Helge Straube hat 2017 zusammen mit drei Mitgründern ein Startup ins Leben gerufen, das auditive Sprachkurse entwickelt.

Valentina von uniONLINE macht dort gerade ein Praktikum und hat die Gelegenheit genutzt, um mit Helge darüber zu sprechen, wie es zur Gründung kam, welche Unterstützung er und sein Team bekommen haben und warum es wichtig ist, lieber früher als später mit dem Gründen anzufangen.

Helge, was hat dich beziehungsweise euch dazu bewegt, zu gründen?

Ich kenne es aus dem Elternhaus, selbstständig zu sein. Und mit meinem Studium – ich habe „Wirtschaft neu denken“, also BWL, an der Alanus Hochschule studiert – ist bei mir der Wunsch stark gewachsen, etwas Eigenes zu machen. Ich habe auch mal als Angestellter gearbeitet, daher kenne ich beide Perspektiven.

Das Angestelltendasein fand ich auch cool. Aber die Vorstellung, etwas aufzubauen, mich selbst auszuprobieren und die Freiheit zu haben, meine Firma und mein Arbeitsleben so zu gestalten, wie ich das möchte, war sehr verlockend.

Also hast du erstmal für dich allein entschieden und dann die Mitgründer rekrutiert?

Genau. Ich habe noch im Studium ein Projekt im Fach Entrepreneurship gemacht. Ich hatte die Ursprungsidee und zusammen mit Kommilitonen habe ich die Idee weitergedacht und skizziert, wie das Geschäftsmodell aussehen könnte und welche Marketingkanäle es gibt.

Wir haben das am Ende auch präsentiert, aber danach lag die Vision erstmal bei mir in der Schublade für eineinhalb Jahre. Irgendwie hat sie mich aber nicht mehr losgelassen und dann habe ich meine ersten Gehversuche gemacht, bis ich 2017 die anderen drei Gründer mit reingenommen und offiziell die GmbH gegründet habe.

Du hast bereits die Uni als Nährboden für eure Idee genannt, aber inwiefern habt ihr sonst noch Unterstützung bekommen bei eurem Start?

Nach meinem Studium hatte ich den Grünhof als Accelerator, dessen Ziel es ist, die Entwicklung von neu gegründeten Startups voranzubringen. Damals habe ich an verschiedenen Gründerprogrammen teilgenommen und viel Feedback und Unterstützung bekommen – auch durch externe Expert*innen. Aber vieles war tatsächlich auch Learning by Doing.

Wie riskant war es – gerade finanziell – zu gründen?

Da ich direkt nach dem Studium gegründet habe, war das finanzielle Risiko noch nicht wahnsinnig groß. Im schlimmsten Fall hätte ich mein Erspartes auf den Kopf gehauen, wobei es auch Fördermöglichkeiten gibt, die ich damals nicht in Anspruch genommen habe. Aber wenn man wirklich an seine Idee glaubt, ist man auch bereit, ein gewisses Geld reinzustecken. Es gibt ja auch noch Familie und Freunde, die vielleicht ein bisschen was leihen können.

Ihr habt beim TV-Format „Die Höhle der Löwen Schweiz“ teilgenommen und sogar ein Investment angeboten bekommen. Warum habt ihr es abgelehnt?

Weil für uns die Bewertung nicht gepasst hat. Sie wollten einfach zu viele Anteile für zu wenig Geld und haben zu dem Zeitpunkt nicht den Wert in unserem Unternehmen gesehen, den wir gesehen haben. Aber grundsätzlich ist es mit Investor*innen so, dass es meistens dann funktioniert, wenn es einen beidseitigen Mehrwert gibt. Außer das Startup ist in Geldnot und hat keine andere Wahl, als jemanden mit reinzunehmen.

Du hast vorhin den Grünhof angesprochen: Der Grünhof unterstützt in Freiburg Startups und bietet verschiedene Co-Working-Spaces an, unter anderem in der alten Lokhalle. Euer Büro befindet sich dort. Wie ist die Lokhalle als Bürolocation?

Man zahlt zwar ein bisschen mehr als für andere Arbeitsräume, kriegt aber auch einen Full Service. Die Betreiber*innen kümmern sich darum, dass das Internet funktioniert, dass ein Drucker da ist, die Küche geputzt wird – es ist einfach alles da.

Ein wahnsinniger Vorteil hier ist das Netzwerk. Man hat Zugriff auf viele verschiedene Menschen, die unterschiedliche Fähigkeiten haben. In der Lokhalle hat man auch eine gewisse Öffentlichkeitspräsenz. Durch Veranstaltungen kommen Leute rein, die auf uns aufmerksam werden. Und wenn irgendwo irgendwas gebraucht wird, wird man auch vom Netzwerk empfohlen.

Es gibt ja dieses Klischee des Startup-Hipsters. Was würdest Du dem entgegenhalten?

Entgegenhalten? (lacht). Ist gar nicht so einfach, denn wir entsprechen dem Klischee ja auch ein Stück weit, weil es bei uns lockerer und individueller zugeht und so. Aber es entwickelt sich irgendwie dort hin, dass auch große Firmen versuchen, mehr im Laissez-Faire-Stil zu führen. Die ganze Kleiderordnung löst sich immer weiter auf. Flexibles, mobiles Arbeiten wird immer präsenter. Startups leben dieses „New Work“-Thema schon seit ein paar Jahren.

Welche Tipps würdest du Studierenden mit auf den Weg geben, die vorhaben zu gründen?

Mein Haupttipp, den ich immer gebe, ist anzufangen. Es macht schon Sinn zu schauen, wie man sich finanziert und welche Förderungsmöglichkeiten es gibt. Aber dann nicht zu lange im stillen Kämmerchen vor sich hinwerkeln, bis man irgendwann ein völlig überentwickeltes Produkt hat, das niemand haben möchte.

Und das Zweite ist: Sehr genau hinschauen, was gute und was schlechte Tipps sind. Man kann die kritische Meinung des Kumpels wahrnehmen, aber sollte sich nicht davon verunsichern lassen. Wenn ich einen neuen Drink herausbringe und die ersten Zehn sagen, schmeckt mir nicht, dann würde ich warten, bis die ersten 500 sagen, schmeckt mir nicht. Am Ende muss man einfach immer selbst für die eigene Entscheidung stehen.