Hallo Frau Thomas, Sie sind die Frauenbeauftragte der Stadt, dazu gehört auch die Organisation des FrauenNachtTaxis. Was ist das FrauenNachtTaxi?

Das FrauenNachtTaxi ist ein normales Ruftaxi, das Frauen in Freiburg zwischen 23 und 5 Uhr nutzen können. Es kostet 10 Euro, ermäßigt 7 Euro, und gibt es in der Form jetzt seit 2019 hier in Freiburg. Wir haben es eingeführt, weil die Nachfrage da war und für den Schutz von Frauen nachts im öffentlichen Raum, Schutz vor Anmache, vor sexualisierter Gewalt, vor Belästigung.
Dafür ist das FrauenNachtTaxi in Freiburg und auch in anderen Städten in Deutschland da. Vorreiter war die Stadt Heidelberg, die das FrauenNachtTaxi als erstes eingeführt hatten.
Wir hatten es auch schon mal früher, allerdings in einem anderen Format. Das war ein Frauensammeltaxi mit 8 oder 10 Plätzen, was dann durch die Stadt gefahren ist und die Frauen nach Hause gefahren hat.
Warum wurde dieses Sammeltaxi damals abgeschafft?
Das Sammeltaxi ist 2003 in finanzschwachen Haushaltsjahren abgeschafft worden, als viele der freiwilligen Leistungen der Stadt aufgrund der finanziellen Situation der Kommune eingespart wurden .
Vor zwei Jahren, also wenige Jahre nach der Einführung des FrauenNachtTaxis, gab es einige Änderungen. Was war der Grund dafür?
Da mussten wir nochmal Anpassungen vornehmen. Das hatte vor allem den Hintergrund, dass die Taxigebühren 2023 stark angestiegen sind, nachdem die Taxiunternehmen 20 Jahre lang zu den gleichen Gebühren gefahren sind. Das ist ein bundesweites Thema. In allen Städten sind die Taxigebühren angestiegen, und das mussten wir natürlich wieder einpreisen. Es gab dann den Gemeinderatsentscheid, dass wir, um das zu kompensieren, die Stunden etwas einschränken von ehemals 22 bis 6 Uhr auf 23 bis 5 Uhr.
Der Gemeinderat wollte auch nicht mehr, dass Umlandfahrten möglich sind. Eine Zwischenlösung war, dass Frauen ab der Stadtgrenze aufzahlen konnten, um in die Umlandgemeinden zu kommen.
Dann haben wir den regulären Preis von sieben auf zehn Euro angehoben, aber sieben Euro sind ermäßigt geblieben. Ermäßigung gibt es für Studentinnen und für Eigentümerinnen des FreiburgPasses. Im FreiburgPass sind Bürgergeldempfängerinnen, Asylbewerberinnen und Sozialhilfeempfängerinnen mit drin.
Das heißt, das FrauenNachtTaxi fährt ausschließlich innerhalb der Stadtgrenzen?
Ja, obwohl es gerade wieder Gespräche mit Umlandgemeinden gibt, ob man das nicht doch regional ausbauen könnte. Aber die Stadt erwartet natürlich eine finanzielle Beteiligung der Gemeinden. Da gibt es aber noch nichts Konkretes.
Viele gehen beim Begriff FrauenNachtTaxi immer davon aus, dass nur Frauen das Taxi fahren. Wer sind denn die Fahrer*innen von Frauentaxis?
Das ist nachvollziehbar, dass man das denkt. Ich fände es auch schön, wenn mehr Frauen fahren würden, weil es hin und wieder Beschwerden über männliche Fahrer gibt. Selten, aber es passiert. Dass es so wenige Taxifahrerinnen gibt, liegt daran, dass auch sie Angst vor Belästigung und Übergriffen haben.
Aber die Fahrer der FrauenNachtTaxis sind die ganz regulären Fahrer von den vier Taxi-Unternehmen, mit denen wir Verträge haben. Es fahren nicht alle Taxi-Unternehmen, aber fast 80 Prozent der in Freiburg vorhandenen Taxi-Lizenzen. Es sind die Fahrer, die zu den Zeiten, die dann gebucht werden, gerade Dienst haben.
Das sind dann also normale Taxis, die unter dem Namen FrauenNachtTaxi fahren?
Genau. Die Frauen, die es bestellen wollen, müssen bei einem dieser vier Unternehmen anrufen und sagen: „Ich möchte ein FrauenNachtTaxi“. Das kann als Grundlage für die günstigere Abrechnung nur über Bestellungen laufen. Die Frauen können nicht einfach in irgendein Taxi einsteigen, das zum Beispiel am Hauptbahnhof steht. Es muss per Telefon bestellt werden.
Das heißt, der einzige Unterschied zu einem regulären Taxi ist der vorher festgelegte Preis?
Genau. Wir haben noch ein Extra drin, dass die Frauen den Taxifahrer bitten können, kurz zu warten, bis sie zum Beispiel an der Haustür sind.
Gibt es beim FrauenNachtTaxi Kriterien, dass Frauen nicht mitgenommen werden, zum Beispiel zu betrunkene Frauen, die das FrauenNachtTaxi nach einer Party nach Hause nehmen möchten?
Ich habe noch nie gehört, dass es passiert ist, dass betrunkene Frauen nicht mitgenommen werden. Grundsätzlich behalten sich die Taxiunternehmen vor, Betrunkene nicht zu transportieren, weil sie natürlich zu Recht Angst haben, dass ihnen ihr Taxi versaut wird. Ich gehe davon aus, dass es funktioniert. Ich kenne keine Beschwerden.
