Was studierst du?

Im Hauptfach studiere ich Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie. Früher wurde das Fach noch als Volkskunde bezeichnet, Titel und Inhalt dieser Disziplin gelten in Folge eines wissenschaftlichen Paradigmenwechsel mittlerweile allerdings als überholt. Kulturanthropologie, Sozialanthropologie, Europäische Ethnologie oder Empirische Kulturwissenschaften – heute gibt es je nach Standort unterschiedliche Namen für das Fach, im Grunde ist aber stets das gleiche gemeint. Es geht darum, in Bezug auf verschiedene Sachverhalte multiperspektivisch zu denken, indem Menschen als individuell interpretierende Akteure in den Mittelpunkt der Forschung gerückt werden. Dabei wird auch immer kritisch auf sich selbst und die eigene Rolle als Betrachter*in geschaut. 

Ich würde sagen, das Studienfach ist der wissenschaftliche Versuch, möglichst neutral zu denken, auch wenn das realistisch niemals erreichbar ist. Grob vereinfacht könnte man sagen, dass sich mit verschiedenen Menschen, die zusammenleben und deren verschiedenartigen Perspektiven beschäftigt wird. Im Fach wird das vermeintlich Selbstverständliche behandelt, das wissenschaftliche Konzept von „Alltag“ bietet hierbei eine zentrale Kategorie, die erforscht wird.

Vor zwei Jahren habe ich zum Beispiel spannende Einblicke in die Stadtforschung erhalten. Da in der Planung und Aufrechterhaltung einer Stadt verschiedene Menschen beteiligt sind, wird hier letztendlich gemeinsam gelebter Stadtraum geschaffen und somit Alltag hergestellt.

Ich würde sagen, dass ich über das Studium gelernt habe, meinen eigenen Alltag bewusster und effektiver zu gestalten und dabei mit anderen Menschen toleranter zusammenzuleben, die vielleicht gänzlich unterschiedliche Meinungen und Herangehensweisen in Bezug auf bestimmte Sachverhalte haben. Durch mein Studium habe ich auch die Kompetenz entwickelt, mit Menschen kooperativ zusammenzuarbeiten, die aufgrund ihrer spezifischen Positionen unterschiedliche Perspektiven vertreten, die erstmal nicht miteinander vereinbar erscheinen. 

Das Studium kann ganz viel und es kann auch gar nichts. Es kommt darauf an, was man selbst daraus macht.

Was willst du damit machen?

Ich möchte das Fach als Grundlage für meinen Master in ‚Critical Urbanisms‘ nehmen und mich auf dieser Weise weiter dem Bereich der Stadtforschung widmen. Nebenher würde ich gerne irgendwo im Bereich ‚Service Design‘, Politikberatung oder Unternehmensberatung zusätzliche Erfahrungen sammeln. 

Wichtig für meinen individuellen Werdegang war es für mich, dass den Studierenden bei einem Studium der Kulturanthropologie und Europäischen Ethnologie in Freiburg viele Freiheiten gelassen werden. Hierdurch war es mir möglich mich sowohl neben dem Studium mit anderen Feldern zu beschäftigen, als auch eigene Schwerpunkte im Fach zu setzen, wie ich es jetzt zum Beispiel mit der Stadtforschung mache. Ein wesentlicher Teil meines Studiums war auch mein einjähriger ERASMUS-Aufenthalt in Lissabon, wobei ich an einer internationalen Universität studieren durfte. Hier konnte ich mich besonders intensiv mit wissenschaftlichen Perspektiven auf Entwicklungszusammenarbeit beschäftigen.

Diesen Freiraum habe ich aber auch dazu nutzen können, um ganz allgemein mehr herauszufinden, was ich wirklich will. So habe ich auch Erfahrungen in anderen Bereichen außerhalb des Studiums sammeln können. Hierdurch steht für mich aktuell auch ein Nebenjob bei einer Firma in Aussicht, die sich mit der Optimierung von Arbeitsprozessen in Unternehmen auseinandersetzt und hierzu individuelle Coachings anbietet. Dafür sind die Kompetenzen, die ich in meinem Studium erlernen konnte, eine optimale Grundlage.