Hallo Luna, du bist Studentin und arbeitest ehrenamtlich bei der Nightline mit. Was genau ist die Nightline?
Wir sind ein Zuhörtelefon von Studierenden für Studierende. Uns geht es darum, den Anrufer*innen auf Augenhöhe zu begegnen.
Du willst im Gespräch anonym bleiben, Anonymität ist euch sehr wichtig. Warum?
Wir sehen uns als ein Zusatzangebot zu Freund*innen und Familie. Dadurch, dass unsere Gespräche anonym sind, fällt es meiner Meinung nach vielen leichter, frei zu sprechen. Wir hören einfach zu und geben unserem Gegenüber keine Tipps.
Wann können Studierende die Nightline erreichen?
Wir sind während des Semesters jeden Tag von 20 bis 24 Uhr erreichbar. In den Semesterferien teilen wir uns den Telefondienst mit den anderen deutschsprachigen Nightlines, zum Beispiel mit der Nightline Zürich. Jede Nightline arbeitet eine Woche, sodass immer irgendjemand erreicht werden kann
Bekommt ihr zu bestimmten Ereignissen oder Zeiträumen besonders viele Anrufe?
Ich habe beobachtet, dass während der Klausurenphase vermehrt Studierende bei uns anrufen. Zu dieser Zeit ist der Stress der Studierenden besonders groß.
Wie läuft ein Telefonat in der Regel ab?
Wer anruft, lenkt das Gespräch. Es ist zum Beispiel vollkommen in Ordnung, am Anfang des Gesprächs zu schweigen oder sich erstmal zu sammeln. Für konkrete Fragen haben wir einige Anlaufstellen und das Angebot, deren Nummern weiterzugeben. Unser Ziel ist es, dass jemand empathisch für die Anrufer*innen da ist und ihnen zuhört.
Welche Themen werden mit euch besprochen?
Das Spektrum an Themen ist breit. Wir hören bei allen Themen zu. Dadurch, dass die Nightline von Studierenden für Studierende gedacht ist, geht es häufig um Themen wie die Klausurenphase, WG- Stress, um Beziehungen oder Freundschaften. Viele Themen kennen wir selbst aus unserem Alltag. Beispielweise bei dem Stress in der Klausurenphase kann ich besonders mitfühlen.
Wie bist du zur Nightline gekommen?
Ich habe einen Sticker gesehen, mich bei der Nightline gemeldet und im Anschluss eine Schulung zu den Grundlagen unserer Arbeit gemacht. Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß.
Und was motiviert dich?
Es ist immer wieder ein besonderer Moment, Menschen bedingungslos zuzuhören. Außerdem sind die Leute im Verein sehr nett und ich habe dadurch neue Menschen kennengelernt.
Gibt es Momente, die dich bei deiner Arbeit besonders berühren?
Mich berührt es, wenn ich spüre, dass unser Gespräch gutgetan hat.
Ihr seid circa 50 Mitglieder im Verein. Wie gehe ich vor, wenn ich bei euch mitmachen möchte?
Neue Mitglieder sind sehr willkommen. Es klingt zwar im ersten Moment so, als ob wir viele Mitglieder sind, aber viele Leute machen beispielsweise auch ein Erasmus-Semester. Wer mitarbeiten möchte, kann sich über unsere Website oder per E-Mail melden. Jedes Semester gibt es zum Einstieg eine Schulung, bei der neue Mitglieder auf die Telefondienste vorbereitet werden. Unsere Mitglieder schulen wir in Zuhör- und Gesprächstechniken nach dem US-amerikanischen Psychologen Carl Rogers.
Wir starten dieses Semester Ende April mit den Infoabenden. Danach finden vier Schulungstage zur Einarbeitung statt.
Wie viele Dienste übernimmst du pro Semester?
Wie die meisten von uns versuche ich auf sechs Dienste im Semester zu kommen. Es ist keine Arbeit, die wöchentlich gemacht wird. Die Arbeit kann ohne vorgefertigte Zuteilung terminiert werden.
Ist die Arbeit bei der Nightline ein Ehrenamt?
Ja, wir sind nur ehrenamtliche Mitglieder und ein gemeinnütziger Verein. Wir werden von Spenden getragen. Die Arbeit ist also unbezahlt. Mitgefördert werden wir durch Spenden von der Universität, zusätzlich auch vom Studierendenwerk Freiburg und dem Studierendenrat.
Welche Unterstützung bekommt ihr, wenn ihr an eure Grenzen kommt?
Es sehr wichtig zu betonen, dass wir keine Beratungshotline sind. Wir sind auch keine ausgebildeten psychologischen Fachkräfte, deshalb fokussieren wir uns auf unsere Gesprächstechniken und das Zuhören. Dazu kommt, dass wir jedes Semester Supervisionen und Intervisionen haben. Bei den Supervisionen können wir uns mit erfahrenen Therapeut*innen austauschen. Es geht zum Beispiel um die Fragen: Wie reagiere ich gut? Welche Themen beschäftigen mich nach dem Telefonat? Außerdem bleibt dadurch das Schulungswissen immer aktuell.