Beim aka-Filmclub engagieren sich: Fabian Lutz: Programmplanung, Béla Hubenstorf: Zweiter Vorstand/Organisation, Katrin Baumgärtner: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Nicolas Müller: Erster Vorstand/Organisation/Cocktails.

Hallo Fabian, Béla, Katrin und Nicolas. Im Herbst 2021 ist der Filmclub wegen eines Umbaus aus dem KG II in einen Hörsaal der biologischen Fakultät umgezogen. Hat sich der Zuschauerschnitt am neuen Standort verändert?

Katrin: Das ist schwer zu sagen, denn wir hatten nur ein Semester am neuen Standort und dann kam der Corona-Lockdown. Wir hatten dem Umzug sehr ängstlich entgegengeblickt, weil wir in der Innenstadt einen coolen Ort hatten, der sehr zugänglich war für viele Leute und wo es auch so etwas wie Laufkundschaft gab. Das erste Semester im neuen Hörsaal lief überraschend gut. Dann kam aber eine drei Semester lange coronabedingte Pause und danach lief es erst so langsam wieder an. Jetzt sind wir ungefähr auf dem Niveau von damals.

Ihr stellt euer Programm für das Sommersemester immer im Frühjahr zusammen. Habt ihr schon ein Highlight in Planung?

Nicolas: Im nächsten Semester gibt es auf jeden Fall eine Filmreihe zum 100. Todestag von Kafka, die in Zusammenarbeit mit dem Germanistischen Seminar und dem Studium Generale gezeigt wird.

Wie stellt ihr euer Filmprogramm zusammen?

Fabian: In der letzten Vollversammlung des vorangehenden Semesters wird über Einzelfilme und Filmreihen abgestimmt. Unser Programm besteht aus Reihen und Einzelfilmen: Einzelfilme sind sogenannte Stand-Alones wie Barbie oder Oppenheimer, die dieses Semester sehr erfolgreich waren. Reihen hingegen bestehen aus vier Einzelfilmen, die durch ein bestimmtes Thema miteinander verknüpft sind. Dieses Semester gab es zum Beispiel die Reihe „Faschistische Anfänge“, in der es um Filme ging, die zu Beginn des Faschismus spielen.

Béla: Alle Mitglieder des Filmclubs haben die Möglichkeit, Vorschläge einzubringen.

Manche eurer Filme werden in Kooperation mit Fakultäten oder ehrenamtlichen Vereinen ausgestrahlt. Wie kommt so eine Zusammenarbeit zustande?

Katrin: Wir starten immer mit einem Call auf unserer Website und unseren Social-Media-Kanälen, dass es die Möglichkeit zu einer Kooperation mit dem aka gibt. Es gibt jedes Semester fünf bis sieben Termine, an denen sich verschiedene studentische, nicht-studentische und gesellschaftspolitische Gruppen bewerben und ihre Kooperationsideen vorschlagen können.

Wir freuen uns, wenn die Beteiligten ein Rahmenprogramm organisieren, jemanden einladen oder einen Infostand betreiben. Die Kooperationspartner waren schon Mitte Januar bei uns zu Gast auf einer Vollversammlung – im Februar wird über die Kooperationen abgestimmt. Meistens gibt es mehr Bewerber*innen, als wir Plätze haben.

Béla: Man kann uns auch einfach per E-Mail anfragen – egal zu welchem Zeitpunkt. Ansonsten gehen wir auch oft auf Kooperationspartner*innen zu, wenn wir das Gefühl haben, dass eine Filmidee zu ihnen passt.

Der aka-Filmclub wurde 1957 gegründet und zählt somit zu den ältesten universitären Filmclubs Deutschlands. Was ist das Geheimnis eures langen Bestehens? 

Béla: In Freiburg gehen die Menschen einfach gern ins Kino. In früheren Kinostatistiken war Freiburg immer relativ weit oben in Bezug auf die durchschnittlichen Kinobesuchszahlen. Abgesehen davon hat Freiburg auch einfach eine coole Kinoszene und ich glaube, das hat auf jeden Fall dazu beigetragen.

Katrin: Und natürlich die Ausdauer und Filmbegeisterung der vielen tausend Mitglieder, die im Laufe der Zeit diesen Verein so getragen und ihr Wissen an die folgende Generation weitergegeben haben.

