Hallo Frau Poggel, Sie sind Projektkoordinatorin des Studentischen Gesundheitsmanagements, kurz: SGM, das es seit 2019 gibt. Wie kam es zur Idee eines Studentischen Gesundheitsmanagements?
Die Idee entstand schon 2017 mit der Idee eines Gesundheitspasses, den es auch schon an anderen Hochschulen gab. Wir haben uns schon zu Beginn dazu entschieden, nicht nur einen Gesundheitspass, also den UniAktiv-Pass, zu erstellen, sondern das Ganze etwas höher aufzuhängen, das heißt ein Studentisches Gesundheitsmanagement unter Einbeziehung des Rektorats und verschiedener anderer Akteure der Uni zu etablieren.
Relativ früh war klar, dass man gerne eine Kooperation mit einer Krankenkasse eingehen möchte. Zum einen, um Know-how im Bereich Gesundheitsförderung zu bekommen, zum anderen aber auch, um finanziell unterstützt zu werden. Nach Kooperationsverhandlungen mit der AOK ist das Projekt schließlich im Mai 2019 gestartet.
Was ist das Ziel des SGM?
Das grobe Ziel des SGM ist, eine gesundheitsförderliche Umgebung für Studierende zu schaffen. Das hört sich deshalb so allgemein an, weil es viele Facetten hat.
Wir haben das in fünf Bereiche eingeteilt: Ernährung, Bewegung, Entspannung und Stressreduktion, Selbstmanagement und Psychosoziale Gesundheit. Das Ziel ist, alle fünf Bereiche zu adressieren und um das zu erreichen wollen wir die Akteure, die schon Angebote haben oder anbieten, miteinander vernetzen.
Natürlich machen wir auch Bedarfsanalysen. Erst kürzlich lief eine große Online-Umfrage unter den Studierenden. Diese war auch in die entsprechenden fünf Bereiche aufgeteilt. Wir wollten schauen, wie es den Studierenden aktuell geht und – wie aus ihrer Sicht – gerade der Stand ist. Die Auswertung der Daten läuft jetzt gerade.
Haben sich dabei schon Probleme der Studierenden herauskristallisiert?
Es ist natürlich keine Neuigkeit, dass Studierende gestresst sind. Das haben auch wir herausgefunden, aber dies ist nur ein kleiner Teil der umfangreichen Datenerhebung. Die Ergebnisauswertung läuft noch, da möchte ich jetzt auch gar nicht vorgreifen. Wir werden in den nächsten Wochen immer wieder Teil-Ergebnisse über unseren Instagram-Account veröffentlichen.
Zusätzlich zur Bedarfsanalyse machen wir zurzeit auch Fokusgruppengespräche. Hierzu haben wir mit allen Fachschaften Kontakt aufgenommen, ob sie Interesse haben mit uns ins Gespräch zu kommen, um zu erörtern, welche Probleme es innerhalb des spezifischen Studiengangs beziehungsweise Fachbereichs gibt. Wir planen mit etwa zehn verschiedenen Fachschaften zu sprechen, um die Bedarfe zu ermitteln und dann Lösungsansätze zu kreieren und umzusetzen.
Es hat sich dabei aber auch gezeigt, dass für einiges, was Studierende sich wünschen, schon Angebote existieren, sodass wir auch darauf aufmerksam machen konnten.
Wie sehen die Angebote des SGMs aus?
Die Angebote, die man auf unserer Website findet, beziehen sich auf ganz viele Abteilungen der Uni. Beispielsweise hat der Allgemeine Hochschulsport (AHS) ein großes Repertoire an Bewegungsmöglichkeiten, die Zentrale Studienberatung bietet immer wieder Workshops an und auch das Studierendenwerk hat ein breit aufgestelltes Kursangebot. Diese Angebote bestehen zum Teil schon seit vielen Jahren, nur gab es bisher noch keine übersichtliche Bündelung.
Wir wollen auf der SGM-Homepage alle Angebote zu jeder gesundheitlichen Lebenslage auf einen Blick darstellen und damit vermeiden, dass Angebote nicht wahrgenommen werden.
Natürlich gibt es auch spezifische Angebote beziehungsweise Kurse des SGM in Zusammenarbeit mit der AOK. Dazu gehören zum Beispiel die Ernährungswerkstatt oder der Kurs „Lebe Balance“. Diese werden von Mitarbeitenden der AOK geleitet und sind kostenfrei für alle Studierenden nutzbar. Es ist dabei nicht relevant, bei welcher Krankenkasse jemand versichert ist.
