Zehn Tage lang haben Läufer*innen beim Rainforest Run Freiburg die Möglichkeit, mit ihrer nächsten Jogging- oder Walkingrunde um den Freiburger Seepark nicht nur ihrer Gesundheit etwas Gutes zu tun, sondern gleichzeitig Spenden für Boliviens Amazonas-Regenwälder und seine Bewohner*innen zu sammeln.

Egal, ob langsam oder schnell – jede*r kann mitmachen. In Teilpräsenz können alle Sportler*innen entscheiden, ob sie eine halbe Runde (1,1 km) oder bis zu 8,8 Kilometer den See mehrfach umrunden möchten. An festen Punkten wird die Zeit automatisch erfasst und die Ergebnisse können online live mitverfolgt werden.

Doch auch wer sich aktuell nicht in Freiburg befindet, hat die Möglichkeit, auf der eigenen Lieblingsstrecke mitzulaufen. Das Ergebnis kann von Hand, per Handy oder Smartwatch selbst getrackt und online hochgeladen werden. Wem ein Lauf unter den heimischen Bäumen nicht ausreicht, hat die Chance bis zu fünfmal teilzunehmen, bevor der Spendenlauf am 20.6.2021 endet. Eine personalisierte Startnummer erhält dabei, wer sich noch bis zum 30. Mai anmeldet. Für Spätentschlossene sind Nachmeldungen bis zum 18. Juni möglich.

Arlette hat bei Mitorganisatorin Rebecca Roßberg nachgefragt, was es mit dem Spendenlauf für die grüne Lunge des Planeten, wie der Amazonas Regenwald auch genannt wird, auf sich hat und warum sich die Teilnahme lohnt:

Rebecca (Mitte) organisiert den Rain Forest Run Freiburg mit.

Im vergangenen Jahr sind die Sportler*innen über 13.000 Kilometer für das Leuser-Ökosystem in Indonesien gelaufen. Wieso wollt ihr dieses Jahr den Amazonas-Regenwald in Bolivien mit euren Spenden unterstützen?

Der Amazonas-Regenwald ist zurzeit in aller Munde und akut sehr stark von der Abholzung bedroht. Wir sind einfach von dem Projekt in Bolivien überzeugt, weil man dort das Zuhause der indigenen Guarasug‘we-Gemeinde schützen kann und auch den Lebensraum von Amazonasdelfinen, Klammeraffen und vielen weiteren Spezies.

Nicht nur die Abholzung, sondern auch Brände sind eine Bedrohung für den Amazonas-Regenwald. Was bewirkt dann meine Runde um den Seepark oder auf der altbekannten Lieblingsstrecke für den Regenwald und seine Bewohner*innen in Bolivien?

Mit den Startgeldern und Spenden, kann der Rainforest Trust zusammen mit der lokalen Regierung vor Ort und der NGO Fundación Natura Bolivia die Schutzgebiete San Ignacio und Concepcion Municipal aufbauen und auch Schutzmaßnahmen einrichten, mit denen man Brände vermeiden beziehungsweise aufhalten kann. Dabei kann schon mit 2,40 Euro ein Hektar Regenwald geschützt werden und die Spenden und Startgelder, die man bei der Anmeldung für unseren Lauf bezahlt, fließen direkt in das Projekt. Das heißt, man kann schon mit seinem Startgeld von acht Euro und einer gegebenenfalls noch zusätzlichen Spende viele Hektar Regenwald schützen.

Erstmal scheint der Regenwald ja sehr weit weg. Was haben wir in Deutschland überhaupt mit der Abholzung zu tun und wieso sollten wir uns in Freiburg für den Amazonas-Regenwald einsetzen?

Wir Europäer sind Vizeweltmeister in der Waldzerstörung und wir Deutschen die Spitzenreiter darunter. Somit sind wir auch für die Waldzerstörung im Amazonas-Regenwald verantwortlich, denn die Bedrohung des Amazonas-Regenwaldes kommt auch durch die landwirtschaftliche Expansion vor Ort zustande. Das heißt, dort werden Flächen für Rinderweiden geschaffen, Kakao, Kaffee und Soja angebaut. Außerdem wird Regenwald für Holz gerodet. Wir sind ja alle Konsumenten hier, auch von Kaffee, Kakao, Fleischprodukten und somit tragen wir natürlich auch hier Verantwortung für das Artensterben dort. Deswegen müssen wir auch ein Interesse daran haben, die Wälder zu schützen.

Wer jetzt noch immer nicht überzeugt ist: Warum müssen wir unbedingt beim Rainforest Run mitmachen?

