Wie sehr achtest du beim Kauf von Kleidung auf Nachhaltigkeit?

Rebekka, studiert Medienkulturwissenschaft und Psychologie, 2. Semester

„Bei den meisten Klamotten, die ich mir kaufe, achte ich darauf, dass sie nachhaltig und fair produziert wurden. Ich kenne mich allerdings in Freiburg noch nicht gut aus, was Fair Fashion, Second Hand und Öko-Läden betrifft. Das macht es schwieriger. Bei Sachen, die man gut im Internet bestellen kann – Rucksäcke oder Jacken zum Beispiel – achte ich immer auf die Nachhaltigkeit. Allgemein finde ich allerdings, ich könnte auf jeden Fall noch besser darauf achten.“

Rebekka, studiert Medienkulturwissenschaft und Kognitionswissenschaft, 2. Semester

„Ich achte zwar nicht explizit auf Nachhaltigkeit, freue mich aber, wenn mir nachhaltige Klamotten in die Hände fallen – zum Bespiel beim Kleidertausch oder Flohmarkt. Allerdings ist es dort oft voll und stressig, sodass es schwierig ist, gezielt nach Teilen zu suchen. Mein Problem bei Fair Fashion ist, dass mir die Designs – oft in Richtung Naturmotive oder geometrische Strukturen – meistens nicht zusagen und für einen Lifestyle stehen, der nicht meiner ist. Außerdem finde ich es schwer zu sagen, was alles zu „nachhaltiger Kleidung“ dazugehört.“

Alexandra, studiert Medienkulturwissenschaften und Ethnologie, 2. Semester

„Ich versuche, so aktiv wie möglich auf die Nachhaltigkeit beim Klamottenkauf zu achten. Dazu schaue ich mich, wenn ich etwas Bestimmtes brauche, zuerst in Second Hand Läden um. Als ich jünger war, hat meine Mutter oft mit anderen Müttern Klamotten für die Kinder getauscht. Einiges davon habe ich bis heute noch. Ich kaufe allgemein kaum neue Kleidung und einzelne Teile haben bei mir ein langes Leben, da ich nur aussortiere, was wirklich kaputt und auch nicht mehr zu reparieren ist.“

“Wir konsumieren einfach zuviel”

Die Textil- und Bekleidungsindustrie ist riesig. Logisch – schließlich tragen wir ständig Klamotten. Bei so einem alltäglichen Produkt ist es kein Wunder, dass die grüne Welle auch diese Branche erfasst hat. Doch was bedeutet eigentlich „Nachhaltigkeit“ in Bezug auf Kleidung? Warum ist sie wichtig und bei wem liegt die Verantwortung?

Joscha Hoffmann ist Nachhaltigkeitskoordinator bei „Waschbär“, einem Onlineshop der Triaz Group, welcher auch in Freiburg ein Ladengeschäft in der Sedanstraße hat. Hoffmann ist dafür zuständig, Kriterien für die nachhaltige Beschaffung von Textilien aufzustellen und zu überwachen. Im Podcast beantwortet er uns Fragen rund um die Themen Nachhaltigkeit und Textilbranche. Er erklärt, warum nicht die Konsument*innen in der Verantwortung seien und dass „Warum ist Fair Fashion so teuer?“ die falsche Frage ist.

Wie sehr achtest du beim Kauf von Kleidung auf Nachhaltigkeit?

Diana, BWL-Studentin, 4. Semester

„Ich achte nicht wirklich darauf, ob die Klamotten, die ich kaufe, nachhaltig sind. Meine Priorität liegt beim Aussehen und einem nicht zu hohen Preis. Prinzipiell wäre ich zwar offen für Second Hand und Fair Fashion, aber ich kenne keine guten Läden in Freiburg. Außerdem finde ich, dass die meisten Läden wenig ansprechend aussehen. Ich möchte nirgends einkaufen, wo ich mich unwohl fühle. Generell kaufe ich Klamotten ohnehin am liebsten online.“

Jakob, Geschichts-Student, 8. Semester

„Ich konsumiere Kleidung eher selten und kaufe in etwa fünf neue Kleidungsstücke im Jahr. Dazu gehe ich meistens in das Klamottengeschäft meines Vertrauens, da dieses meinem Stil sehr entspricht. Nachhaltigkeit ist mir beim Kleidungskauf allerdings auch wichtig. Ich greife häufiger zu Second Hand, allerdings ist der Kostenpunkt bei der Entscheidung „Laden oder Second Hand“ für mich am ausschlaggebendsten. Besonders wichtig ist mir auf jeden Fall, dass ich keine billige “Wegwerf-Kleidung” von größeren Konzernen konsumiere.“

Doch was sagt eigentlich jemand, der bereits einen nachhaltigen Lifestyle führt?

