Wie nehmen die Menschen den Frauensport wahr? Existiert bereits eine Gleichwertigkeit von Sportlerinnen und Sportlern? Und wenn nein, wo bestünden konkrete Handlungsansätze? Wir fragen nach bei Studierenden und Dozierenden des Sportinstituts Freiburg.

„Je weiter du im Pokalwettbewerb bist, desto teurer wird die Saison“

Das sagt Harald Janson, Trainer und langjähriger sportlicher Leiter der Eisvögel Freiburg. Bei den Herren ist es umgekehrt. Der Pokal-Sieg beschert Männer-Teams Preisgelder, die den aktuellen USC-Etat – rund 250.000 Euro – mehr als verdoppeln würden.

Dem deutschen Meister im Herren-Basketball aus Berlin standen diese Spielzeit laut Janson schätzungsweise 25 Millionen Euro zur Verfügung. Das mache sich auch im Geldbeutel der Athletinnen und Athleten bemerkbar: Laut Janson hat eine Spielerin der Basketball-Bundesliga „ein zwischen fünfzig- und hundertmal geringeres Gehalt als ihr Pendant in der Herrenbundesliga“.

Auch Meisterinnen-Macher Janson wird in der Damen-Bundesliga nicht reich: Seinen Lebensunterhalt verdient der Basketball-Coach als Lehrer, im Verein arbeitet er ehrenamtlich.

Wie die Finanzierung eines Vereins in der Bundesliga genau aussieht, erzählt Janson im Interview.

Auf anderen Sportplätzen geht es finanziell fairer zu: In der Leichtathletik gibt es bei Weltmeisterschaften (60.000 Dollar) sowie internationalen Diamond League Meetings (10.000 Dollar) die gleichen Siegprämien für Männer und Frauen. Allerdings könnten bloß Sportler*innen an der Weltspitze ihren Lebensunterhalt mit Siegprämien sichern. Einkünfte neben dem Platz durch Medienpräsenz, Werbung und Sponsoren sind unerlässlich.

In der Regel ist Frauensport jedoch nur während großer Events sichtbar. „Für ein paar Wochen ist Frauensport in den Medien gleichberechtigt, aber das bricht danach sofort ab“, so Petra Gieß-Stüber vom Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Freiburg. Geld fließe nur dann, wenn Sport auch sichtbar gemacht werde.

Wie das gelingen kann, hat die Frauenfußball-Europameisterschaft gezeigt. Das Finale zwischen Deutschland und England lockte hierzulande 18 Millionen Menschen vor den Bildschirm – Rekord. Dass solche Einschaltquoten halten, darf allerdings bezweifelt werden. Laut Jürgen Schwier vom Institut für Gesundheits-, Ernährungs- und Sportwissenschaften an der Europa-Universität Flensburg bekommen Fernsehsender „mit Viertliga-Männerfußball immer noch mehr Zuschauer*innen vor den Bildschirm als mit der Basketball-Bundesliga der Frauen.“

Erste Schritte zu mehr Medienpräsenz hat die Damenbasketball-Bundesliga bereits gemacht. Seit drei Spielzeiten überträgt eine Streaming-Plattform jedes Ligaspiel live. Das stärke die Identifikation von Fans mit den Mannschaften. USC-Trainer Janson betont: „Es ist eines unserer Grundmotive, jungen Mädchen genau dieselben Möglichkeiten der Identifikation zu geben wie Jungs.“

Im Video erzählt Janson, was ihn bei seiner Arbeit antreibt.

Wie schnell weibliche Identifikationsfiguren in Deutschland wegen mangelnder Mittel verloren gehen, zeigt das Beispiel Shiori Yasuma. Vergangene Saison zur besten Spielerin der Basketball-Bundesliga gewählt, wechselt Yasuma im Sommer vom Breisgau ins italienische Venedig. Dort kann die Japanerin mit mehr Gehalt rechnen und bei europäischen Turnieren antreten. Der deutsche Meister aus Freiburg kann ihr das aus finanziellen Gründen nicht bieten.

Eine Gemeinschaftsproduktion von Sarah Rosenberger, Robert Meysen, Alina Cvetkova und Philipp Mackensen im Rahmen des Seminars „Einführung in den crossmedialen Journalismus“ für Studierende der Medienkulturwissenschaft. Seminarleitung, Redaktion: Ada Rhode, Karsten Kurowski, Philip Thomas.