Philippe Auclair ist ein Phänomen: Neben seiner Haupttätigkeit als Fußballkorrespondent in Großbritannien prägt der 61-Jährige Franzose unter dem Pseudonym Louis Philippe seit den 1980ern experimentellen Baroque-Pop, also verkitscht-gekünstelten Pop mit Klassikelementen. Zu Beginn seiner musikalischen Schaffensphase waren alle Weichen des Indie in Richtung Post-Punk gestellt. Dem zum Trotz antwortete Philippe auf reduzierte Arrangements mit verschnörkeltem, schöngeistigem Pop – nach eigener Aussage inspiriert von Klassik-Komponist Maurice Ravel und den Beach Boys. Dieser Linie bleibt er bis heute auf Thunderclouds treu. Mit der Ergänzung um eine ordentliche Portion Jazz durch das Backing des Acid-Trios The Night Mail.

Das Album wurde nach dem ersten Lockdown in insgesamt nur zwei Sessions aufgenommen. Das Ergebnis ist ein in Klang wie Produktion extrem einheitlicher Sound, der die wilden Sprünge zwischen Walzer und Groove, Psychedelischer Improvisation und akribischer Komposition organisch zusammenfügt. So wird Thunderclouds zu einem unerwarteten Baroque-Pop-Highlight, das sich mit The Lemon Twigs und den Flaming Lips in die besten Genre-Releases des Jahres einreiht.