Die Freiburgerin Laura Hettich hat Wirtschaftsinformatik studiert und eine Weile im Marketing gearbeitet. Seit Mai 2020 ist sie auf Instagram als Content Creator selbstständig. Sie bloggt vor allem über Themen wie Lifestyle, Reisen, Vintage, Outfitinspo, Fair Fashion und Selbstliebe. Auf der Plattform ist sie seit sechs Jahren aktiv und hat mittlerweile über 280.000 Follower.

Maximilian Fricke studiert Medieninformationswesen in Offenburg und arbeitet neben seinem Studium im Unternehmen seiner Familie. Auch er bloggt regelmäßig auf Instagram über Vintage Outfits. Jedoch hält er sein Profil eher privat.

Die beiden kennen sich in der Vintage-Szene in Freiburg gut aus. Sie verfolgen diesen Lifestyle bereits seit drei Jahren und haben dementsprechend schon viel Erfahrung. Lauras nachhaltiger Lebensstil spiegelt sich auf ihrem Instagram-Blog wider, insbesondere in Form von Fashion. Auch Maximilian präsentiert sich regelmäßig in seiner neusten Vintage-Errungenschaft auf der Blogging-Plattform.

Besonders angetan sind die beiden vom Second Hand Laden „Little Tibet“ in der Baslerstraße in Freiburg. Doch was macht den Laden aus? Was macht Second Hand und Vintage so attraktiv?

Wie sehr achtest du beim Kauf von Kleidung auf Nachhaltigkeit?

Maxwell, studiert Waldwirtschaft und Umwelt, 4. Semester

„Ich habe ehrlich gesagt den Aspekt von Nachhaltigkeit bei Kleidung noch nie besonders reflektiert und beim Kauf noch nie darauf geachtet. Ich konsumiere Kleidung allerdings auch sehr selten. Die meisten Klamotten in meinem Kleiderschrank besitze ich schon seit über zehn Jahren und kaufe auch nur bei absoluten Bedarf nach. Das kommt in etwa alle drei bis vier Jahre vor. Wenn ich Kleidung kaufe, achte ich nur auf den Preis – günstig muss es sein.“

Tim, studiert Medienkulturwissenschaft und Politikwissenschaft, 2. Semester

„Ich kaufe nur sehr selten neue Klamotten, da ich den Prozess als ziemlich nervig empfinde. Wenn ich dann doch mal einkaufen gehe, dann achte ich eher auf den Preis. Nachhaltigkeit ist ein wenig entscheidender Faktor. Oft finde ich auch „neue“ Teile in meinem Schrank, die von einem größeren Klamottenkauf meiner Mutter von vor einiger Zeit stammen. Ich versuche momentan allerdings, umzudenken und bewusster zu konsumieren. Das bezieht sich dann aber eher auf andere Bereiche, wie Ernährung oder Mobilität.“

Marie, studiert Soziologie und Philosophie, 2. Semester

„Ich achte so gut ich kann auf Ethik und Umwelt beim Klamottenkauf, allerdings sind auch Kosten ein wichtiger Faktor für mich. Deswegen greife ich viel zu Second Hand, primär bei Oberteilen und Jacken. Das ist schwieriger, wenn man etwas ganz Bestimmtes sucht oder Hosen braucht. Ich würde sagen, etwa 70 Prozent meines Kleiderschranks besteht aus Second Hand Klamotten. Ich kaufe auch ein, wenn ich nicht zwingend etwas brauche. Dann ist Second Hand für mich vertretbarer als Fair Fashion Läden, da keine neue Kleidung produziert werden muss.“

Fair Fashion – Tipps für den kleinen Geldbeutel

Was tun, wenn man nachhaltig einkaufen möchte, der Preis aber nicht im Budget liegt? Laura und Maximilian haben einige Ideen gesammelt, die helfen, nachhaltiger mit Kleidung umzugehen und gleichzeitig den Geldbeutel zu schonen.