Wie zufrieden sind Sie mit dem Frauentaxi in den letzten Jahren?
Es gibt zwei Probleme, die sich durch die Jahre ziehen, die eigentlich die beiden negativen Punkte schon zusammenfassen. Das eine sind die langen Wartezeiten zu den Hochzeiten, also vor allem in den Wochenendnächten zwischen Mitternacht und 3 Uhr. Das sind Zeiten, in denen sehr viele Taxis bestellt werden. Wir haben einfach nicht mehr Taxis in der Stadt. Es gibt nicht mehr Lizenzen und die Taxiunternehmen wollen auch nicht mehr Lizenzen, weil die natürlich auch die Zeiten puffern müssen, in denen die Nachfrage nicht so hoch ist. Wenn sie jetzt viele zusätzliche Taxis anschaffen würden und mehr Personal einstellen, dann müssten sie das auch zu den Zeiten finanzieren, wo die Nachfrage nicht so groß ist. Das ist das eine Thema, für das es auch keine Lösung gibt.
Das andere ist, dass es hin und wieder Beschwerden über Taxifahrer gibt. Also, ich habe jetzt noch keine Übergriffigkeiten erlebt, aber manchmal gibt es halt blöde Sprüche wie „Na, bist du nicht verheiratet, warum fährst du hier allein auf Partys?“ oder so in dem Stil.
Das sind aber eigentlich die einzigen beiden negativen Sachen. Ansonsten hat es eine wirklich große positive Resonanz. Das FrauenNachtTaxi können Mädchen ab 14 Jahren allein nutzen. Viele 16-, 17-Jährige sind ja auch schon im Nachtleben unterwegs. Da sind die Eltern oft sehr froh, dass es das FrauenNachtTaxi gibt. Ich habe viele sehr positive Rückmeldungen von Frauen bekommen, die sehr dankbar über das FrauenNachtTaxi sind und es auch regelmäßig nutzen.
Gibt es Pläne für die Zukunft des FrauenNachtTaxis?
Eigentlich sind wir sehr zufrieden, wie es läuft und jetzt bin ich mal gespannt, was bei den Gesprächen mit den Umlandgemeinden herauskommt, was sie möglich machen wollen für ihre Bürgerinnen.
Viele Frauen aus den Umlandgemeinden melden sich bei uns und sagen „Hey, wieso fährt das FrauenNachtTaxi nicht nach Gundelfingen oder nach Merzhausen? Könnt ihr das nicht machen?“ Und dann sagen wir immer „Naja gut, da müsst ihr halt mal mit euren Bürgermeistern reden oder mal in eurem Gemeinderat das Thema einbringen, denn es ist klar, dass die Stadt Freiburg das nicht finanziert.‘“ Mal gucken, was dabei rauskommt. Das könnte schon ein größeres Projekt werden, das regional auszubauen.
Wie hoch sind denn die Kosten für die Stadt?
Die Stadt rechnet immer in Doppelhaushalten und für den Doppelhaushalt 2025/2026 ist jetzt jährlich ein Betrag von 560.000 Euro eingestellt, denn die Stadt zahlt die Differenz, die der reguläre Beitrag ausmacht, zu dem, was der Eigenanteil von den Frauen ist. Also, wenn eine Fahrt 20 Euro kostet, dann zahlt die Nutzerin 10 Euro selbst, ermäßigt 7 Euro, und die restlichen 10 Euro beziehungsweise 13 Euro zahlt dann die Stadt Freiburg.
Wir werten auch immer mal wieder pauschal aus, wie viele Fahrten wir pro Jahr anbieten. 2024 haben wir etwa 35.000 erfolgte Fahrten geschätzt. Das zeigt auch noch mal ganz schön, dass es wirklich ein erfolgreiches Modell ist, was gut angenommen wird.
Als Frauenbeauftragte der Stadt Freiburg setzen Sie sich für Gleichberechtigung und Gewaltschutz von Frauen ein. Was ist Ihnen dabei auch im Bezug auf das Frauentaxi wichtig?
Ich werde beim Thema Gleichberechtigung oft gefragt, warum es solche Stellen wie meine überhaupt noch gibt. Wir seien doch längst gleichberechtigt. Warum es solche Stellen immer noch braucht liegt daran, dass es einfach sehr viel Gewalt gegen Frauen gibt.
Das Frauennachtaxi ist eine Auswirkung von Gewalt, weil Frauen nachts im öffentlichen Raum Angst haben. Es ist sehr schade, dass es sowas noch geben muss. Das Ziel wäre, dass man sexualisierte Gewalt eindämmt, damit sich Frauen nachts im öffentlichen Raum sicher fühlen und nicht Angst haben müssen, vergewaltigt oder belästigt zu werden.
Ich habe neulich einen über das Nachtleben in Berlin Artikel gelesen. Viele junge Frauen tragen dort zum Beispiel S-Bahn-T-Shirts, wenn sie ausgehen, damit sie nicht zu sexy in der S-Bahn oder in der U-Bahn sitzen, weil sie dann einfach per se belästigt werden. Und das ist total traurig, dass es immer noch so ist.
Da würde ich lieber ansetzen. Und dann könnte man das Frauen-Nachttaxi auch vielleicht irgendwann mal einstellen.
uniCROSS beschäftigt sich im Juli mit dem Thema Female*Empowerment. Was bedeutet Female*Empowerment für Sie?
Das ist ein Kernelement meiner Arbeit. Es bedeutet für mich, Frauen zu unterstützen und zu stärken, damit sie Ihre Rechte selbstbestimmt vertreten können, die gleichen Chancen haben und vor Diskriminierung und Gewalt geschützt werden.