Fabian: Es gibt auch viele Möglichkeiten, sich bei uns einzubringen und eigene Ideen umzusetzen – das ist sicher ein wichtiger Aspekt unserer Langlebigkeit. Bis auf die Programmplanung ist nichts wirklich fest und man kann immer Innovationen einbringen, die gemeinsam umgesetzt werden.

Wie ist der aka-Filmclub entstanden?

Béla: Historisch gesehen gab es damals eine Filmclubbewegung in Deutschland. Es gab ursprünglich eine vor der Nazizeit, die Filmclubbewegung danach ist etwas anderes. Beim Filmclub handelt es sich um ein Phänomen, das in dem Sinne aus Frankreich kommt und sich dann auf die anderen Länder übertragen hat.

Der Gedanke hinter der Filmclubbewegung ist, dass man nicht nur neue Filme zeigt, sondern auch alte und möglichst mannigfaltige. Es geht darum, über die Filme zu reden und sie zu reflektieren. Der Gedanke aus dem französischen Kontext heraus war es, den Faschismus aufzuarbeiten, der auch viel über Medienpropaganda gearbeitet hat. Es ging darum, zu reagieren, über die Filme zu reden und das zu hinterfragen, was präsentiert wurde.

Ich weiß nicht, inwiefern das auch in der deutschen Bewegung drinsteckt, aber ich denke, dass das auch ein Faktor gewesen sein könnte. Ein wichtiger Gedanke hinter der deutschen Filmclubbewegung war es, ein vereinsbetriebenes Kino zu betreiben, das günstiger und zugänglicher ist. Es war ein Hobby und die Leute haben sich einfach zusammengeschlossen.

Seit Filme digitalisiert werden und man sie daheim gucken kann, ist die Bewegung ein bisschen ausgestorben. Deswegen kennen das heutzutage viele gar nicht mehr. Filmclubs gab es früher mehrere – auch in Freiburg gab es mehr als einen, doch wir sind der Einzige, der noch übriggeblieben ist. Deswegen ist der Filmclub für uns wie ein Erbe, das wir weiterführen.

Katrin: Das Kino war damals der einzige Ort, um Filme zu schauen. Das Kinoprogramm in den kommerziellen Kinos war nur das, was der Verleih damals im Angebot hatte. Die Motivation des Filmclubs war es, Filme zu zeigen, die man selbst gern sehen möchte. Es war damals die einzige Möglichkeit, diese Filme zu Gesicht zu bekommen, denn man konnte sie ja nicht schnell auf irgendeiner Streaming-Plattform heraussuchen.

Béla: Die Filmclubbewegung gab es als große Bewegung bis in die 70er, 80er Jahre. Als die daheim verfügbaren Filmformate – seien es Retrospektiven im Fernsehen oder Videokassetten – mehr und mehr aufgekommen sind, ist diese Bewegung nach und nach ausgestorben.

Der aka-Filmclub produziert darüber hinaus auch eigene Filme.

Béla: Der aka-Filmclub hat seit den 50ern immer wieder Filme produziert. Das sind in der Regel Kurzfilme, es gibt auch einzelne Langfilme – von Experimentalfilmen über Komödien bis zu Horror-Trash – auf allen Formaten, sowohl analog als auch digital.

Wir produzieren auch einmal im Jahr Filme im Rahmen des Kurzfilmfestivals Exposed. Im Mai finden sich Interessierte und Clubmitglieder in Teams zusammen und haben ein Wochenende Zeit, einen Film zu drehen, zu entwickeln, zu schneiden – alles im analogen Format, alles per Handarbeit. Am Freitag geht’s los, am Montag wird er aufgeführt.

Fabian: Wer sich einen Einblick über unsere Eigenproduktionen verschaffen möchte, kann das auf unserer Website tun oder unsere DVD erwerben.

Im Laufe der letzten Jahre seid ihr sukzessive vom analogen auf den digitalen Film umgestiegen – dennoch werden ein paar erlesene Filme im 35mm-Format ausgestrahlt. Warum?

Katrin: Wir feiern dieses Filmformat, das historisch zum Kinoerlebnis dazugehört. Da ist auch ein bisschen Stolz mit dabei, dass wir das Equipment hier noch rumstehen haben und auch wissen, wie man es bedient. Der ursprüngliche Job der Filmvorführer*innen war es, die Spule einzulegen und den Projektor zu starten – das alles macht die Vorstellung ein bisschen aufregender für die Leute hinter der Bühne.