1. Qualität statt Quantität

Die einfachste Regel lautet: Kaufe lieber weniger Klamotten, die dafür länger halten. Das kann einem im Shoppingrausch gerne einmal schwerfallen. Zum Glück gibt es verschiedene Möglichkeiten, Impulskäufe zu vermeiden. Helfen kann zum Beispiel eine Liste, auf der festgehalten wird, was wirklich gebraucht wird. Eine weitere Option ist es, sein Geld in Basics aus Fair Fashion Läden zu investieren, welche sich dann prima mit besonderen Lieblingsteilen aus Second Hand Läden kombinieren lassen.

Laura: „Ich kann nur empfehlen, nach dem „In-and-Out-Prinzip“ vorzugehen: Für jedes neue Teil muss ein altes weichen. Dieses lässt sich gut auf beispielsweise Kleiderkreisel verkaufen.“

Maxi: „Du solltest ein Kleidungsstück außerdem nur dann kaufen, wenn du dir hundertprozentig sicher bist, dass es dir gefällt. Dazu gehört auch ein wenig Disziplin.“

2. Informieren!

Mit ein bisschen Recherche finden sich bestimmt günstige Fair Fashion-Marken, die in lokalen Geschäften angeboten werden. Aber Achtung: Immer erst checken, was hinter einem Label steckt! Das Verständnis von „fair“ kann durchaus von Marke zu Marke unterschiedlich sein.

Informieren kannst du dich darüber online, zum Beispiel auf Webseiten wie label-online.de, getchanged.de oder gruenemode.de. Ist schließlich ein passendes Label gefunden, kann der Newsletter abonniert werden. So erhältst du immer die aktuellsten Informationen zu Sales, Rabattcodes und weiteren Angeboten.

Laura: „Ich kann avocadostore.de empfehlen. Dort findet man sowohl Produkte als auch Informationen rund um Nachhaltigkeit. Es kann sich auch lohnen, bei „Mainstream-Marken“ informiert zu bleiben, da diese immer öfters nachhaltige Kollektionen rausbringen.“

3. Lokale Vielfalt

Es ist immer besser, lokale Angebote zu nutzen. Das spart CO2, Versandkosten und unterstützt im besten Fall kleinere Unternehmen aus der Region. Darum ist es beim Informieren wichtig, besonders lokale Fair Fashion und Second Hand Läden zu beachten. Auch Flohmärkte sollten nicht außer Acht gelassen werden. Dazu empfiehlt sich beispielsweise der Newsletter von meine-flohmarkt-termine.de. Neben Flohmärkten lohnt es sich auch, auf Kleidertausch-Partys zu gehen oder im Freundes- und Bekanntenkreis eigene zu veranstalten. In Freiburg gibt es mit der Kleiderei sogar die Möglichkeit, sich Klamotten auszuleihen.

Maxi: „Ich habe letztes Jahr angefangen, sehr viel über Kleiderkreisel zu kaufen und zu verkaufen. Man findet günstig Klamotten und kann alten Stücken ein neues Zuhause suchen. Auch wenn manchmal nur kleine Beträge für ein Teil rausspringen, lohnt es sich auf Dauer und in der Menge auf jeden Fall.“

4. Querdenken

Wer sagt eigentlich, dass du Sommerklamotten nur im Sommer kaufen und tragen kannst? Bei Sales lassen sich durchaus schon Klamotten für das nächste Jahr kaufen. Aber Vorsicht: Nur dann kaufen, wenn du dir absolut sicher bist, dass es dir auch noch gefällt, wenn es soweit ist. Dabei kann es helfen, Teile online eine Weile zu beobachten und sie erst dann zu kaufen, wenn es einen Ausverkauf gibt.

Oder aber man trägt Klamotten unabhängig von der Jahreszeit. Dank Lagenlooks lässt sich ein Sommerkleid auch im Winter tragen und in Kombination mit einem kuscheligen Cardigan friert man trotz leichtem T-Shirt im Herbst oder Frühling nicht. Neben kreativem Zusammenpuzzeln seiner Outfits, lohnt es sich auch, alten, aber noch guten Klamotten ein neues Aussehen zu verpassen.

Laura: „Um alte Sachen umzufunktionieren, muss man nicht einmal nähen können. Eine Schere ist das wichtigste Tool. Damit lassen sich zum Beispiel alte T-Shirts croppen oder zu Tops umwandeln und auch eine Jeans im „used-Look“ zu kreieren benötigt keine größeren Skills. Hier heißt es einfach, sich auszuprobieren.“

Maxi: „Ich habe auch schon Winterpullis im Sommer gekauft. Solange man sich sicher ist, dass einem die Teile noch gefallen werden, spricht absolut nichts gegen einen Kauf außerhalb der Season.“