Wer sich nicht für den Umweltschutz interessiert, kann immer noch etwas für seine eigene Gesundheit tun und mitlaufen. Gerade das Laufen, ist ja nicht nur gut für den Muskelaufbau, sondern davon profitiert auch unser Gehirn. Beim aeroben Ausdauersport wird nämlich die Neurogenese, also die Bildung von neuen Nervenzellen gefördert und auch die Bildung von Blutgefäßen. Und zudem schütten die Nervenzellen beim Laufen sogar noch einen Stoff aus, der Kraftfutter für unsere Gehirnzellen ist. Das heißt, man tut seinem Gehirn und sich nur Gutes. Man wird schlau beim Laufen und warum dann nicht beides koppeln? Zudem gibt es gerade keine sonstigen Veranstaltungen, an denen man teilnehmen könnte. Und da sehe ich dann keine Ausreden mehr.

Der Lauf ist dieses Jahr in der zweiten Runde, aber wie kam eigentlich eure Kooperation mit dem Rainforest Trust zustande?

Wir hatten uns im Oktober 2019 umgesehen, welche Organisation wir unterstützen wollen. Unser Anliegen war es vor allem, dass wir nicht nur Projekte unterstützen, bei denen Wälder wieder aufgeforstet werden, sondern dass wir die Regenwälder, die es jetzt noch gibt, schützen und erhalten wollen.

Das war ein Faktor, der andere ist, dass wir natürlich eine NGO unterstützen möchten, die vor allem mit indigenen Gemeinden vor Ort, mit der lokalen Regierung und lokalen NGOs zusammenarbeitet und beide Kriterien erfüllt. Zudem hat uns beim Rainforest Trust noch überzeugt, dass hundert Prozent der Spenden auch wirklich in das Projekt fließen. Das können sie durch größere Unterstützer im Hintergrund sicherstellen.

Wie kam dann die Idee zu einem Spendenlauf auf?

Diese Idee hatten einzelne Mitglieder von uns schon länger. In anderen Ländern gibt es dieses Format häufiger. In Deutschland finden gar nicht so viele Charity Läufe statt. Damit kann man einfach Engagement mit Spaß verbinden. Vor allem hat man eigentlich bei einem Charity Lauf in Präsenz einen richtigen Gemeinschaftsgeist mit Team-Charakter. Es macht Spaß, ist ein tolles Sportevent und hat einen besonderen Spirit. Da dachten wir, dass es toll wäre, beide Seiten zu kombinieren, Leute für den Regenwaldschutz zu begeistern und ihnen das Thema bewusst zu machen.

Du selbst bist Medizinstudentin im achten Semester. Warum sind die Regenwälder für uns so bedeutsam und wieso hast du dich dazu entschieden den Rainforest Run mitzuorganisieren?

Die Abholzung der Regenwälder ist von großer Bedeutung. Zum einen sind die Regenwälder das Zuhause von vielen indigenen Gemeinden und durch die Zerstörung verlieren diese natürlich ihre Heimat. Zum anderen sind sie auch der Lebensraum von abertausenden verschiedenen Tier- und Pflanzenarten. Man geht davon aus, dass mehr als 50 Prozent aller bekannten Pflanzen- und Tierarten in den Regenwäldern beheimatet sind und somit sind diese die artenreichsten Wälder der Erde.

Außerdem sind die Regenwälder auch enorme Speicher von Kohlenstoff. Man sagt, dass so jährlich circa 15 Prozent der globalen CO2-Emissionen durch die Zerstörung der Regenwälder verursacht werden. Somit wirkt sich die Zerstörung der Regenwälder nicht nur auf das lokale Klima in den einzelnen Regionen vor Ort aus, sondern hat auch erheblichen Einfluss auf unser gesamtes Weltklima.

Für den Regenwaldschutz engagiere ich mich, weil es ein Thema ist, das uns alle angeht. Im Januar hat der WWF einen Artikel veröffentlicht, in dem stand, dass die EU -Vizeweltmeister in der Waldzerstörung ist und Deutschland ist dabei Spitzenreiter. Ungefähr 16 Prozent der Zerstörung des Regenwaldes gehen auf das Konto der EU-Importe und somit sind wir alle verantwortlich. Und: Ob Konditor, Virologe oder Umweltwissenschaftler, wir können alle etwas dagegen tun.

Unser Team besteht aus Studierenden der verschiedensten Fakultäten der Uni Freiburg und wir wollen nicht länger dem Artensterben zusehen, sondern jetzt handeln und Freiburger*innen und Freiburger Studierende einladen, mit uns zusammen etwas gegen das Artensterben zu tun!