Der Begriff Female* Empowerment ist individuell und kollektiv zugleich, emotional und politisch, ein innerer Prozess und ein äußerer Kampf. Das Thema somit komplex und jede Erfahrung ist individuell.

Deshalb ist es uns als uniCROSS-Redaktion wichtig, transparent zu machen, dass wir alle weiß sind und einen akademischen Hintergrund haben und deshalb einen auf unsere Perspektive eingegrenzten Blickwinkel.

Weil wir das Thema nicht allumfassend behandeln können, setzen wir unseren Fokus vor allem auf den universitären und studentischen Kontext.

Ein großes Thema mit vielen Facetten

In der Fülle der Definitionen haben wir uns gefragt, was Female* Empowerment eigentlich für uns bedeutet. In welchem Alltagsmoment fühle ich mich als Frau bestärkt – und wann nicht? Zahlreiche Benachteiligungen betreffen Frauen nach wie vor. Um nur einige zu nennen:

Der Frauenanteil im Bundestag liegt immer noch bei 32,4 Prozent, obwohl es in Deutschland rund eine Million mehr Frauen gibt als Männer.

Trotz höherem Frauenanteil zu Studienbeginn sinkt dieser auf den höheren Karrierestufen.

Laut Berichten und Studien werden Mädchen und Frauen mit Behinderungen besonders häufig Opfer von Gewalt.

Bei der Frage, wie wir als Gesellschaft gegen Diskriminierung und strukturelle Gewalt vorgehen können, ist uns klar geworden: “Female* Empowerment” ist wichtiger denn je.

Was bedeutet Empowerment?

Der Verein UN Women und das European Institute for Gender Equality versteht unter der Stärkung von Frauen und nicht-binären Personen Folgendes:

“Empowerment von Frauen, auch als Women’s Empowerment bezeichnet, bezieht sich auf den Prozess der Stärkung der Handlungskompetenz und der Kontrolle von Frauen über ihr Leben, einschließlich ihres Körpers, ihrer Entscheidungen und ihrer Fähigkeit, an sozialen, wirtschaftlichen und politischen Bereichen teilzunehmen. Es geht darum, sicherzustellen, dass Frauen gleiche Chancen, Rechte und die Macht haben, ihr eigenes Schicksal zu gestalten.”

Wörtlich bedeutet “Empowerment” “Ermächtigung”. Setzt man sich mit diesem Begriff auseinander, heben viele Definitionen die Stärkung des Selbstbewusstseins von Frauen hervor. Empowerment wird darin oft als „stärker“, „selbstbewusster“, „resilienter“ oder „durchsetzungsstärker” verstanden.

All das sind Eigenschaften, die Frauen historisch gesehen oft abgesprochen wurden. Wir stimmen dem Gleichstellungsbüro der Uni Freiburg zu, die sagen: „Wir beobachten, dass viele Frauen diese Eigenschaften, Kompetenzen und Fähigkeiten bereits mitbringen und daher nicht primär an ihnen ‚gearbeitet‘ werden müsste.“

Strukturelle Hürden für Frauen in unserer Gesellschaft

Die Hürden für Frauen liegen also nicht an fehlenden persönlichen Kompetenzen, sondern viel mehr auf struktureller Ebene. Dazu gehört, dass Frauen bei gleichen Qualifikationen oft weniger Karrierechancen haben und es noch immer geschlechtsspezifische Lohnunterschiede gibt.

In Deutschland zum Beispiel liegt die unbereinigte Entgeltlücke laut Statistischem Bundesamt bei rund 16 Prozent. Selbst bei vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit verbleibt eine bereinigte Lücke von etwa 6 Prozent. In Baden-Württemberg liegt der sogenannte unbereinigte Gender Pay Gap 2024 laut dem Statistischen Landesamt sogar bei 19 Prozent.

Ein klarer Hinweis auf versteckte Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt – schreibt das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) auf seiner Webseite. Die Gründe für den PayGap sind vielfältig: Nach wie vor ist der Frauenanteil in Niedriglohnberufen besonders hoch, es gibt immer noch Unterschiede zwischen “männlichen” und “weiblichen” Berufsbildern.

