Das Debut der süddeutschen Künstler-Triade startet instrumental. „Sie sind jung und sie machen Rock“ heißt das verträumte unter zwei Minuten Intro, aus dem man sich erstmal ein bisschen räkeln und strecken muss – der Traum vom ja-wir-spielen-in-einer-Band, falls jemand fragt. Aufwachen leicht gemacht: Mit „Künstler aus Süddeutschland“ folgt der erste Kracher der Platte, als Single ist er bereits Ende Januar erschienen und ein selbstreflektiertes Manifest.

Uns ging’s nie schlecht, wir hatten immer alles. Das ist kein Punk, wir sind Künstler aus Süddeutschland!

Eine klare Message an die Heimatstadt der Band. Darf man sich überhaupt Punk nennen, wenn man aus der Öko-, aus der euer-Rave-Tunnel-ist-zu-laut, aus der macht-den-Späti-zu-Stadt Freiburg kommt und ganz behütet aufgewachsen ist? Irgendwie scheint der Begriff Punk bei den drei moralisch gesehen für Unwohlsein zu sorgen. Hört man das Debut, ist das Genre dennoch recht eindeutig. Aber kein Problem, wir können die Band auch weiterhin Künstler aus Süddeutschland nennen.

Anfänge des Punk werden komödiantisch zitiert, etwa mit Track drei „Ich will dein Hundi sein“. Im kompletten Gegensatz zu den Stooges wirken DADJ jedoch lieb, „devot und treu“ und von Iggy Pops Mackertum ist hier keine Spur. Kleine Eastereggs und Witze bleiben auf dem Album nicht aus, zum Ende des Hundi-Lieds hört man Stromberg („Ein Hund im Büro?”), Sinnbild des irrationalen Chefs. Das letzte Wort in der Folgenummer „Die SPD schiebt ab“ hat Olaf Scholz („’Tschuldigung”). Ein Ausschnitt aus dem WG-Leben findet sich in „Schimmelkulturen aller Fächer vereinigt euch“. Das Lied spitzt sich zu, indem auf die Melodie vom Einheitsfrontlied über Schimmelpilze im Kühlschrank gesungen wird.

„In Antifa auf Klassenfahrt“ wird sich über Szene-Linke lustig gemacht. Solche, die die Sensation wollen, aber wenn es um Vorträge im Autonomen Zentrum geht, tauchen sie irgendwie nie auf. Auch zur Wehrdienstdebatte haben DADJ einen Einwurf. „Kein Grund ist Grund genug, für Deutschland zu sterben”, wird da in „Wehr dich gegen die Pflicht“ gesungen. Für was auch an die Front gehen, fragen die drei. Für den „scheiß Vermieter”? Lösungsvorschlag:

Wenn Opa mehr Soldaten will, soll Opa an die Front!

Der leichtfüßigste Titel und Sommerhit der Band „Mollis aus Champagnerflaschen“ war gleichzeitig die letzte Singleveröffentlichung vor Album-Release.

Struktur hat das Debutalbum der Freiburger Künstler gleich mehrfach. Zum Beispiel gibt’s da die tragische Figur des Larry Laminator, der das Laminat im einen Lied noch legt, nur um ein paar Tracks später, ganz sakral besungen, unter selbigem zu liegen – und das durch vier Jahrzehnte Lohnarbeit.

Der letzte Track heißt wie die Band. Darin lassen sie ihren Traum vom Band-Dasein platzen. Irgendwann muss man sich dann wohl doch dem bürgerlichen Leben beugen. Man benötigt ja ein Einkommen am Ende des Tages. DADJ singen über sich, als wären die Jahre schon ins Land gestrichen, als wäre das Debut schon gefloppt.

Liebe Künstler aus Süddeutschland – ich glaube nicht!