Hinter den extravaganten Kostümen, funkelnden Pailletten und dramatischem Make-up von Drag-Artists verbirgt sich mehr als das bloße Auge erkennt. „Für mich bedeutet Drag die Möglichkeit, mich und meine Verbundenheit zu meiner Heimat auszudrücken und verschiedene Facetten meiner Persönlichkeit zu zeigen“, erklärt Betty BBQ.

Freiburgs prominente Dragqueen betont, dass visuelle Elemente zwar einen Teil der Drag-Kultur ausmachen, Drag gehe aber über äußere Erscheinungen hinaus. Es zelebriere Transformation und Selbstinszenierung. Drag-Performerinnen und – Performer erschaffen laut Betty BBQ mit Bewusstsein und Hingabe eigene Charaktere, die häufig eine Mischung aus Fantasie und persönlichen Erfahrungen darstellen.

„Drag ermöglicht mir, mich von gesellschaftlichen Schranken zu lösen und mich frei zu fühlen“, erklärt Betty. Geschlechtergrenzen sollen verwischt und dekonstruiert werden. Drag Queens und -Kings wollen demnach deutlich machen, dass Geschlecht fluide sein kann und dass Identitäten existieren, die jenseits traditioneller Vorstellungen liegen. Die Newcomerin Chloe de la Choco erklärt: „Es geht für mich darum, sich immer wieder neu zu erfinden. Ich nutze Drag auch, um meine feminine Seite auszuleben.“

Die Drag-Artists sind vor Anfeindungen nicht sicher. „Auch im Jahr 2023 existiert immer noch Bodyshaming und Diskriminierung – selbst während oder nach dem CSD“, so Chloe de la Choco. Sie wünscht sich, dass Menschen mit einem „falschen Bild“, offener mit dem Thema umgehen oder selbst eine Drag-Show besuchen.

Die Verwobenheit von Drag mit der LGBTQ+-Gemeinschaft mache Drag zur Zielscheibe von weniger toleranten Menschen. Unter dem Motto Protect Drag liefen viele Drag Queens – und Kings auf dem CSD 2023 mit. Ziel sei, ein Zeichen gegen Diskriminierung und Gewalt zu setzen.

Vom Philosophiestudenten zur Drag-Queen Miss Jacuzzi

uniCROSS hat Nic, auch bekannt als Miss Jacuzzi, bei seiner kompletten Verwandlung zur Drag-Queen begleitet. Im Interview spricht der 23-Jährige über seine Erfahrungen und die Initiative Protect Drag.

Auch Betty BBQ kämpft nach wie vor noch mit negativen Kommentaren: „An manchen Tagen kann es schwierig sein, aber ich versuche, mich nicht davon beeinflussen zu lassen und mich auf meine Leidenschaft für Drag zu konzentrieren.“ Sie halte sich dann vor Augen, dass negative Kommentare oft aus Unwissen und Vorurteilen entstehen.

Erfahrungen mit der Kunstform Drag

Die uniCROSS-Autorinnen Anna und Dina teilen im Interview mit Lyna ihre Erfahrungen mit der Kunstform Drag, die sie während des Produktionsprozesses und des Interviews mit Miss Jacuzzi gemacht haben.

Eine Gemeinschaftsproduktion von Lyna Jülicher, Dina Chami und Anna Endriß im Rahmen des Seminars „Einführung in den crossmedialen Journalismus“ für Studierende der Medienkulturwissenschaft. Seminarleitung, Redaktion: Ada Rhode, Andreas Nagel, Philip Thomas.