyse ehrlich gesagt nicht sehr hilfreich. Die geschilderten Fälle sind teilweise so unspezifisch, dass man sie nicht konkret nachvollziehen kann. Wir werden uns unter Einbeziehung von Studierenden ein Bild davon verschaffen, wo Veränderungen möglich sind und werden diese angehen. Wir haben in den gewählten Gremien legitimierte studentische Vertreter*innen, mit denen wir gemeinsam arbeiten werden.

Aktueller Hinweis: Die Arbeitsgruppe zur GeKo hatte am 15. März 2021 ihr erstes Treffen.


Moritz May ist Mitunterzeichner eines Offenen Briefes, in dem sich Studierende von der Kampagne des SDS distanzieren. Im Gespräch legt er dar, was er an der Kampagne kritisiert und was er gut findet, wo er Verbesserungsbedarf bei der GeKo sieht und wieso sich diese Veränderungen so schwierig gestalten.

Moritz May, Student (Philosophie und VWL)

Hallo Moritz! Du hast im Januar 2021 zusammen mit vier weiteren Studierenden und der Anglistik-Fachschaft einen Offenen Brief unterschrieben, in dem ihr euch von der GeKo-Kampagne des SDS distanziert. Was hältst du von dieser Kampagne?

Ich finde die Idee sehr gut. Seit Jahren ist klar, dass sowohl die Studierenden als auch die Beschäftigten das Bedürfnis und Interesse an einer Reform der GeKo haben. Es ist offensichtlich, dass die wenigen Angestellten der GeKo überlastet sind. Das führt dazu, dass die Beschäftigten der GeKo und die Studierenden die Leidtragenden sind.

Du hast dich aber in einem Offenen Brief von der Kampagne distanziert.

Was mich von Anfang an gestört hat an der Kampagne war letztlich auch nur der Punkt, dass ich das Gefühl hatte, dass die Lage der Studierenden einseitig betrachtet wurde und diese gegen die Beschäftigten ausgespielt wurde.

Ich glaube, dass damit Fronten aufgemacht werden, die so nicht existieren. Es gibt zum Beispiel auch studentische Beschäftigte bei der GeKo. So zu tun, als gäbe es zwei konfrontative Interessensgruppen, erscheint mir nicht richtig. Ich glaube, dass das Potenzial da ist, um zwischen diesen Gruppen zu vermitteln und gemeinsame Interessen wahrzunehmen. Daran lässt sich gemeinsam weiterarbeiten, denn die Überlastung der Beschäftigten ist ein Problem, das die Beschäftigten und die Studierenden betrifft.

Wieso habt ihr euch entschieden, eure Kritik direkt über den Fakultätsrat zu äußern?

Die Kritik wurde zunächst intern geäußert. Als der SDS im September 2020 in einer StuRa-Sitzung einen Finanzantrag zur Kampagne gestellt hat, haben hochschulpolitisch aktive Studierende die gleichen Kritikpunkte geäußert, die letztendlich im Brief standen. Der SDS hatte jedoch die Befürchtungen, eine einseitige Kampagne gegen die Beschäftigten könnte eher kontraproduktiv sein, abgewiegelt und ist nicht weiter auf die Kritik eingegangen.

Da in der ersten Vollversammlung keine Diskussion stattgefunden hat, in der ich diese Meinung nochmal hätte anbringen können, haben wir uns dazu entschieden, unsere Kritik direkt an den Fakultätsrat zu richten.

Bei der zweiten Vollversammlung hatte ich jedoch das Gefühl, viele Kritikpunkte seien beim SDS angekommen und eingesehen worden.

Ist es denn die Aufgabe einer Hochschulgruppe, in ihrer Kampagne alle Seiten abzubilden?

Das kann eine Gruppe gern anders machen, dann muss sie aber auch damit leben, dass man ihr Einseitigkeit vorwirft. Wir haben eine ganze Reihe von demokratisch legitimierten und institutionalisierten Gremien, an denen Studierende beteiligt sind, unter anderem auch der Fakultätsrat. Diese Gremien haben die Aufgabe, ein vollständiges Bild der Lage zu zeichnen. Der SDS hat sich entschlossen, an den offiziellen Strukturen, die Studierende vertreten, vorbei zu operieren.

