Warum sich Menschen tätowieren lassen und welche Motive bei Studierenden beliebt sind, weiß Ingrid Vetter, die bereits seit neun Jahren als Tätowiererin arbeitet.

 

Weiß, was gefällt: Ingrid Vetter arbeitet seit neun Jahren als Tätowiererin.

Frau Vetter, wieso haben Menschen den Wunsch, den eigenen Körper zu verändern oder zu schmücken?

Tätowierungen gab es bereits bei den Ureinwohnern. Afrikanische Volksgruppen wie Bangala und Makonde oder auch die der indigenen Bevölkerung von Neuseeland angehörenden Maori schmückten schon vor Hunderten von Jahren ihren Körper mit Farbe. Tattoos sind somit nicht erst Bestandteil unserer gegenwärtigen Gesellschaft.

Da diese Form der Körperkunst bereits seit Jahrhunderten praktiziert wird, sehe ich im menschlichen Trieb der Verewigung den Hintergrund von Tattoos. Sehr viele Kunden möchten mithilfe einer Tätowierung etwas Bestimmtes festhalten, etwas, was ihnen passiert ist, etwas, das sie geprägt hat oder etwas, mit dem sie eine persönliche Erinnerung verbinden. Tätowierungen scheinen diesen eine Art Unsterblichkeit zu verleihen.

Worin unterscheiden sich die heutigen Tattoos zu früheren?

Die Bedeutungen von Tattoos sind eigentlich immer gleich geblieben. Sie stellen Zugehörigkeit oder Abgrenzung dar, sie können aber auch für Exklusivität oder Selbstdarstellung stehen. Tätowierungen dienen zudem immer noch als Schmuck.  Was heute neu ist, sind die vielen dazugekommenen Symbole. Im Vergleich zu den 1990er Jahren zeichnen Menschen mittlerweile sehr viel selbst, sodass die Motive weitaus vielseitiger sind.

Außerdem ist das „Tätowiermilieu“ nun nicht mehr auf bestimmte Personengruppen begrenzt, sondern jeder, der beispielsweise Kunst studiert hat oder zeichnerisch begabt ist, kann in dieser Branche arbeiten. Wahrscheinlich lässt sich auch die heutige Präsenz von Tätowierungen in unserer Gesellschaft auf dieses Phänomen zurückführen. Dadurch, dass immer mehr Menschen aus den unterschiedlichsten sozialen Schichten mit dem Tätowieren beginnen, werden überhaupt erst mehr und mehr Menschen angesprochen. Insgesamt kommt das Tätowieren heute nicht mehr aus einer Subkultur, sondern für jeden gibt es quasi einen passenden Tätowierer.

Auch bei Studierenden sind Tattoos sehr beliebt. Was sind denn typische Motive, die sich Studierende stechen lassen?

Generell sind das eher kleinere Motive oder Symbole, wie beispielsweise Sonnen, Buchstaben, Dreiecke, etwas Geometrisches oder auch häufig Tiere mit geometrischen Zeichen kombiniert. Es kommt eher selten vor, dass sich Studierende oder allgemein jüngere Menschen etwas Großflächiges tätowieren lassen.

Wird durch eine Tätowierung die Persönlichkeit des Trägers zum Ausdruck gebracht?

Das zu verallgemeinern ist schwierig, da die Auswahl eines Tattoos sehr stark an den sozialen Status gekoppelt ist. Die Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit durch das Tragen von Tätowierungen zum Ausdruck zu bringen, besteht meiner Meinung nach aber auf jeden Fall. Es gibt auch Menschen, die ihren eigenen Körper als Konzept verschönern möchten.

Einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) aus dem Jahr 2014 zufolge spielten bereits vor 5 Jahren rund 700.000 Menschen mit dem Gedanken der Tattooentfernung. Warum entschließen sich Menschen dazu, ihre Tätowierung wieder entfernen zu lassen?

Ich denke das liegt ganz einfach daran, dass viele Tattoos nicht gut gestochen sind und dies dem Träger irgendwann bewusst wird. Denn wenn etwas gut gemacht ist, wird es meistens nicht als störend empfunden. Da Tattoos der Verschönerung dienen sollen, möchte man etwas, was dem vorgestellten Ideal nicht entspricht, selbstverständlich nicht mehr haben. Natürlich gibt es auch diejenigen, die ganz klassisch den Namen ihres ehemaligen Partners weghaben wollen.


Erfolgskonzept Tattooklinik

Dr. Marco Hoffmann und Dr. Hans Bayer haben im Januar 2018 die erste Tattooklinik Süddeutschlands eröffnet. Sie erklären, wie professionelle Tattooentfernung funktioniert und aus welchen Gründen eine Entfernung erwogen wird.

Sie müssen nicht für immer sein

Im Rahmen des Seminars „Einführung in den crossmedialen Journalismus“ für Studierende der Medienkulturwissenschaft haben sich Christina, Jil, Melanie und Paul mit der professionellen Tattooentfernung auseinandergesetzt. Dank der Lasertechnik müssen Tattoos nicht für immer sein, sagt der Hautarzt Dr. Hans Bayer.