Etwa 270 Menschen aus Freiburg und Umgebung machen bei der GartenCoop mit. Darunter sind auch viele Studierende. Die Kooperative wurde 2011 ins Leben gerufen und bezeichnet sich als eine selbstorganisierte, basisdemokratische Initiative der solidarischen Landwirtschaft. Das Projekt zielt in erster Linie darauf ab, die Ursachen der Klimakrise zu bekämpfen, denn eine grundlegende Ursache sind CO2-Emissionen, die direkt und indirekt durch das globale, industrielle Ernährungssystem zustande kommen.

GRAIN ist eine internationale NGO, die kleine Bauernhöfe und soziale Bewegungen in deren Kampf um sozial-gerechtes und vielfältiges Essen unterstützt. Die Arbeitsergebnisse der GRAIN von 2014 zeigen, dass unter anderem die Entwaldung und Landwirtschaft, sowie die Lebensmittelverarbeitung, -verpackung und der Transport die Hälfte der CO2-Emissionen verursachen.

Luciano Ibarra ist einer der Mitbegründer*innen der GartenCoop in Freiburg und möchte unter anderem mit einer Gruppe von Aktivist*innen und jungen Gärtner*innen strukturelle Veränderungen erzielen. „Wir streben danach, eine kleine Keimzelle zu schaffen, die dann ein Modell in der Gesellschaft verbreiten kann“, sagt Ibarra.

Mitglieder sind für den Hof verantwortlich

Simon Schulte promoviert an der Fakultät für Umwelt und natürliche Ressourcen an der Uni Freiburg und ist seit zwei Jahren Mitglied bei GartenCoop. Ab und zu arbeitet er auf dem Hof mit. „Regionales Anbauen zu unterstützen und ein Teil einer solidarischen Gemeinschaft zu sein sind meine Hauptanliegen bei GartenCoop mitzumachen“, sagt Simon.

GartenCoop funktioniert nach einem solidarökonomischen Konzept bei dem der Hof im Mittelpunkt steht und nicht wie üblich der Markt. Es geht also nicht um Profit, sondern um nachhaltiges Anbauen. Der Hof der GartenCoop befindet sich in Tunsel, dort werden circa 10 Hektar Ackerfläche – etwa die Fläche von 14 Fußballfeldern – bewirtschaftet.

Die gesamte Verantwortung für den Hof übernehmen die Mitglieder der GartenCoop. Das heißt, die Betriebskosten des Hofes werden berechnet und dann wird das Budget mit einer Beitragsempfehlung vor der jährlichen Mitgliederversammlung an die Mitglieder geschickt. Die Mitglieder orientieren sich an dieser Empfehlung, jedoch können sie sich frei für einen Beitrag entscheiden. Die einzige Bedingung ist, dass die Betriebskosten von der Summe der Mitgliederbeiträge am Ende gedeckt werden.

Genau wie die Verantwortung, ist auch das Eigentum von Produktionsmitteln und die Ernte kollektiviert. Das heißt, die Mitglieder teilen die wöchentliche Ernte unter sich auf, gleichgültig, ob sie gut oder schlecht ausfällt.

Studierende arbeiten aktiv mit

Fest angestellt sind bei GartenCoop sieben Menschen. Alle Mitglieder müssen jährlich fünf bis sechs halbe Tage auf dem Hof oder bei der Verteilung mitarbeiten, wodurch sie einen Bezug zum Produkt aufbauen und die Arbeit zur Fertigung der Nahrungsmittel und die damit verbundenen Schwierigkeiten selbst erleben, sagt Ibarra. Genau diese Arbeitstage sind besonders wichtig für Simon. Denn er baut dadurch einen Bezug auf zum Gemüse, das er isst und teilt die Ernte mit anderen Mitgliedern.

Studierende wie Simon sind für die GartenCoop wichtig: „Sie beteiligen sich gerne an Einsätzen, weil sie zeitlich manchmal etwas flexibler sind als Arbeitnehmer*innen“, sagt Ibarra.

Der Weg muss kurz sein

Meist wissen die Konsument*innen wenig über die Herkunft der Produkte. „Auch ein Bio-Label sagt dir überhaupt nichts über die Distanz, die Menge eingesetzter Energie, die dahinter verborgenen Arbeitsverhältnisse oder die Beschaffenheit des Saatguts“, sagt Ibarra. Deshalb will die GartenCoop die Trennung zwischen Produzenten*innen und Konsument*innen aufheben. Das heißt, der oder die Konsument*in ist durch die jährlichen Arbeitstage auch Produzent*in. Die Grundprinzipien der GartenCoop lauten: Nähe und Bezug zum Lebensmittel, kurze Wege, ein Beitrag für Landwirtschaft statt Produktpreise. Ein Beitrag zur Landwirtschaft bedeutet, dass mit dem Ertrag kein Gewinn erzielt, sondern nur den Bedarf deckend angebaut wird.

Außerdem legen die Organisator*innen viel Wert auf schonenden Umgang mit Ressourcen und achten besonders auf die Art und Weise des Produkttransports: Der Weg muss kurz sein. Die 19 Kilometer lange Strecke fährt das Verteilerteam mit Carsharing-Transporter zu einem Hauptverteilungspunkt in Freiburg und von dort mit Fahrrad+Anhängern zu kleineren Verteilungspunkten. Die wöchentliche Aktion versorgt die Mitglieder mit der saisonalen Ernte, die sie selbst von den Verteilungspunkten abholen können.

Foodsharing

Verschiedene Organisationen bemühen sich, die Ursachen der Klimakrise zu bekämpfen. GartenCoop macht das durch regionales Anbauen, die Foodsaver durch das Retten von Lebensmittel. Nenad Savic zeigt, wie seine Arbeit als Foodsaver aussieht.

Lebensmittel retten bedeutet Umwelt schützen

Weltweit werden circa 4 Milliarden Tonnen Lebensmittel produziert. Davon landen 1,3 Milliarden im Müll. In Deutschland werfen die Menschen im Durchschritt mehr als 85 Kilogramm Lebensmittel pro Kopf im Jahr weg. Auch in Freiburg, der Ökostadt, sind die Container voll mit Lebensmitteln, die man ohne Bedenken noch essen könnte. Essen wegzuwerfen gilt als eine der Hauptursachen für die Klimakrise. Einige Menschen versuchen deshalb Lösungen dafür zu finden. „Foodsharing“ ist ein Netzwerk, das 2012 gegründet wurde. Mittlerweile engagieren sich viele Menschen dort, so wie „Foodsaver“ Nenad Savic, der in Freiburg aktiv ist.