Wie hätte die Kampagne deiner Meinung nach durchgeführt werden können?

Der SDS hätte von Anfang an mehr das Gespräch suchen sollen, sowohl mit anderen Studierenden als auch mit den Beschäftigten der GeKo. Es hätte mehr Raum für Diskussion und Austausch geben müssen. Dadurch wäre eine bessere Legitimation der Kampagne möglich gewesen. Es hätten mehr gemeinsame Interessen zwischen Studierenden und Beschäftigten gesucht werden sollen.

Die strukturellen Reformvorschläge des SDS halte ich für vollkommen richtig, zum Beispiel die Verbesserung der Kommunikation zwischen Studierenden und GeKo, die Überarbeitung der Website, die bessere Ausfinanzierung der GeKo und die Entlastung der Beschäftigten durch Neueinstellungen.

Wobei man dazu sagen muss, das sind keine neuen Vorschläge, genau diese Punkte standen schon einmal im Raum. Daran hätte man anknüpfen können und nachforschen können, warum diese seit Jahren bekannten Vorschläge noch nicht umgesetzt wurden, statt in dieser konfrontativen Weise Punkte aufzubrühen, auf die sich vermutlich die meisten Beteiligten und Betroffenen einigen können.

Wo siehst du Verbesserungsbedarf bei der GeKo?

Ich denke, eine der zentralen strukturellen Reformen, die nötig sind, ist die Entlastung der Beschäftigten. Vermutlich bedeutet das, dass mehr Mitarbeiter*innen bei der GeKo eingestellt werden müssen. Wenn man auf der Website schon sieht, wie wenig Beschäftigte für die tausenden Studierenden zuständig sind, braucht man sich nicht zu wundern, dass diese Personen überlastet sind.

Die andere nötige Reform ist die Verbesserung der Kommunikationswege zwischen Studierenden und der GeKo. Die Website muss grundlegend überarbeitet werden. Es braucht niedrigschwellige Angebote, bei denen Studierende Routinefragen schnell und einfach beantwortet bekommen. Ich glaube, das würde sowohl die Beschäftigten entlasten als auch den Studierenden selbst einfacheren Zugang zu komplexen Informationen ermöglichen.

Warum gestaltet sich die Reform der GeKo so schwierig?

Ich glaube, es ist so komplex, weil sehr viele verschiedene Interessensgruppen aufeinandertreffen. Das sind einerseits die verschiedenen Statusgruppen: Studierende, Beschäftigte, Professor*innen. Die GeKo hat eine quasi föderale Struktur mit verschiedenen Fachbereichen. Dort einen Konsens zu finden, wie tatsächliche Reformen aussehen könnten und wie diese umgesetzt und finanziert werden können, gestaltet sich sehr schwierig. Meine Vermutung ist, dass es aufgrund dieser komplizierten Interessenslage Jahre dauert, bis Reformen tatsächlich umgesetzt werden.

Was glaubst du, wie es jetzt weitergeht?

Im Nachspiel der beiden Fakultätsratsitzungen habe ich mitbekommen, dass auch im SDS selber durchaus kritisch reflektiert wurde, wie diese Kampagne geführt wurde und dass viele Punkte auch angenommen wurden. Inwiefern sich das in der Weiterführung der Kampagne niederschlagen wird, kann ich nicht beurteilen. Ich hoffe, dass der SDS mit der Kampagne fortfährt, aber dabei die Kritikpunkte von verschiedenen Seiten berücksichtigt.

Und insgesamt hoffe ich, dass diese Kampagne der nötige Impuls war, dass Reformen in der GeKo zumindest mittelfristig absehbar werden, aber immer unter Einbeziehung der Studierenden und Beschäftigten. Wenn das geschieht, bin ich sogar optimistisch, dass in den nächsten Jahren Reformen eingeführt werden können.


Nicolas Scherger ist der Pressesprecher der Uni und hat per E-Mail beantwortet, welche Probleme er bei der GeKo sieht, ob die Uni der GeKo zu wenig Geld zur Verfügung stellt und was er von der Kampagne des SDS hält. Da es zum Zeitpunkt der Nachfrage keine amtierende Prorektorin / keinen amtierenden Prorektor für Studierendenangelegenheiten gab, hat uniCROSS die Fragen an die Uni-Pressestelle gestellt.

