Riccarda und Philipp engagieren sich für das Teddybär-Krankenhauses.
Riccarda und Philipp engagieren sich für das Teddybär-Krankenhauses.

Hallo Philipp, hallo Riccarda, ihr studiert beide Medizin und seid die Hauptorganisator*innen des Teddybär-Krankenhauses, das vom 12.-18. Mai stattfindet. Was genau ist das Teddybär-Krankenhaus?

Philipp: Das Teddybär-Krankenhaus ist eine Initiative, vor allem von Medizinstudierenden, aber auch von Studierenden anderer Gesundheitsfachrichtungen mit der Aufgabe, Kindern die Angst vor Ärzt*innen zu nehmen. Dafür wird jedes Jahr eine Zeltklinik im Uniklinikpark aufgebaut, in dem die Kinder mit geschulten Studierenden ihre Teddybären verarzten dürfen.

Riccarda: Das Teddybär-Krankenhaus gibt es an der Uniklinik Freiburg schon seit 20 Jahren. Letztes Jahr kamen über 2.500 Kinder zu uns. Für unser Jubiläum erwarten wir noch einige mehr.

Gibt es das Teddybär-Krankenhaus nur in Freiburg?

Philipp: Die Initiative gibt es auch an anderen Unis, auch außerhalb Deutschlands. Allerdings veranstaltet und verwaltet jede Uni ihr Teddybär-Krankenhaus selbst.

Riccarda: Einmal im Jahr gibt es aber Kongresse, auf denen man sich deutschlandweit mit anderen Teddybär-Krankenhäusern austauschen kann. Der Input ist immer wertvoll.

Wie läuft ein Besuch im Teddybär-Krankenhaus ab?

Philipp: Die Kinder bringen ein Kuscheltier mit und haben sich im Vorfeld eine Krankheitsgeschichte ausgedacht. Zum Beispiel ist der Teddy von der Schaukel gefallen und hat sich den Arm verletzt. Da sind die Kinder sehr kreativ.

Zuerst gehen die Kinder in die Teddy-Schule, wo sie ganz allgemein etwas über den Körper erzählt bekommen. Das ist auch gleichzeitig unser Wartebereich. Von dort werden sie von unseren Teddy-Docs abgeholt und wir machen zuerst eine Anamnese. Das heißt, wir bringen in Erfahrung, was dem Kuscheltier passiert ist. Danach geht es weiter in unsere Diagnostik-Ecke. Dort haben wir ganz viele Geräte kindgerecht nachgebastelt, wie zum Beispiel das Teddy-Röntgengerät oder das Teddy-MRT.

Im Anschluss folgt die Behandlung. Dafür haben wir auch einen Teddy-OP, wo das Kuscheltier behandelt werden kann. Je nach Geschichte und Kind legen wir dann zum Beispiel einen Verband an oder nähen etwas. Am Ende bekommen die Kinder ein Rezept ausgestellt, das in der Teddy-Apotheke gegen ein kleines Präsenttütchen eingelöst werden kann. Damit ist im Grunde der Rundgang beendet. Im Anschluss können die Kinder aber noch zum Teddy-Zahnarzt, um das Zähneputzen an Handmodellen zu üben.

Riccarda: Seit letztem Jahr können die Kinder auch noch ein Bewegungsprogramm mit den Sportwissenschaftler*innen und Physiotherapie-Azubis der Uniklinik durchlaufen.

Dieses Jahr feiert ihr 20 Jahre Teddybär-Krankenhaus. Gibt es etwas Neues zum Jubiläum?

Philipp: Wir versuchen immer unser Spektrum zu erweitern. Dieses Jahr haben wir die Designs verändert und das Ganze noch etwas vergrößert. Wir haben neue Geräte gebaut, dieses Jahr neu im Einsatz ist das Teddy-EEG. Das wurde davon inspiriert, dass ein Mädchen letztes Jahr im Teddy-Bär Krankenhaus einen Krampfanfall hatte.

Mit dem Teddybär-Krankenhaus wollt ihr Kindern die Angst vor Ärzt*innen nehmen.

Philipp: Das Ziel ist es, den Kindern ganz spielerisch den Arzt- oder Krankenhausablauf zu zeigen. So soll ihnen die Angst vor Ärzt*innen genommen und Sicherheit für Besuche im Krankenhaus gegeben werden. Das funktioniert gut, da Kinder oft eine starke Bindung zu ihren Kuscheltieren haben und das Geschehen nah miterleben, ohne selbst im Mittelpunkt zu stehen.

Riccarda: Das Teddybär-Krankenhaus kann auch dabei helfen, den Kindern verschiedene medizinische Abläufe näherzubringen. Falls sie dann selbst einmal ins Krankenhaus oder zum Beispiel in ein MRT-Gerät müssen, ist die Situation nicht mehr so unbekannt und die Kinder sind entspannter.

Wer darf bei euch vorbeikommen?

Riccarda: Eigentlich jeder. Wir richten uns hauptsächlich an Kindergartenkinder, die sind zwischen 3 und 6 Jahre alt. Manchmal kommen aber noch Geschwisterkinder, die etwas jünger oder älter sind, mit. Gerade bei den älteren Kindern kann es schon mal vorkommen, dass sie unsere Tricks durchschauen und verstehen, dass das Kuscheltier nicht wirklich operiert wird. Das kommt aber immer auf den individuellen Entwicklungsstand des Kindes an.

Philipp: Wir sagen immer, solange es den Kindern etwas bringt und es ihnen Spaß macht, sind sie gerne willkommen. Bei größeren Gruppen wie Kitas bitten wir um eine Anmeldung über unsere Webseite, die ist für dieses Jahr aber schon geschlossen. Für Familien ist eine Anmeldung noch möglich. Das kann sich lohnen um lange Wartezeiten zu vermeiden, ist aber nicht unbedingt notwendig.

Die Teddy-Docs sind meist Medizinstudierende oder Auszubildende der Uniklinik. Wie bereitet ihr euch auf das Teddybär-Krankenhaus vor?

Philipp: Für alle Teddy-Docs gibt es eine verpflichtende Schulung. Da geht es zum einen darum, den Ablauf vor Ort kennenzulernen. Zum anderen ist uns das Thema kindliche Kommunikation sehr wichtig, wie zum Beispiel die Frage, wie man auf schüchterne Kinder zugeht. Natürlich geht es bei der Schulung auch um den Umgang mit schwierigen Situationen und was man nicht tun sollte. Dabei wird auch das Thema Kinderschutz mitangesprochen.

Es geht nicht an erster Stelle um medizinisches Fachwissen, sondern um den Umgang mit den Kindern. Daher sind wir auch für Studierende aller Fachrichtungen offen, die vielleicht sozial engagiert sind und sich als Teddy-Docs engagieren möchten.

Welche Kuscheltier-Geschichten sind euch in Erinnerung geblieben?

Riccarda: Wir hatten mal eine Eisbären-Geburt, die haben wir per Kaiserschnitt dann im OP geholt. Das war schon sehr lustig. Ich hatte auch mal einen Flamingo, der laut dem Kind die ganze Brust offen hatte und dann genäht werden musste, weil er beim Fische schneiden ausgerutscht ist.

Philipp: Es ist immer faszinierend, auf was für Geschichten die Kinder kommen. Also von „Der Wal hat Legos verschluckt“, die dann noch irgendwie im Mund des Kuscheltiers sind über „Mama hat sich auf das Krokodil gesetzt“, war schon alles dabei.