Hallo Jolanda! Du studierst Soziologie und Psychologie an der Uni Freiburg, außerdem bist du im Orga-Team der diesjährigen Kritischen Einführungstage, kurz KrEta genannt. Worum geht es bei den KrEta?

Die Idee ist – wie der Name „Einführungstage“ sagt – eine Art alternative Ersti-Woche zu gestalten. Diese richtet sich aber neben Erstis auch an Menschen, die schon länger in Freiburg wohnen. Bei den Einführungstagen geht es darum, dass linke Gruppen aus Freiburg sich vorstellen und innerhalb einer Woche Veranstaltungen anbieten – das Ganze wird von uns koordiniert. So entsteht ein buntes Programm von verschiedensten Initiativen, das einen inhaltlichen Gegenpol zur regulären Ersti-Woche bietet.

Die KrEta hat bereits Jahre Tradition in Freiburg. Welche Besonderheiten gibt es 2021?

Dieses Jahr haben wir die Einführungstage „umgeframed“, es soll sich nicht mehr ausschließlich an Studierende richten, sondern an alle Interessierten. Es sind auch nicht mehr vorrangig Studierendengruppen wie in einigen Jahren zuvor; inzwischen ist das Programm sehr gemischt.

Welche Themenschwerpunkte setzen die beteiligten Gruppen?

Die Gruppen sind teilweise breit aufgestellt, teilweise haben sie Themenschwerpunkte. Unter anderem geht es um Geflüchtete – insbesondere um außereuropäische Migrationspolitik, dann natürlich ums Klima und um Feminismus mit verschiedenen Unterthemen. Ein weiterer Punkt sind Studi-Rechte, gerade im Bereich Arbeit und Anstellung an der Uni und anderswo.

Was steckt hinter dem Titel der Aktionswoche – wem gegenüber seid ihr kritisch?

Allgemein ist mit dem Titel “gesellschaftskritisch” oder “systemkritisch” gemeint. Es geht darum, die jetzigen gesellschaftlichen Gegebenheiten kritisch zu hinterfragen. In einigen Fachschaften gibt es Gruppen wie die Kritischen Mediziner*innen oder die Kritischen Jurist*innen, die auch Studieninhalte thematisieren. „Kritisch“ könnte man auch als akademisches Code-Wort für „politisch links“ beschreiben.

Wie ist das Bündnis KrEta entstanden?

Die Motivation war, linke Gruppen vor Ort zu vernetzen und sie für neue Mitglieder zu öffnen. Wir im Orga-Team sind Menschen aus den verschiedenen Gruppen, die sich bei den Einführungstagen vorstellen und uns austauschen.

Ein Anliegen war uns immer, das Programm bunt zu gestalten. Bei den KrEta geht es nicht nur um frontale Vorträge, sondern auch um gegenseitiges Kennenlernen und einen niedrigschwelligen Einstieg in politische Initiativen. In der Woche können Teilnehmer*innen einfach ins Gespräch kommen und Freiburg von einer anderen Seite kennenlernen – zum Beispiel in Stadtrundgängen.

An wen richtet sich das Angebot vorrangig – sollte man zum Beispiel Aktivismus-Erfahrung mitbringen?

Wir versuchen, da recht offen und zugänglich zu sein. Es ist klar, dass das Angebot eventuell bereits Aktive anspricht. Insbesondere dieses Jahr adressieren wir aber auch explizit Nicht-Studis! 2020 gab es aufgrund der Pandemie nur begrenzte Möglichkeiten zur Vernetzung, deshalb hoffen wir dieses Mal auf vielfältige Teilnehmer*innen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Hintergründen. Egal ob mit fünf Jahren Aktivismus-Erfahrung oder komplett ohne.

Was erhofft ihr als Veranstalter*innen von den diesjährigen Einführungstagen?

Wir freuen uns auf einen Schwall neuer Leute mit viel Motivation, das ist über Corona etwas eingeschlafen. Dann hoffen wir natürlich, dass die Leute sich nicht mehr so alleine fühlen in ihrer Verzweiflung mit der aktuellen Gesellschaft, und dass sie in unseren Gruppen Möglichkeiten sehen, sich gegen Missstände zu wehren.