Stereotype Rollenbilder prägen nach wie vor viele Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens. So wenden laut dem BMFSFJ Frauen im Durchschnitt deutschlandweit 43 Prozent mehr Zeit für Sorgearbeit auf, arbeiten häufiger in schlechter bezahlten Berufszweigen und müssen sich noch oft sorgen, dass die private Familienplanung negativen Einfluss auf berufliche Chancen und Möglichkeiten hat.

Die Universität Freiburg versucht der Benachteiligung mit einem Berufungsleitfaden entgegenzuwirken. Bei der Neubesetzung von Professor*innenstellen achtet beispielsweise eine Auswahlkommission auf einen Geschlechterausgleich.

Selbstwirksamkeit statt Ohnmacht und Verstecken

Frauen erfahren immer noch Diskriminierung und sexuelle Belästigung. Wir wollen, dass betroffene Frauen in der Gesellschaft stärker wahrgenommen und über ihre Rechte informiert werden. Frauen sollten sich in unserer Gesellschaft nicht mehr ohnmächtig, sondern selbstwirksam fühlen. Dafür müssen strukturell Veränderungen angestoßen werden.

Was bedeutet Female*?

Das Gendersternchen hinter “Female” oder “Frauen” bezieht sich auf alle Personen, die sich unter der Bezeichnung “weiblich” oder “Frau” definieren und sich dadurch sichtbar sehen. Damit möchten wir sprachlich möglichst alle, die sich dabei angesprochen fühlen, einbeziehen und ansprechen. Die Binarität der Geschlechter soll aufgebrochen und Menschen eingeschlossen werden, die zwischen oder jenseits einer Frau-Mann-Einteilung leben.

Das Gendersternchen soll Sichtbarkeit für die Vielfalt des Frau*-Seins schaffen. Im Sinne einer besseren Lesbarkeit, verwenden wir das Sternchen hinter „Frau“ oder „Frauen“ nur an Stellen, an denen es uns besonders wichtig erscheint, diesen Aspekt hervorzuheben.

Jede Frau* erlebt Diskriminierung auf andere Art und Weise und sieht sich mit unterschiedlichen Hürden konfrontiert – alle davon sind valide und verdienen Beachtung. Frauen* wollen in ihrer Vielfältigkeit gehört und gesehen werden.

Empowerment an der Kreuzung der Machtwege

Female* Empowerment kann nicht isoliert betrachtet werden, sondern ist immer auch mit anderen sozialen Kämpfen verbunden. Schon in den 80er Jahren betonte die Poetin und Philosophin Audre Lorde, die Verflechtungen von Rassismus und anderen Diskriminierungserscheinungen.

Auch heute gibt es noch viel Kritik daran, dass es im feministischen Diskurs häufig nur um weiße Frauen gehe. Geschlecht, Klasse und Race sind eng miteinander verwoben.

Die Juristin Kimberlé Crenshaw hat den Begriff Intersektionalität entscheidend geprägt. Das Wort bedient sich an dem Bild einer Straßenkreuzung, an der sich Machtwege wie soziale Ungleichheit, sozialer Status, ethnische Herkunft, Behinderung und Geschlecht kreuzen.

Laut Kimberlé Crenshaw heißt das: Die Erfahrungen von Menschen, die von Mehrfachdiskriminierung betroffen sind, ist nicht einfach die Summe ihrer Teile. Das bedeutet, einzelne Ungleichheiten nicht getrennt zu betrachten, sondern anzuerkennen, dass sie sich überlappen und gegenseitig verstärken.

​Unsere Definition

Für uns bedeutet der Begriff Female* Empowerment:

Frauen* dabei zu unterstützen, trotz der immer noch fest verankerten strukturellen Hürden, ihre eigenen Träume auf die gleiche Weise zu verwirklichen, wie es Männer tun. 

Wir nähern uns dem Thema in mehreren Beiträgen an. Auch unsere Gesprächspartner*innen haben wir nach ihrer Definition von Female* Empowerment gefragt.

Mit der Rektorin, Prof. Dr. Krieglstein, haben wir über ihre Rolle als erste Frau an der Spitze der Uni Freiburg gesprochen. Wir beleuchten die Geschichte des Frauenstudiums an der Uni Freiburg, zeigen Frauen in der Gründungswelt und wie klassisch männlich assoziierte Sportarten für Frauen leichter zugänglich gemacht werden können und welche unterschiedlichen Bedeutungen der Begriff “Female* Empowerment” für uns hat.

Alle Beiträge zum Thema findet ihr unter #Female*Empowerment