Bevor Axel Bosse mit seiner Band das Zelt zum Beben bringt, gehört die Bühne der Berliner Singer-Songwriterin Maïa. Nur begleitet von ihrem Gitarristen, schafft sie mit glasklarer Stimme, melancholischen Melodien und eindringlichen Texten eine intime Atmosphäre. Maïas Songs kreisen um Einsamkeit, Selbstsuche und die kleinen Fluchten des Alltags – zwischen den Zeilen steckt ein feines Gespür für Schmerz und Schönheit.
Kurz darauf explodiert das Zirkuszelt förmlich: Bosse betritt die Bühne, und mit ihm springt die Stimmung direkt auf Anschlag. Der gebürtige Braunschweiger ist seit zwei Jahrzehnten fester Bestandteil der deutschsprachigen Musiklandschaft. Ein breites Publikum erreichte Bosse mit Radiohits wie „Schönste Zeit“, „Der letzte Tanz“ oder „Frankfurt Oder“, die auch in Freiburg lautstark mitgesungen wurden. Seine Texte erzählen von Kindheit, Politik, Weltoffenheit und ganz normalen Gefühlsausbrüchen – mal tanzbar, mal tiefgründig, aber immer nahbar.
Wie nah, das zeigt Bosse auch an diesem Abend. Er hüpft und rennt über die Bühne, springt plötzlich mitten ins Publikum – sehr zum Schreck der Security –, scherzt über das tropische Klima im ZMF-Zirkuszelt („Wie in der Sauna hier!“) und lobt die Wasserverteilung an die erhitzten Fans. Spätestens bei „Augen zu Musik an“ tanzt das gesamte Zelt im Takt. Viele tragen Bosse-Shirts, singen jede Zeile mit – man merkt: Hier sind eingeschworene Fans am Werk. Kein Wunder, denn der Drummer der Band stammt aus Freiburg, wie Bosse gut gelaunt erzählt, und hat „die ganze Familie eingeladen“.
Der Abend wird nicht nur musikalisch, sondern auch emotional: Bosse erinnert sich an einen seiner ersten Gigs im Freiburger Jazzhaus, damals vor „nur ein paar Leuten“. Heute füllt er das große ZMF-Zelt und wirkt auch nach all den Jahren auf der Bühne wie ein energiegeladener Teenager auf Klassenfahrt.
Doch zwischen Euphorie und Eskapismus findet Bosse auch klare Worte: Mehrfach positioniert er sich gegen Rechts – ein Statement, das nicht zufällig wirkt, sondern das Bewusstsein eines Künstlers erkennen lässt, der seine Bühne auch für Botschaften nutzt. So bleibt von diesem Abend nicht nur das tropische Zeltgefühlt in Erinnerung, sondern auch ein Konzert, das zeigt, wie Musik verbinden, Haltung transportieren und gleichzeitig richtig viel Spaß machen kann.