Das Drama nimmt seinen Anfang am 6. Dezember 2020, Nikolaustag. In ihrer kostenlosen Wochenzeitung „der Sonntag“ bietet die Badische Zeitung der Freiburger AfD auf subtile Art und Weise eine Bühne.

In einem unscheinbaren Beilegheftchen wird da über den „Corona-Wahnsinn“ und den „Migrations-Hotspot“ Freiburg hergezogen, sich über die Förderung vermeintlich „linksextremer“ Jugendzentren beschwert und der AfD-Stadtrat Dubravko Mandic interviewt. Genau jener Herr Mandic, der in seinen Facebook-Posts zu Protokoll gibt, die AfD unterscheide sich inhaltlich nicht von der NPD. Der geradezu Routine darin gewonnen hat, Journalisten und Andersdenkende zu beleidigen und zu bedrohen. Ein Politiker also, den man mit gutem Grund als faschistisch bezeichnen könnte.

Die tiefere Tragik des Stücks: Keiner zwingt die BZ dazu, politische Werbung der AfD ihren Zeitungen beizulegen. Schon gar nicht parteipolitische Werbung, die nicht als solche zu erkennen ist. Die Badische Zeitung ist Teil eines privaten Verlags und hat somit auch die Freiheit, selber darüber zu entscheiden, wem sie eine Bühne bietet und wem nicht. Diese Freiheit nutzte sie nun allerdings, um die Meinungen einer offen rechtspopulistischen Partei und ihrer offen rechtsextremen Repräsentanten den Freiburgerinnen und Freiburgern als journalistisch anmutendes Produkt unterzujubeln. Als kostenloses Gimmick sozusagen.

Des Dramas zweiter Akt: Die anschließende Stellungnahme der Badischen Zeitung. Überrascht geben sich die Vertreter des Badischen Verlags. Die Anzeige habe einige Leser „irritiert“. Eigenes Fehlverhalten könne die BZ nicht erkennen. Die AfD sei schließlich eine zugelassene Partei, sogar im Freiburger Stadtrat vertreten. In dem AfD-Blatt fänden sich zudem keine „ehrverletzenden“ Inhalte.

Die Propaganda der Freiburger AfD erfüllt also offenbar alle formalen Ansprüche der BZ. Mehr noch: Die Badische Zeitung beschwört gar das “Prinzip der Gleichbehandlung aller politischen Akteure”. Rechte Propaganda als Gebot der Fairness sozusagen?

Die Schmierenkomödie nimmt am darauffolgenden Montag ihren Lauf. Nach der Vorstandsetage des Verlags sieht sich nun auch die Chefredaktion gezwungen, auf die empörten Zuschriften von Leserinnen und Lesern zu reagieren. Es habe sich um eine “51 zu 49 Prozent-Abwägung” gehandelt. Diese sei im Ergebnis falsch gewesen, heißt es nun selbstkritisch. Um zwei Prozentpunkte vertan. So ein Mist aber auch.

Es geht bei der Badischen Zeitung offensichtlich nicht um die grundsätzliche Frage, ob man einer demokratiefeindlichen Partei ohne jede Not eine offene Plattform für ihre kruden Theorien und menschenfeindlichen Positionen bietet. Nein, der BZ ist einfach ein klitzekleiner Rechenfehler unterlaufen.

Also: Schwamm drüber. Die Kritik der Leserinnen und Leser nehme die BZ natürlich sehr ernst. Aber, liebe Leserinnen und Leser der Badischen Zeitung, nicht dass wir uns da falsch verstehen: Die BZ sei natürlich auch in Zukunft darum bemüht, in ihrer Arbeit die „ganze Breite des politischen Spektrums widerzuspiegeln“. Dies umfasse auch Meinungen, die “einem selbst nicht nur fremd, sondern womöglich widerwärtig erscheinen”. Eine “Zumutung”, die es auszuhalten gelte.

Tja, und da jetzt schon von Zumutungen die Rede ist, bleibt wohl nur auf den Schlusssatz dieser “Rechtfertigung” zu verweisen:

„In diesem Sinne eine friedvolle Adventszeit und bleiben Sie gesund!“.
Beitrag: Gregor Lischka
Foto: uniCROSS