Hallo Coco, am 8. März ist Internationaler Frauenkampftag, und es wird zum Feministischen & Frauen*streik aufgerufen. Was ist der Frauen*streik genau?

Der Frauenstreik ist in Deutschland eine bundesweite Bewegung aus Frauen und Queers, die ihren großen Auftakt 2019 hatte. Wir sind bundesweit in Streikkomitees vernetzt. Das Freiburger Streikkommitee existiert seit 2018, wir treffen uns aber auch mit den Gruppen aus anderen Städten zu bundesübergreifenden Treffen. Seit letztem Jahr gibt es die transnationale Bewegung feministas transfronterizas, die sich während Corona etabliert hat. Es geht darum, Kräfte zu bündeln, gemeinsam zu agieren und einen globalen Aufschrei zu erzeugen.

Was ist das Thema des Streiks?

Es gibt einen sehr großen Forderungskatalog. Der Slogan dieses Jahr ist „Die Krise steckt im System – Zusammen gegen Patriarchat und Kapitalismus“.

Der zentrale Punkt ist, dass für jede Frau das Thema des Streiks ein ganz anderes sein kann. Das kann ein viel zu geringer Lohn bei der Arbeit sein oder die Doppelbelastung von Frauen durch Lohn- und Sorgearbeit. Frauen müssen oft zusätzlich zu ihrem Job den Haushalt, die Pflege und Erziehung organisieren und tragen immer diesen Mental Load mit sich.

Was wird am 8. März in Freiburg passieren?

Dieses Jahr fängt es am Vorabend schon an. Am 7. März um 18 Uhr wird es auf dem Ni-Una-Menos-Platz, also dem Augustinerplatz, der letztes Jahr am 8. März von Streikenden umbenannt wurde, eine Gedenkveranstaltung zu Feminiziden geben, also zu Frauen und queeren Personen, die aufgrund ihrer Geschlechtsidentität ermordet wurden. Wir werden gedenken und Namen und Geschichten verlesen, wobei der Fokus auf den Biographien der Personen liegen wird und nicht auf Gewaltszenarien.

Am 8. März wird es von 11 bis 14 Uhr auf dem Rathausplatz eine Platzumbenennung in „Platz der Sorge“ geben. Es gibt Redebeiträge vom Personal des Uniklinikums und alleinerziehenden Müttern und mehrere Performances.

Am Nachmittag findet von 14 bis 17 Uhr ein Streikposten statt, der vom Frauen*streik organisiert ist. Es wird Infomaterial geben, einen Teeausschank und Streiklisten, in die man sich eintragen kann. Es soll ein Ort des politischen Zusammentreffens sein, für Vernetzung und Austausch. Dabei sprechen wir darüber, was Menschen für Gründe haben, um auf die Straße zu gehen, was vielleicht noch Hürden sind und was wir noch tun können. Um 17 Uhr fängt dann die große Demo am Stühlinger Kirchplatz an.

Was hat dich dazu bewegt, den Frauen*streik mit zu organisieren?

Ich habe gemerkt, dass mir einige Dinge erst ganz spät bewusst geworden sind, was die Benachteiligung von Frauen angeht. Gerade das Thema Feminizide ist etwas, was mich sehr bewegt. Auch die Doppelbelastung von Frauen wird durch Corona nochmal sichtbarer. Bei dieser Krise fällt auf, dass Frauen als nachrangig erachtet werden und diese ganze zusätzliche Last tragen müssen.

In den letzten Jahren war ich bei den großen Demos dabei und fand es schon immer eine gute Sache. Dieses Jahr dachte ich mir dann, da muss noch mehr passieren, und da will ich meine Energie reinstecken.

Wie sah die Organisation des Streiks zu Corona-Zeit aus?

Wir haben sehr viel Online-Plena abgehalten. Am Anfang ging es sehr viel darum, was überhaupt möglich und verantwortungsvoll ist. Zum Beispiel können wir dieses Jahr natürlich nicht Menschen, die im Krankenhaus oder im Pflegebereich arbeiten, einfach auffordern zu streiken. Deshalb ist das Programm sehr viel abgespeckter, zum Beispiel gibt es keine Kinderbetreuung oder eine Streikküche, wie es sie normalerweise gäbe. Die Demo läuft in Blöcken von 50 Personen ab, die von Ordner*innen getrennt werden. Es ist ein etwas größerer Organisationsaufwand, aber es ist trotzdem möglich.

Wie kann man mitmachen?

Es gibt superviele Möglichkeiten, die ganz niedrigschwellig anfangen. Letztes Jahr haben wir dazu auch eine Streikbroschüre herausgegeben. Zum Beispiel kann man am 8. März einfach etwas Lilafarbenes tragen, was in Deutschland die symbolische Farbe für den Frauen*streik ist. Man kann auch im Bekanntenkreis Gespräche ins Rollen bringen. Dann gibt es auch die Möglichkeit, die Lohnarbeit zu bestreiken, Frauenräte zu organisieren oder eine kämpferische Mittagspause mit Kolleg*innen zu machen.

Und falls jemand Lust hat, nächstes Jahr mit zu organisieren, kann man sich immer bei uns melden. Wir treffen uns alle zwei Wochen, und wenn es auf den 8. März zugeht natürlich deutlich öfter. Es gibt die unterschiedlichsten Möglichkeiten miteinzusteigen. Wir freuen uns über jede Person!

Was erhoffst du dir, mit dem Streik zu bewirken?

Kurzfristig: Erstmal Sichtbarkeit zu schaffen und zu mobilisieren. Auch zu erfahren, was Streikgründe für Menschen sind und was Menschen wütend macht. Langfristig gibt es unglaublich viele Ziele. Irgendwann vielleicht eine Welt jenseits von Geschlechterrollen. Aber allein schon ein höherer Mindestlohn und eine höhere Wertschätzung des Pflegebereichs und der Kinderbetreuung wären schon mal gut.

Ich möchte alle auffordern: Kommt raus, seid laut und vernetzt euch mit uns. Macht den Streik sichtbar!