Darüber hinaus gibt es weitere Angebote des SGM, wie zum Beispiel die Videos zur Aktiven Pause. Wir haben kleine, etwa sechs-minütige Videos erstellt, die als kleine Pausen innerhalb von Lehrveranstaltungen gedacht sind. Im Moment gibt es sechs Videos, die wir produziert haben, im Laufe des kommenden Semesters werden noch weitere dazu kommen. Die Idee ist hierbei, etwa nach der Hälfte der Zeit einer Veranstaltung eine kleine Bewegungspause zu machen. Im Idealfall würden die Studierenden dies einfordern. Wir haben das auch an die Dozierenden als Information herausgegeben, aber ich könnte mir vorstellen, dass es eher zum Einsatz kommt, wenn die Studierenden Interesse signalisieren.
Die Angebote richten sich an alle Studierenden der Uni Freiburg?
Ja, die Angebote können von allen Studierenden der Universität Freiburg genutzt werden. Leider beziehen sich die spezifischen Angebote des SGM momentan nur auf die Uni und nicht auf die anderen Hochschulen, da der Kooperationsvertrag nur zwischen Uni und AOK besteht.
Angebote von anderen Anbietern also beispielweise dem Hochschulsport oder dem SWFR, die ja auch auf der SGM Homepage verlinkt sind, können nach wie vor auch von Studierenden anderer Freiburger Hochschulen genutzt werden.
Welche Rolle spielt der UniAktiv-Pass?
Der Pass war die Grundidee des Ganzen und er hat verschiedene Ziele. Ein großes Ziel ist es, auf das gesamte Angebot im Bereich Gesundheit aufmerksam zu machen.
Man kann mit dem Pass auch Stempel sammeln. Es gibt dabei eine unterschiedliche Anzahl von Stempeln für unterschiedliche Maßnahmen. Zum Beispiel gibt es für einen 1,5-stündigen Workshop bei der Zentralen Studienberatung einen Stempel. Für einen Yogakurs beim Hochschulsport, der über das ganze Semester geht, würde es drei Stempel geben. Die Stempel selbst gibt es bei den Anbietern, also in diesem Beispiel jetzt bei der Zentralen Studienberatung oder beim AHS.
Der Pass ist wie die SGM-Homepage in die verschiedenen Bereiche eingeteilt. Allerdings haben wir den fünften Bereich, die psychosoziale Gesundheit, bewusst aus dem Pass herausgenommen, weil dies ein Bereich mit sehr sensiblen Angeboten ist, für die man vielleicht keine Stempel abholen möchte.
Wenn man eine gewisse Anzahl von Stempeln gesammelt hat, gibt es die Möglichkeit, Gutscheine zum Aufladen der Uni-Karte zu gewinnen. Am Ende, wenn man über die ganze Studienlänge mitmacht, Maßnahmen in Anspruch nimmt und die entsprechenden Stempel sammelt, kann man ein Gesundheitszertifikat von uns ausgestellt bekommt. Das ist das langfristige Ziel vom UniAktiv-Pass.
Was kann ich mit dem Zertifikat machen?
Nach dem Studium geht man im Normalfall auf Jobsuche. Mit diesem Zertifikat kann man dem entsprechenden neuen Arbeitgeber darlegen, dass man über die Länge des Studiums gelernt hat, auf die eigene Gesundheit zu achten und diese im Blick zu behalten.
Kann man die Angebote auch ohne den Pass nutzen?
Ja, das ist unabhängig voneinander. Der Pass soll einfach noch einen zusätzlichen Anreiz bieten, mehr zu machen, also nicht nur einen Kurs oder Kurse in nur einem Bereich. Wir wollen dem entgegenwirken, dass man zum Beispiel nur Angebote aus dem Bereich Bewegung nutzt, sondern sich auch gut ernährt oder den Tag gut strukturieren kann, also mehrere Perspektiven im Blick hat.
Wenn Studierende den UniAktiv-Pass nun haben möchten, wo bekommen sie ihn?
Normalerweise liegt der Pass bei den verschiedenen beteiligten Institutionen aus. Also beim Studierendenwerk, beim Allgemeinen Hochschulsport, der Zentralen Studienberatung, beim Freiburg Advanced Center of Education (FACE) und beim Zentrum für Schlüsselqualifikationen. Momentan sind die Gebäude durch Corona leider aber nur bedingt geöffnet, die Pässe sind jedoch aktuell beim SWFR erhältlich.
Momentan finden die meisten Kurse ja online statt. Wie kann man aktuell Stempel sammeln?
Die Stempel können Studierende sich auch noch rückwirkend bis zum Sommersemester 2020 geben lassen, denn seitdem gibt es den Pass. Also auch wenn man jetzt noch keinen Pass hat, aber schon Kurse belegt hat, ist das nicht weiter dramatisch, weil man sich die Stempel nachträglich geben lassen kann.
Wie werden die Angebote des SGMs angenommen?
Gut. Wir haben ja im Moment alles auf online umgestellt und das wird sehr gut angenommen. Für das kommende Sommersemester gibt es noch einige freie Plätze. Aber wir sind sehr zuversichtlich, dass die Kurse voll werden.