Vor fünf Jahren startete die gebürtige Hamburgerin Mariybu ihre Rap-Karriere mit ihrer ersten EP BITCHTALK. Zwei Jahre später kam mit dem Debütalbum SLAYBAE der Genre-Switch von Hip Hop zu Hyperpop. Jetzt ist ihr zweites Studioalbum ein tag göttin über ihr eigenes Label tangatunes erschienen.

Schon der erste Track „8 Uhr“ gibt vor, welche Orte und welche Stimmung auf dem Album wiederkehren. Nostalgisch singt Mariybu vom Ende einer langen Partynacht in Berlin. Mit verhallter Stimme zum Trance-Sound blickt sie auf die Nacht und ihre Begleitung zurück: „Wärme im Bauch und im Herzen nur Frieden“. Party, Drogen, Berlin – Themen, die uns über die Albumlänge begleiten werden. Doch Mariybu präsentiert uns kein reines Feier-Album: In „wie du mich mochtest“ reflektiert sie mit zarter Stimme über eine toxische Ex-Beziehung: „Hör‘ deine Stimme noch in meinem Kopf“. Die Lyrics zeigen klar, wie schwerwiegend negative Kommentare zum eigenen Körper sind und wie diese Erinnerungen einen nachhaltig beeinflussen können.

In „jetzt kommst du an“ zeigt Mariybu klare Kante und schickt den Ex-Typen, der nach viel zu langer Zeit wieder angekrochen kommt, wieder dahin zurück, wo er herkommt. Nochmal lässt sie sich nicht darauf ein, zu glücklich ist sie jetzt über das, was sie machen kann: „Ich leb‘ meinen Traum / und merk, dass ich dich gar nicht brauch / Es ist so perfekt wie es ist so ganz ohne dich“. „lass mich gehen“ ist eine queere Hymne mit einem Hauch von Dad-Humor: „Ich bin vom TÜV! Darf ich deine Hupen testen?“. Auf „Queer & Laut“ gastiert die Bremerhavener Rapperin REEZA. In „ein, zwei schläge“ wird es kinky: Mit zartem erotischem Flüstern finden BDSM-Fantasien ungewohnt explizit ihren Weg ins Hörer*innen-Herz.

Auch wenn der Name anderes vermuten lässt: Der Titeltrack „ein tag göttin”, über das Ertränken von Depressionen in Alkohol und Drogen (natürlich in Berlin), leitet wieder in ernstere Gefilde. „einsam“ verlässt erstmals den von Four-to-the-Floor-Beats gepflasterten Weg: „Nur das kann niemand seh’n / Mein echtes Ich zeig‘ ich keinem“. „Spiele jede Rolle bis zur Perfektion / Ich zu sein hat sich für mich noch nie gelohnt“.

Mit ihrem zweiten Album unter der eigenen Labelgründung erweitert Mariybu erneut ihr musikalisches und textliches Repertoire, bleibt vielschichtig und geht über Grenzen hinaus.