Béla: Wir haben in unserer Satzung einen Filmbildungsauftrag stehen und der sieht eben vor, dass wir das Filmerbe bewahren oder zumindest weitergeben.

Filmerbe bedeutet nicht nur, die entsprechenden Filme zu zeigen, sondern auch die Medien der Filmvorführung zu bewahren. Das alles haben wir uns dick auf die Fahne geschrieben und, wie Katrin gesagt hat, geht das auch mit der Leidenschaft für den analogen Film einher.

Das Equipment ist sehr schwer – das alles herumzuschleppen ist ein physischer Kraftaufwand.

Katrin: Das alles ist allerdings auch ein aussterbendes Phänomen, denn allein die Filmkopien zu bekommen, ist schwierig. Es gibt nicht mehr so viele Filmarchive in Deutschland oder Europa, wo man sie noch lagern und ausleihen kann. Allein die Transportkosten sind um einiges höher als bei einem digitalen Film. Aber wir versuchen dennoch, mindestens einmal im Semester einen Analogfilm zu zeigen.

Das Semester neigt sich dem Ende zu. Welche Filmvorführungen wurden bis jetzt am häufigsten besucht?

Béla: Oppenheimer war ausverkauft.

Nicolas: The Rocky Horror Picture Show auch.

Fabian: Barbie war ausverkauft und dann kamen noch Leute nach. Wir hatten so eine lange Schlange, dass wir über 100 Leute nach Hause schicken mussten. Von 600 Besucher*innen mussten wir 200 nach Hause schicken und eine Zweitvorführung anberaumen für die Leute, die es nicht rechtzeitig geschafft haben. Zur Zweitvorstellung kamen noch einmal knapp über 100 Leute. Auch Everything Everywhere All at Once war letztes Semester ein Kassenschlager.

Wie finanziert ihr euch?

Katrin: Das fragen wir uns auch manchmal (Gelächter).

Béla: Der Filmclub finanziert sich größtenteils durch die Tickets und Mitgliedsausweise, die wir verkaufen. Hinzu kommen noch Snackverkäufe. Wir bekommen auch immer wieder Spenden. Der Studierendenrat spendet uns 1.000 Euro pro Jahr, das ist auf jeden Fall eine gute Unterstützung.

Insgesamt tragen sich die Ausgaben nur über das, was wir selbst erwirtschaften. Wir sind ein Kino, das wie ein normales Kino funktioniert, nur dass wir vereinsbetrieben sind.

Von der Uni werden wir nur mit einem Raum unterstützt, in dem wir Filme vorstellen können.

Katrin: Wir zahlen Miete für ein Büro. Das ist, glaube ich, vielen auch nicht klar. Es gibt einen Raummangel an der Uni, deshalb kommen wir dort gerade nicht unter. Corona hat dem aka sehr zugesetzt. Als studentischer Verein sind wir durch viele Förderungen, die es für Kulturinstitutionen gab, durchgefallen. Miete zahlen mussten wir aber dennoch.

Béla: Bei uns ist nicht klar ersichtlich, wer uns fördern kann. Die Stadt sagt, dass die Uni für uns zuständig ist, aber die Uni weist uns ab, da wir weder an Lehre noch an Forschung beteiligt sind. Wir müssen deswegen selber schauen, wo wir bleiben.

Wie kann man sich als Student*in bei euch engagieren?

Nicolas: Einfach vorbeikommen. Unsere Vollversammlungen finden während des Semesters am ersten Montag im Monat um 20 Uhr statt, in unserem Büro in der Belfortstraße 37. Interessierte können sich alles anschauen und werden von uns eingeführt. Sie können uns bei den Vorstellungen ansprechen oder auch sehr gerne bei unserem Stammtisch vorbeischauen, der jeden dritten Freitag im Monat im Strandcafé stattfindet.

Béla: Man kann bei uns alles erlernen, was man braucht, um ein Kino zu betreiben. Von der Werbung über die Programmplanung und Filmvorführung am Projektor bis zur Kassenarbeit. Wir sind medienkompetenzbildend, was bedeutet, dass wir die Studierenden in allen Aspekten des Kinowesens ausbilden.