Eine romantische Geschichte ist es, wie sie es zum großen deutschen Indie-Label Staatsakt geschafft haben. Dreistigkeit siegt, dazu eine große Portion Glück und natürlich ein Demo das überzeugt. Pedro, Peter und Joel haben einfach mal geklingelt, der Labelchef Maurice macht auch noch auf. “Ich steh vor deiner Tür, lässt du mich rein?”

Im Ruhrpott haben die drei zusammengefunden, genauer gesagt in Essen. Kaum zu glauben, dass aus einer so hässlichen Stadt so schöne Musik kommt. Das Trio legt mit seinen Lyrics den Finger fast schon schmerzhaft auf süß-melancholische Nostalgie, ist teilweise so romantisch, dass es eigentlich zu viel sein sollte, aber dann doch genau richtig ist. Es sind die allerfeinsten Unterschiede, auf die es ankommt. Mögen die Songs, und auch die dazugehörigen Videos, auf den ersten Blick auch dadaistisch daherkommen: International Music sind dekonstruierte Struktur. Scheinbar beliebig wieder zusammengesetzt und doch geplant.

Das Album verkörpert die Stimmung einer Raucherkneipe eine Stunde vor Zapfenstreich. Man sitzt an der Bar und bestellt gerade sein drittes ‘letztes’ Bier, Hocker und Hintern sind mittlerweile eins geworden. So klingt Die besten Jahre. Nicht schläfrig, aber wie mit einem Schleier belegt, der mal begeisterter Rausch ist, mal weinseelige Rührung. Es kann sein, dass alle Beteiligten, Hörende wie Band, genau auf einer Wellenlänge sind –  oder doch die ganze Zeit aneinander vorbeireden.

International Music gibt es auch ohne Drummer Joel, als The Düsseldorf Düsterboys. Im Vergleich zu ihnen kracht es bei International Music immer wieder, beispielsweise beim Opener ‘Metallmädchen’ und ‘Cool bleiben’, wo sich die Gitarren passend zu den Vocals repetitiv am selben Chord abarbeiten. Bei ‘Tür’ wallt die Gitarre auf und Peters Stimme erwacht  plötzlich aus der tiefen Lethargie, die seine Vocals sonst prägt. Diese Elemente sorgen dafür, dass sich International Music von ihrer Schwesterband absetzen und sich bühnentauglich machen.

Das Album wird durch melancholische, nostalgische und teils romantische Lyrics geprägt. Von den 17 Songs des Doppelalbums sind es vor allem diese Parts, die nach zwei Jahren ihre Wirkung eher noch verstärkt haben. Für Spotify  schadet es sicher nicht, dass die meisten Songs nicht länger als 3 Minuten sind. Irgendwie hören sie damit aber auch immer auf, wenn’s am schönsten ist und lassen Sehnsucht nach mehr.

Mit ‘Bitte verpiss dich’ geht das Licht in der Kneipe an, die irgendwie trotzdem nicht viel heller erscheint. Der letzte Rausschmeißer ist eine 20 minütige Version von ‘Kopf der Band’, die rumpelig und mit schrägen Orgelarrangements den langgezogenen Zapfenstreich noch länger zieht. Im April nächsten Jahres kommt ihr zweites Album raus. Sie haben die Latte hoch gelegt.