Hallo Sammy, du studierst im 1. Semester Deutsch und Geschichte auf Lehramt und arbeitest nebenher im Café in Herdern. Was machst du genau im Café?

Im Café mache ich mehr oder weniger alles. Von Kellnern bis hin zu Kaffee machen, auch ein bisschen Latte Art, also das, was so die meisten im Café können.

Wie bist du darauf gekommen im Café zu arbeiten?

Ich habe im Händel-Wohnheim gewohnt und auf Google Maps gesucht, wo das nächste Café in der Nähe ist. Eine Bar war mir mit Arbeitszeiten wegen des Studiums ein bisschen zu stressig. Und dann dachte ich mir, ich frage dort einfach mal nach und hab meine Nummer dagelassen. Und zu der Zeit, während Corona, hatten alle großen Personalmangel. Und dann sollte ich zur Vorstellung vorbeikommen und jetzt arbeite ich schon zweieinhalb Jahre hier.

Welche Erwartungen hattest du von der Arbeit bevor du angefangen hast?

Ich habe mir gedacht, dass es ein sehr entspanntes Arbeiten wird. Dass es weniger etwas ist, bei dem du zum Beispiel im Büro sitzt und als Hiwi Dokumente korrigieren musst. Sondern, dass du mit zwei oder drei coolen Leuten in den Schichten eine entspannte Zeit hast, ein bisschen Kaffee trinkst und parallel mit ein paar Kunden quatschen kannst und dann auch noch den Job machst, dass alles clean ist und dabei nice Mucke hören kannst. Und so ist es eigentlich auch.

Gab es etwas, dass dich überrascht hat, als du angefangen hast?

Ich hätte nicht gedacht, dass man in einem Café in manchen Schichten zu siebt oder zu acht arbeiten muss, weil so viele Leute kommen. Gerade die Tage um Ostern, wenn es richtig heiß wird, ist es verrückt. Ich war auch überrascht, wie viel man wissen muss, damit es läuft und es alle entspannter haben. Wenn man die Preise nicht kennt, die Hälfte der Bestellung vergisst und man dann alles nochmal machen muss, wird es chaotisch.

Gab es Herausforderungen für dich?

Ich fand vor allem am Anfang große Bestellungen und das Kopfrechnen schwierig. Ich habe mich ziemlich oft verrechnet, vor allem wenn es später wurde. Manchmal ist es auch körperlich anstrengend und das ist glaube ich etwas, was man nicht erwartet. Wenn du innerhalb von 3 Stunden draußen 50 bis 100 Leute mit Getränken versorgst, geht das auf die Arme. Mittlerweile habe ich mich aber daran gewöhnt.

Das einzig Nervige ist das Aufstehen wegen der Frühschichten. Aber das Tolle im Café ist, du hast den direkten Konter gegen Müdigkeit.

Wie sieht dein Zeitplan während des Semesters aus?

Je nach Winter und Sommer sind die Öffnungszeiten unterschiedlich. Ich habe zwei feste Schichten in der Woche und arbeite zwischen 5 und 8 Stunden je Schicht. Im Sommer sind es eher 8-Stunden-Schichten.

Aktuell hast du zwei feste Schichten die Woche. Wie lässt sich dein Job mit der Uni kombinieren?

Ich kann meine Arbeitszeit relativ gut dem Semester anpassen, weil die meisten, die dort arbeiten auch Studis sind, die auch alle jedes Semester neue Stundenpläne bekommen. Leute, die dort länger arbeiten, wie auch ich, haben einen kleinen Vorteil in der Hinsicht, dass sie oftmals ein bisschen früher gefragt werden, wann sie arbeiten möchten.

Generell ist die Absprache simpel. Wir haben eine große WhatsApp-Gruppe und wenn du mal nicht kannst, schreibst du rein, dass du eine Vertretung brauchst. Es findet sich fast immer jemand, der die Schicht übernimmt.

Wie groß ist der Stress bei deiner Arbeit?

Eigentlich nicht groß. Aber wenn ich zum Beispiel 8-Stunden gearbeitet habe und wirklich die Hölle los war, dann komme ich nach Hause und bin schon ein bisschen fertig. Und umgekehrt, wenn ich zum Beispiel Uni- und Klausurenstress habe, dann kann sich das auf die Arbeit im Café auswirken. Sodass ich dann nicht dauerhaft gute Laune habe und vielleicht nicht so aufmerksam bin.

Ist die Arbeit im Café auch eine Zeit, in der du den Kopf frei von der Uni bekommst?

Ja, voll. Das liegt auch daran, dass die Leute mit denen man arbeitet nochmal ein ganz eigener Kreis an Menschen ist, der sich von dem Freundeskreis, von der Uni oder von dem Sportkreis unterscheidet. Nach einer Zeit kennst du alle und triffst dich auch parallel an der Uni wieder.

Was würdest du anderen Studierenden sagen: Warum genau im Café arbeiten?

Wegen der Arbeitszeiten und weil ich immer einen Kaffee trinken kann, wenn ich will. Außerdem arbeiten hier viele andere Studis. Oft gehen wir zusammen feiern, machen Spieleabende oder kochen zusammen.

Das Café ist ein Ort, wo deine ganzen Leute auch hingehen können, und – auch wenn du gerade arbeitest – entspannt mal einen Kaffee trinken können. Ein Mehrwert ist natürlich noch, dass du dadurch, dass du mit so vielen unterschiedlichen Gruppen von Leuten zu tun hast, lernst, auch mit allen möglichen Leuten an der Uni umzugehen.

Was sollten interessierte Studierende für den Job mitbringen?

Ich denke das Wichtigste ist, offen mit Leuten umgehen und offen sprechen zu können. Dass du bei blöden Kommentaren von Gäst*innen ruhig bleibst oder die Situation mit Humor auffängst. Man muss auch in Bezug auf unterschiedliche Menschen sozial anpassungsfähig sein. Du musst genauso mit einer Familie umgehen und sprechen können wie mit älteren Leuten oder Paaren. Wichtig ist auch, dass du aufmerksam bist und du erkennst, wer von den Gäst*innen wann etwas braucht.

Deine drei wichtigsten Dinge am Job im Café?

Teamharmonie. Das Kaffeetrinken. Die Atmosphäre.

… und was ist mit Geld?

Da muss man sagen, wir bekommen den Mindestlohn. Ich bin schon gut auf das Geld angewiesen, ich bekomme kein Bafög, zahle viel Miete und muss mehr als die Hälfte, von dem was ich im Monat ausgebe, durch die Arbeit verdienen. Deswegen ist das Trinkgeld auch sehr wichtig bei der Arbeit. Ich habe immer das Gefühl, dass es die Kunden merken und honorieren, wenn man in der Schicht mega am Viben ist und sich gut versteht. Wenn ich Kaffee trinken gehe, gebe ich auch meistens echt gutes Trinkgeld.

Bereichert der Job dich auch auf persönlicher Ebene? 

Ja voll. Ich bin jetzt kein perfekter Latte Art Künstler und da ist es schon nice, wenn du einen guten Cappuccino reingießt und jemand dir die Rückmeldung gibt, wie toll der aussieht. Das Schönste für mich ist, wenn jemand ein Foto davon macht.