Frau Spahn, Sie sind Direktorin des „Freiburger Forschungs- und Lehrzentrums für Musik“, kurz FZM. Frau Danko, Sie sind die Leiterin der Geschäftsstelle. Warum wurde das FZM gegründet?

Spahn: Die Idee des FZM ist – bezogen auf Studierende – vor allem, einen Austausch zwischen Musikhochschule und Universität herzustellen. Ganz konkret gab es dafür schon ein Beispiel: Das Freiburger Institut für Musikermedizin, in dem wir sitzen, gehört sowohl zur medizinischen Fakultät der Uni als auch zur Hochschule für Musik. Wir behandeln und betreuen hier im Institut Musiker, etwa, wenn sie wegen eines gesundheitlichen Problems nicht mehr spielen können.

Es gibt also schon in bestimmten Bereichen Kooperationen und nun haben die Musikhochschule und die Universität mit dem FZM eine neue, gemeinsame Einrichtung erschaffen.

Was genau ist also das FZM?

Spahn: Das FZM ist ein virtueller Raum. Es hat kein eigenes Gebäude, sondern die Mitglieder im FZM bleiben Teil ihrer jeweiligen Hochschule. Wenn ein Professor an der Uni angestellt ist, bleibt er dort. Die Studierenden werden doppelt immatrikuliert. Mit dem FZM bilden wir sozusagen das dritte Gemeinsame aus.

Danko: Ich würde den Begriff einer Plattform verwenden. Da treffen sich alle Leute in Freiburg, die musikbezogen forschen und lehren und bilden einen Ort, der vielleicht nicht physisch ist, aber wo man zusammenkommt und etwas voneinander und der musikbezogenen Arbeit erfährt.

Ich glaube, es gibt sehr viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Fächern an der Uni, die ein Einzeldasein in ihrem Fach fristen, weil sie sich mit musikbezogenen Themen beschäftigen und untereinander erstmal gar keinen Anschluss haben. Das wird sich jetzt ändern und hoffentlich viele anziehen. Wir versuchen, im FZM verschiedenste Leute zusammenzubringen.

Wie profitieren Studierende davon?

Spahn: Die Idee ist, dass Studierende sagen: Ich habe in meinem Studium sowieso ein Nebenfach, das kann ich jetzt aber auch an der Musikhochschule machen. Ein Nebenfach ist zum Beispiel Musiktheorie: Da beschäftigt man sich genauer mit der Konstruktion von Partituren und Harmonien. Und zwar nicht nur im Klassik-Bereich, sondern auch in Jazz und Pop.

Dann gibt’s Gehörbildung. Da wird geschaut, dass die Intonation stimmt, damit die Stimmung richtig ist. Aber es geht auch ums Hören von Musik als analytisches Hören.

Und das dritte ist unser Fach hier, am Institut für Musikermedizin, wo wir uns ja gerade befinden, das heißt Musikerphysiologie. Das ist kein Medizinstudium, sondern geht um die Grundlagen gesunden Musizierens, zum Beispiel Spielbewegungen, Lampenfieber. Da ist auch viel Psychologie dabei, wie man sich als künstlerische Persönlichkeit weiterentwickeln kann.

In diesen Nebenfächern muss man auch ein Instrument spielen und eine Aufnahmeprüfung machen, aber nicht wie bei einem Hauptfach an der Musikhochschule. Im Falle von Musikphysiologie ist es ein Zulassungsgespräch, in dem wir gucken wollen, ob die Bewerberin oder der Bewerber sich das Richtige darunter vorstellt.

Das Angebot richtet sich an die Leute, die diese Liebe zur Musik haben, aber ihr eigentliches Fach nicht aufgeben wollen.

Das hat auch viel mit der Öffnung der Institution zu tun. Die Musikhochschule ist schon eine Institution, in der man eine Aufnahmeprüfung gemacht haben und vorher viel gespielt haben muss. Aber nun sollen viele Angebote geöffnet werden, damit da ein Austausch stattfindet. Das ist die entscheidende Botschaft.

Wir meinen, dass es spannend ist, über den Tellerrand zu schauen und interdisziplinär zu denken. Die Musikhochschule will auch interessierte Menschen, die Musik nicht professionell ausüben wollen, erreichen.

Danko: Mit dem FZM soll es auch wieder eine Freiheit geben, die es vor den ganzen bürokratisierenden Änderungen in den Studiengängen und –abschlüssen einmal gab. Es soll wieder möglich gemacht werden, dass man querbeet studiert. Und damit das auch angerechnet werden kann, muss man den institutionellen Weg über diese Einrichtung des FZM gehen. Außerdem wollen wir zeigen, dass man Out-of-the-box denken kann, sich ausprobieren und kreativ sein kann. Das ist auch später auf dem Arbeitsmarkt hilfreich: Je spezifischer man in der Ausbildung ist, desto besser kann man sich positionieren.

Das Freiburger Forschungs- und Lehrzentrum Musik hat ja auch die Forschung im Namen. Was genau wird am FZM geforscht?

Spahn: An der Universität gibt es ja auch einige Fächer, die sich eigenständig sowieso mit Musik beschäftigen. Die tun sich jetzt mit den eher wissenschaftlich ausgerichteten Fächern der Musikhochschule zusammen und bilden Gruppen, in denen eigene Forschung durchgeführt wird.

Es gibt einerseits Fächerverbünde, aber auch Einzelpersonen, die in ihrem Schwerpunktthema einen Musikbezug haben und die eingeladen sind, sich zu diesem gemeinsamen themengeleiteten Austausch zu treffen.

Am 20. Mai 2022 findet ein Veranstaltungstag zu „Wissenschaft, Forschung und Kunst – Künstlerische Forschung im Dreiländereck“ statt. Was möchten Sie mit dieser Tagung erreichen?

Danko: Das Zentrum wurde 2019 eingerichtet und dann kam Corona. Das hat viele Weiterentwicklungsprozesse in den Hintergrund gerückt. Wir hoffen nun, dass viele Leute kommen und sich einfach mal wieder treffen und zusammen Musik und die Vorträge hören und dass der Tag das FZM auch bekannter macht.

Spahn: Bei der Veranstaltung wird es schon auch Reden geben. Interessant ist aber, dass das Programm nur von Studierenden und Promovierenden dargeboten wird. Insofern wäre es auch schön, wenn es ein studentisches Publikum wird.