Nicolas Scherger, Pressesprecher

Wo sehen Sie Probleme bei der GeKo?

Die Gemeinsame Kommission (GeKo) ist für die Studienberatung und Prüfungsverwaltung der Philosophischen und der Philologischen Fakultät zuständig. Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist es ein wichtiges Anliegen, die mehr als 5.700 Studierenden beider Fakultäten auf dem Weg zu einem erfolgreichen Studienabschluss zu begleiten und zu unterstützen.

Die GeKo-Mitarbeitenden helfen in vielen Fällen Studierenden auch bei solchen Problemen, die diese aufgrund eigener Fehler und Versäumnisse selbst verursacht haben – beispielsweise, weil sie sich nicht ausreichend über Prüfungsordnungen oder Fristen informiert haben. Gerade in schwierigen Fällen unternehmen die Mitarbeitenden der GeKo alles, was rechtlich möglich ist, um Lösungen zu finden, damit die Studierenden ihr Studium weiterführen und abschließen können. Für dieses Engagement erhalten sie viele wertschätzende und dankbare Rückmeldungen: von Studierenden ebenso wie von Promovierenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem akademischen Mittelbau sowie Professorinnen und Professoren.

Allerdings haben verschiedentlich Studierende auch Beschwerden geäußert, unter anderem im Zuge des regelmäßig stattfindenden Studienqualitätsmonitoring und der Befragungen von Absolventinnen und Absolventen. In diesen anonymen und breit angelegten Befragungen wird die Arbeit der Prüfungsverwaltungen und Studienberatungen professionell evaluiert. Den Verantwortlichen ist es ein wichtiges Anliegen, sachlich begründeten Beschwerden nachzugehen sowie Probleme, die offensichtlich im persönlichen Kontakt zwischen Mitarbeitenden der GeKo und Studierenden entstanden sind, auszuräumen und künftig zu vermeiden.

Viele Probleme der GeKo könnten möglicherweise gelöst werden, wenn mehr finanzielle Kapazitäten zur Verfügung stünden. Dann könnten zum Beispiel mehr Mitarbeiter*innen eingestellt werden. Gibt es von der Uni nicht genug Geld für die GeKo?

Die Universität Freiburg muss, ebenso wie die anderen Landesuniversitäten, mit einer weit unzureichenden Grundfinanzierung auskommen. Die Zahl der Studierenden an den baden-württembergischen Universitäten ist in den vergangenen 20 Jahren rasant gestiegen. Der Haushalt des Landes für die Universitäten hat mit dieser Entwicklung nicht annähernd Schritt gehalten. Den Universitäten stehen pro Studentin und Student inflationsbereinigt heute weniger Landesmittel zur Verfügung als noch Ende der 1990er Jahre. Da zugleich die rechtlichen Rahmenbedingungen komplizierter und die Datenverarbeitung aufwendiger geworden sind, unterliegen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der GeKo in der Tat einer hohen Arbeitsbelastung.

Dies ist jedoch leider nur eines von vielen Beispielen für die Konsequenzen, die sich aus der Politik der Unterfinanzierung der Universitäten ergeben. Es liegt in der Verantwortung der Philosophischen und der Philologischen Fakultät, die vorhandenen Mittel möglichst effektiv einzusetzen. Darüber hinaus lassen sich auch mit geringem Ressourceneinsatz Verbesserungen erzielen – etwa mit einer überarbeiteten und ausgebauten GeKo-Homepage, die Antworten auf immer wieder eingehende Anfragen bereitstellt.

Bei anderen Prüfungsämtern sind Regelungen rund um Prüfungsanmeldungen, Verschiebungen oder Abmeldungen weniger streng als bei der GeKo. Warum ist das so?

Diese Regelungen fallen grundsätzlich in den Verantwortungsbereich der Fakultäten, da diese über Lehr- und Prüfungsfragen entscheiden. Die Fakultäten haben vor einigen Jahren ihre Regelungen zwar stärker aneinander angeglichen, aber nicht vereinheitlicht, um die jeweiligen Besonderheiten der Fächer weiterhin berücksichtigen zu können.

Wegen Corona hat die GeKo ihre Prüfungsordnung gelockert, wieso kann das nicht auch nach Corona so bleiben?

Der Senat der Universität Freiburg hat Ende Januar 2021 weitere Änderungen der Corona-Satzung der Universität beschlossen. Ziel dieser Satzung ist es, den Studienbetrieb unter den Restriktionen der Corona-Pandemie für Studierende und Lehrende weiter zu erleichtern und zu flexibilisieren.

Die von der GeKo erlassenen prüfungsrechtlichen und organisatorischen Regelungen basieren auf dieser Satzung und deren gesamtuniversitären Vorgaben, die nach aktuellem Stand bis 30. September 2021 in Kraft ist. Aussagen, die über den Zeitraum bis Ende September hinaus gelten, sind aufgrund der unvorhersehbaren Entwicklung der Pandemie derzeit nicht möglich. Grundsätzlich sind jedoch klare Vorgaben und Fristen für einen geregelten Studienbetrieb auf lange Sicht unverzichtbar. Die größtmögliche Flexibilisierung aufgrund der Pandemie kann kein dauerhafter Maßstab sein.

Die aktuelle Fassung der Corona-Satzung mit allen detaillierten Regelungen finden Sie auf unserer Website.

Was halten Sie von der Kampagne der Hochschulgruppe Die Linke.SDS?

Das von „Die Linke.SDS Freiburg“ verbreitete Papier wirkt irritierend. Es vermischt berechtigte Kritik mit verletzenden Unterstellungen, die gegen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der GeKo gerichtet sind. Die Hochschulgruppe hatte den Vorsitzenden der GeKo zu Beginn des Wintersemesters kontaktiert und ihm eine Auswahl von Berichten ihrer Umfrage vorgelegt. Daraufhin fand eine Aussprache statt, und es wurde vereinbart, im Dialog zu bleiben.

Umso unverständlicher war die Veröffentlichung der verzerrten und polemischen Angriffe auf die GeKo und ihre Mitarbeitenden. Die Universität erwartet, dass derartige öffentliche Unterstellungen künftig unterbleiben. Es liegen mehrere Schreiben vor, in denen sich Studierende, Promovierende sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von der Kampagne von „Die Linke.SDS Freiburg“ mit aller Entschiedenheit distanzieren. Alle Mitglieder der universitären Gemeinschaft wünschen sich einen respektvollen und wertschätzenden Umgang miteinander – in diesem Sinne sollte der Dialog mit der GeKo weitergeführt werden.


Vier Studierende verschiedener Fachrichtungen berichten, welche Erfahrungen sie mit der GeKo gemacht haben, was sie von der Kampagne des SDS halten und wie das perfekte Prüfungsamt für sie aussehen würde.

Studierende der Uni Freiburg

Student*in – Französisch, Sport, Russisch

Welche Erfahrungen hast du mit der GeKo gemacht?

Ich hatte in der Vergangenheit einmal Kontakt mit der GeKo, als ich mich in mein Drittfach Sport einschreiben wollte. Um keine zusätzlichen Studiengebühren zahlen zu müssen, brauchte ich einen von der GeKo ausgestellten Schein. Am Telefon erklärte ich meiner Gesprächspartnerin scheinbar zu ausführlich, warum ich dieses Dokument bräuchte, denn sie forderte mich auf, endlich zum Punkt zu kommen. Auch als ich später im Büro vorbeikam, waren meine Erklärungen für sie nie kurz genug und nochmals nachfragen war wirklich nicht gewünscht. Ich hatte den Eindruck, sie ist unter Stress und lässt es einen spüren.

Am Ende unseres Telefonats wiederholte ich noch einmal, was zu tun sei und ob ich das richtig verstanden hätte. Die Antwort: „Es zu wiederholen bringt Ihnen auch nichts.“

Mir hat der raue Ton bei meinem Kontakt mit der GeKo nicht so viel ausgemacht, aber ich kann mir schon vorstellen, dass Leute den Druck spüren und womöglich auch Angst haben, Fragen zu stellen.

Was hältst du von der Kampagne „Change GeKo“?

Die Broschüre der Kampagne habe ich nur überflogen, aber von den Problemen mit der GeKo wissen die Studierenden ja. Meist scherzt man darüber: „Da kommst du weinend wieder raus“ oder ähnliches. Ich finde es aber gut, dass die Kampagne den Diskurs über die GeKo mehr ins Rollen bringt. Die Kritik muss dabei auf jeden Fall sachlich bleiben und darf nicht polemisch werden.

Wie sähe für dich ein gutes Prüfungsamt aus?

Zur GeKo zu gehen ist für mich vergleichbar mit dem Besuch bei einem sehr beschäftigten Arzt. Es geht um eine wichtige Angelegenheit, aber man hat das Gefühl, mit allen Fragen hält man die Person nur auf. Besser wäre es, wenn man keine Scheu mehr haben müsste nachzufragen, wenn etwas unklar ist.

Student*in – Geschichte, Politik

Welche Erfahrungen hast du mit der GeKo gemacht?

In Geschichte hatte ich mich einmal fälschlicherweise für eine mündliche statt für eine schriftliche Prüfung angemeldet. Meine Dozentin erhielt aber erst nach mehr als einem Monat Bescheid, dass es ein Problem gäbe. Die GeKo sagte meiner Dozentin in einer absoluten Aussage, dass die Prüfung so nicht zähle, ich aber einen Antrag schreiben könne. Die Person am Telefon war sehr kurz angebunden und ich hatte auch ein bisschen das Gefühl, dass ich ihr die Sache mit dem Antrag aus der Nase gezogen habe.

Sie hat nicht wirklich von selbst gesagt, dass ich einen Antrag stellen könnte und auch nicht, wie das funktioniert. Zuvor hatte mir mal jemand davon erzählt, sodass ich schon wusste, dass ich danach fragen kann. Den Antrag habe ich also geschrieben und mit der Verbuchung meiner Note hat es nach zwei oder drei Monaten geklappt.

Was hältst du von der Kampagne „Change GeKo“?

Ich habe über die Politikfachschaft von der Kampagne erfahren. Das Ganze ist schon ein bisschen emotionalisiert. Teilweise sind die ausgewählten Erfahrungsberichte schlimm, aber nicht sehr repräsentativ. Der Titel der Broschüre „Angst“ ist ein wenig übertrieben, ein Hingucker ähnlich wie in der Bildzeitung. Ich weiß, dass anscheinend einige Angst hatten, sich mit der GeKo auseinanderzusetzen. Wenn man aber nicht einfach mit der Einstellung „Löst ihr mein Problem“ zur GeKo geht, sondern auch wirklich verstanden hat, warum es ein Problem gibt, kann man da schon eher was erreichen.

Wie sähe für dich ein gutes Prüfungsamt aus?

Ich sehe auf jeden Fall Verbesserungspotential in den Strukturen: Es gibt zu wenig Leute bei der GeKo für zu viele Studierende. Deswegen haben sie einfach nicht die Kapazitäten, um sich mit jedem Problem angemessen auseinanderzusetzen. Vielleicht wäre es hilfreich, wenn nicht nur ein Prüfungsamt für alle philosophischen und philologischen Fächer verantwortlich wäre. Psychologie und Medizin haben zum Beispiel eigene Prüfungsämter.

Auch eine längere Frist für die Prüfungsanmeldung würde Stress rausnehmen. Vor allem im Online-Semester, wo man nicht so sehr auf den Anmeldezeitraum hingewiesen wird. Es könnte auch transparenter sein, wer in der GeKo für was die Ansprechperson ist. Das ist mir nie so ganz klar, wen ich anrufen muss.

Student*in – Frankomedia, Volkswirtschaftslehre

Welche Erfahrungen hast du mit der GeKo gemacht?

Während meines Studiums habe ich wenig Erfahrungen mit der GeKo gemacht. Es gab gute und schlechte Sachen. Die Prüfungsanrechnung dauerte zum Teil schon sehr lang, andererseits wurde ein Antrag auf Verlängerung, den ich mal gestellt hatte, sehr schnell bearbeitet.

Ich habe keine Angst, mich bei der GeKo zu melden. Allerdings kenne ich Kommilitonen, die sehr schlechte Erfahrungen gemacht haben. Zum Beispiel wurde eine meiner Bekannten mal heftig bei einem Telefontermin kritisiert. Sie war Lehramtsstudentin und ihr wurde vorgeworfen, wie denn jemand wie sie jemals den Lehrerberuf ausüben wolle, da sie ja gar nicht erklären könne, was sie denn genau wolle. Das hat meine Bekannte durchaus getroffen.

Was hältst du von der Kampagne „Change GeKo“?

Insgesamt finde ich die Kampagne gut. Die Broschüre ist optisch gut gemacht, aber das mit der „Angst“ ist sehr präsent. Auf ein paar Seiten steht in fetten roten Lettern „Angst“. Es gibt ja auch durchaus Leute wie mich, die keine Angst bei der GeKo haben. Ich finde das daher ein bisschen übertrieben. Vielleicht ist es ein ganz guter Einstieg, um Leser einzufangen.

In der Broschüre wurden viele Sachen beschrieben, die man so am Rande mitbekommen hat. Das dann alles einmal so zusammengefasst zu lesen war schon krass, da es sich um das eigene Prüfungsamt handelt.

Auch ich fühle mich durch diese Broschüre der Kampagne repräsentiert, weil die Fakultäten nicht so groß sind und man in Kontakt mit Leuten ist, denen solche Sachen widerfahren sind. Nur weil ich gewisse Erfahrungen nicht gemacht habe, würde ich nicht sagen, dass ich mich durch die Kampagne nicht repräsentiert fühle.

Wie sähe für dich ein gutes Prüfungsamt aus?

Ein gutes Prüfungsamt würde mehr auf die Studierenden eingehen. Gerade als Ersti ist man überfordert, weil alles neu ist. Bei mir ist das jetzt schon etwas her, aber die Erstiwoche hatte nicht alle meine Fragen geklärt. Zum Teil kennt man gar nicht die unterschiedlichen Onlineplattformen der Uni oder weiß nicht wirklich, was die Prüfungsordnung ist.

Die Fristen könnte man auch auf anderen Wegen veröffentlichen, in sozialen Netzwerken zum Beispiel. In meinem Nebenfach Volkswirtschaftslehre hat die Fachschaft eine Facebook-Seite, wo jedes Mal ein Post veröffentlicht wird, wenn die Prüfungsanmeldung beginnt.

Vielleicht wären auch längere Sprechzeiten gut. Gerade durch Corona muss man per Telefon kommunizieren und da reicht es nicht, eine Stunde pro Tag für Anrufe freizuhalten.

Student*in – Mathematik, Philosophie

Welche Erfahrungen hast du mit der GeKo gemacht?

Ich hatte zweimal Kontakt mit der GeKo. Im ersten Semester hatte ich eine Vorlesung in Philosophie, die mir als Studienleistung erst im dritten Semester angerechnet wurde. Und dann hatte ich letztens eine mündliche Prüfung online, für die ich einen Antrag bei der GeKo stellen musste. Das hat eigentlich alles gut funktioniert. Ich habe eine Woche nach dem Antrag noch mal eine E-Mail verschickt, nachdem ich das Heftchen der „Change GeKo“ Kampagne gelesen hatte. Ich dachte mir, bevor ich nicht rechtzeitig zur Prüfung zugelassen werde, schreibe ich lieber noch mal eine höfliche E-Mail. Ein paar Tage später hatte ich dann auch den Bescheid.

Was hältst du von der Kampagne „Change GeKo“?

Ich finde es super, dass die Kampagne gestartet wurde. Im dazugehörigen Heftchen stehen halt nur Berichte über negative Erfahrungen mit der GeKo. Das ist auch irgendwie berechtigt, denn jede Person, die weinend aus dem GeKo-Gebäude herausgeht, ist eine zu viel.

Wie sähe für dich ein gutes Prüfungsamt aus?

Es wäre schön, wenn die GeKo ein Image der Zuverlässig- und Vertrauenswürdigkeit hätte. Mir ist es schon wichtig, dass meine Studienleistungen angerechnet werden und nichts aus Versehen verloren geht.

Dass man nicht die ganze Zeit eine übertriebene Vorsicht im Umgang mit der GeKo haben müsste, wäre auch gut. Gerade im ersten Semester wäre ein bisschen Verständnis seitens der GeKo schön, wenn man eine Frist verpeilt oder irgendwelche Anträge nicht korrekt ausfüllt.